Urlaub mit COPD – Wie? Wo? Wann?

„Zu reisen ist zu leben”, sagte schon Hans Christian Andersen. Doch für Lungenpatient:innen kann Verreisen in eine besondere Belastung ausarten – es sei denn, sie beachten einige Hinweise.
 | 24.05.2022

Gerade unter den COPD-Patient:innen befürchten so manche, dass die Zeit des Reisens mit ihrer Diagnose vorbei ist. Doch das muss nicht sein – denn solange ein paar wichtige Aspekte beachtet werden, kann auch das Leben mit einer Lungenerkrankung aktiv und von Abenteuern geprägt sein. Aus dem Alltag für eine kurze Zeit aussteigen, am Strand oder im Kloster, auf dem Fahrrad oder zu Fuß, in den Bergen oder am Meer – vieles ist möglich.

Die Wahl des Urlaubsortes

Balearen, Nordsee oder die Alpen? Welcher Zielort und welche Reiseart für einen Urlaub in Frage kommen, hängt zunächst von der Schwere der eigenen Erkrankung ab. Ein Gespräch mit dem oder der behandelnden Lungenärzt:in sollte hier eine wertvolle Hilfestellung bieten: Welche Urlaubsregion ist für mich geeignet? Welche Aktivitäten kann ich vor Ort wahrnehmen?

Grundsätzlich sollten bei der Wahl des Urlaubsortes Höhenlage, Luftqualität und Temperatur eine Rolle bei der Entscheidung spielen:

In den Bergen ist die Luft in der Regel weniger von Schadstoffen und Pollen belastet als in niedrig gelegenen Regionen. Doch Vorsicht: Je höher man kommt, umso geringer ist der Sauerstoffgehalt der Umgebungsluft. Zudem kann der verminderte Luftdruck Lungenpatient:innen stark zu schaffen machen. Im Mittelgebirge bis etwa 1.500 Metern über dem Meeresspiegel atmet es sich daher deutlich leichter als in höheren Gebieten. Eine besonders gute Luftqualität findet man außerdem in Luftkurorten, die sich auf die Therapie und Rehabilitation von Lungenpatient:innen spezialisiert haben.

Wen es mehr zum Wasser zieht, für den könnte das Mittelmeer ein attraktives Reiseziel sein: Es gehört nach wie vor zu den beliebtesten Reisezielen im Sommer. Für Lungenpatient:innen bieten sich hier gleich mehrere Vorteile: An erster Stelle steht der kurze Flug. Denn die übliche Reisehöhe eines Passagierflugzeugs kann die Atemwege von COPD- und Asthma-Patient:innen in Stress versetzen. Außerdem sind die Temperaturen am Mittelmeer – gerade in Frühjahr und Herbst – noch etwas gemäßigter, stellen also keine allzu große Belastung dar. Worauf man auch achten sollte: Hitze und Luftfeuchtigkeit können die Symptome einer COPD verschlimmer und Kreislauf und Herz belasten. Sehr schwüle oder heiße Gebiete sollte man daher meiden.

Das Gute kann so naheliegend sein: An Nord- und Ostsee herrschen auch im Sommer sehr günstige Bedingungen für Lungenpatient:innen: Die Temperaturen sind in der Regel gemäßigt und die an Aerosolen reiche Meeresluft befeuchtet die Atemwege. Manche COPD-Patient:innen vertragen allerdings den hohen Salzgehalt der Meeresluft weniger gut. Was sich anbietet: Bei kurzer Anreise das gewünschte Reiseziel über ein langes Wochenende zu “testen”. Die meisten Lungenpatient:innen spüren recht schnell, ob ihnen das Klima vor Ort gut tut und bei einem Kurztrip ist das Risiko kalkulierbar.

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Wer gerne Städtereisen unternimmt, sollte einige Dinge beachten: So kann die Schadstoffbelastung in Großstädten zu einem großen Stress für die Atemwege werden. In öffentlichen Verkehrsmitteln herrscht zudem oft schlechte Luft und viel Gedränge. Ein Tipp für Reisende, die nicht auf Paris, New York und Co. verzichten wollen: Die Unterkunft etwas auswärts buchen. So umgeht man die größte Schadstoffbelastung und gönnt der Lunge zumindest nachts ein wenig Ruhe.

Reisen mit Sauerstoff

Eine besondere logistische und gesundheitliche Herausforderung ist das Reisen für sauerstoffpflichtige Lungenpatient:innen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie darauf verzichten müssen. Gerade bei Flugreisen gilt jedoch: Eine gute Vorbereitung ist alles. Denn je höher die Flughöhe, umso niedriger die Sauerstoffsättigung in der Kabine: Bei einer beispielhaften Höhe von 2100 bis 2400 Metern sinkt sie um ganze 4%. Die Folge: Auch im Blut der Passagier:innen befindet sich nun weniger Sauerstoff – die Atemfrequenz steigt, damit die Lungen mehr vom lebensnotwendigen Gas aufnehmen können. Gerade für Lungenpatient:innen mit fortgeschritteneren COPD-Stadien ist es daher zentral, bei Bedarf ein Sauerstoffgerät zur Verfügung zu haben. Gut, dass die meisten Fluggesellschaften inzwischen auf solche Fälle vorbereitet sind:

  • Nahezu alle Airlines stellen ein einheitliches Formular bereit, das man einige Tage vor Abflug herunterladen und ausfüllen kann, um die Mitnahme von mobilen beziehungsweise medizinischen Sauerstoffgeräten zu beantragen.
  • Nicht vergessen: Das Gerät muss mit ausreichend langer Laufzeit oder Ersatzbatterien transportiert werden, denn das Aufladen im Flugzeug ist nicht möglich. Manche Airlines bieten aber auch hier Sonder-Services an, die man im Kundendienst erfragen kann.
  • Für Vielflieger:innen, deren medizinischer Zustand stabil ist, bieten viele Fluglinien die sogenannte FREMEC (Frequent Travellers Medical Card, zu deutsch: Medizinischer Ausweis für Vielreisende) an. Mit diesem zeitlich – meist auf ein Jahr – begrenzt gültigen Pass erhalten Lungenpatient:innen am Flughafen die Unterstützung, die sie benötigen (zum Beispiel Hilfe beim Ein- und Aussteigen oder Zugang zu speziellen Lounges, um sich zu erholen). Ein weiterer Vorteil: Inhaber:innen dieses Passes werden viel schneller durch die Abfertigung geschleust. Zudem weiß das Personal an Boden und in der Luft darüber Bescheid, wie im Notfall mit den Patient:innen umgegangen werden muss.

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Während Reisen für die meisten Menschen eine unkomplizierte Angelegenheit ist, müssen Lungenpatient:innen einige zusätzliche Hinweise beachten. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass ihre Reisemöglichkeiten eingeschränkt sind. Wer diese Tipps berücksichtigt, kann trotz COPD, Asthma und Co. ein Leben mit vielen Abenteuern und Wohlbefinden führen.

Quellen:
– Kronenzeitung, 2022: Lungenerkrankungen. Ohne Atemnot in den Urlaub fliegen. Abgerufen via https://www.krone.at/2693453 am 05.05.2022
– Lufthansa: Gesund reisen. Abgerufen via https://www.lufthansa.com/de/de/gesund-reisen am 06.05.2022
– Foto: Natalia Lisovskaya / Shutterstock.com

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