Lungenemphysem – Was ist ein Emphysem?

Ein Emphysem ist eine chronische Erkrankung der Lunge, bei der entzündliche Prozesse zu einer Veränderung des Lungengewebes führen. Doch wie entsteht ein Emphysem eigentlich und woran erkenne ich, ob ich betroffen bin?
 | 01.02.2022

Das Wort Emphysem leitet sich aus dem Griechischen Wort “en physao” ab, das übersetzt „Blase“ bedeutet. Ein treffender Begriff – denn ein Emphysem bedeutet eine Überblähung der Lungenbläschen. Man schätzt, dass etwa eine Million Menschen in Deutschland an einem Lungenemphysem leiden, doch die eindeutige Diagnose ist nicht ganz einfach – häufig sind Patient:innen an einer Mischform zwischen chronischer Bronchitis und Emphysem erkrankt. Die Hauptursache ist das Tabakrauchen. Doch wie kommt es nun überhaupt zu einer solchen Überblähung?

Was passiert in der Lunge?

Ein Lungenemphysem ist durch eine fortschreitende Beschädigung von feinen Strukturen des Lungengewebes gekennzeichnet. Im gesunden Zustand besteht im Lungengewebe ein Gleichgewicht von zwei Arten von Eiweißen: den abbauenden (im Fachjargon Proteasen genannt) und den schützenden, die man als Antiproteasen bezeichnet. Wird dieses Gleichgewicht nun jedoch gestört – etwa durch eingeatmete Schadstoffe oder einen Mangel an bestimmten Eiweißen – kann dies zu einer Beschädigung oder gar Zerstörung der Lungenbläschen führen.

Diese feingliedrigen Gebilde umgeben also wie ein Netz unsere kleinsten Atemwege und transportieren somit Sauerstoff in unsere Blutbahnen und zu unseren Organen. Beim Lungenemphysem werden die dünnen Trennwände der Lungenbläschen jedoch zerstört und es bilden sich größere Emphysemblasen oder Bullae, wie Ärzt:innen sie nennen. Das Ganze wird auch als bullöses Lungenemphysem bezeichnet.

Die aufgeblähten Emphysemblasen drücken Teile des Bronchialsystems zusammen und führen dadurch zu einer Obstruktion, also einer Verengung der Bronchien. Die Folge: Die eingeatmete Luft kann nun nicht mehr vollständig abgeatmet werden und sammelt sich in den Lungenbläschen. Es kommt daher zu einer Überblähung der Lunge, weshalb der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt.

Was sind die Symptome eines Lungenemphysems?

Das Hauptsymptom bei Patient:innen mit Lungenemphysem ist die Atemnot – zunächst tritt sie nur bei Belastung auf, doch im weiteren Verlauf kann sie sich auch im Ruhezustand bemerkbar machen. Das liegt daran, dass die zerstörten Lungenbläschen immer weniger Sauerstoff ins Blut befördern und immer mehr Kohlenstoffdioxid in der Lunge verbleibt. Die Beschwerden treten meist schleichend und mit der Zeit auf und werden über Monate und Jahre hinweg deutlicher.

Zusätzlich zur Atemnot können einige Patient:innen bläulich verfärbte Lippen, Fingernägel oder Ohrläppchen bekommen, auch Zyanose genannt – ein weiteres Zeichen für einen massiven Sauerstoffmangel. Dieser bedingt zusätzlich, dass Betroffene über die Zeit immer mehr Gewicht verlieren, schneller müde werden und insgesamt weniger leistungsfähig sind. Logisch – denn der Körper bekommt einfach “nicht genug Luft”.

Die Überblähung der Lunge führt bei manchen Patient:innen sogar zu einer anatomischen Veränderung, dem sogenannten “Fassthorax”. Vereinfacht gesagt: Der Brustkorb entwickelt sich in die Richtung eines Fasses, wird also oben breiter. Dann kann man auch äußerlich erkennen, dass die Lunge mehr und mehr Raum einnimmt. Doch wie stelle ich nun zweifelsfrei fest, ob ich bereits unter einem Lungenemphysem leide?

Welche Möglichkeiten zur Diagnose gibt es?

Wer bereits den Verdacht hat, dass er unter einem Lungenemphysem leidet, sollte sich seiner oder seinem Fachärzt:in zuwenden. Für die Diagnose gibt es mehrere Wege:

  • Die Aufnahme eines Röntgenbildes: Eine der am häufigsten genutzten Verfahren, das alleine aber nicht ausreicht für eine zweifelsfreie Diagnose
  • Ein Lungenfunktionstest mit und ohne lungenerweiternden Medikamente
  • Die Blutgasanalyse – in Ruhe und unter Belastung, also zum Beispiel auf dem Fahrrad
  • Die Messung der Gasaustauschfläche, auch Diffusionsmessung genannt
  • Eine computertomographische Aufnahme (CT) des Thorax beziehungsweise Brustkorbs
  • Eine Messung der Blutwerte – sie hilft maßgeblich dabei, einen Alpha-1 Antitrypsinmangel auszuschließen, der sich direkt im Blut messen lässt
  • Die allgemeine Untersuchung: Sie ist sinnvoll, um ein Asthma oder eine Allergie auszuschließen und den allgemeinen Gesundheitszustand der Patient:innen festzustellen
roentgenaufnahme ueberblaehte lunge
Überblähte Lungen in einer Röntgenaufnahme. Die großflächigen schwarzen Flecken zeigen die übermäßige Menge an Luft im Brustkorb an.

3 Formen des Lungenemphysems

Die Diagnose ist gestellt – was nun? Auch beim Lungenemphysem handelt es sich um eine individuelle Erkrankung, die bei jedem und jeder Betroffenen anders aussehen kann. Grundsätzlich wird jedoch in drei Formen des Lungenemphysems unterschieden:

  1. Lungenemphysem bei COPD

    Der häufigste Typ ist das Lungenemphysem bei COPD. Es tritt als Folge einer chronisch obstruktiven Bronchitis (COPD) auf und betrifft in der Regel eher den oberen Bereich der Lunge. Im Fachjargon wird es auch zentrilobuläres Lungenemphysem genannt.

    Die Ursache einer COPD ist eine dauerhafte Belastung mit Schadstoffen, wie sie vor allem beim Tabakrauchen in die Atemwege gelangen. In neun von zehn Fällen ist das Rauchen an der Entstehung einer COPD beteiligt. Aber auch Schadstoffe am Arbeitsplatz oder aus der Umwelt können eine Überblähung begünstigen. Etwa jede:r dritte Patient:in bildet im Verlauf einer COPD ein Lungenemphysem aus.

  2. Lungenemphysem bei Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

    In seltenen – man geht von etwa einem von 100 Fällen aus – kann ein Lungenemphysem auf einen Alpha-1-Antitrypsin-Mangel zurückgeführt werden. Ein komplizierter Name! Bei einer solchen Ursache leiden Patient:innen an einem Mangel eines bestimmten Proteins, das entzündetes Lungengewebe schützt. In der Regel ist davon eher der untere Bereich der Lunge betroffen, auch als panlobuläres Emphysem bezeichnet.

    Diese Form des Emphysems entsteht dementsprechend als Folgeerkrankung eines angeborenen Eiweißmangels. Am häufigsten wird diese Diagnose zwischen 30. und dem 40. Lebensjahr festgestellt, wenn die durch das Emphysem verursachte Atemnot auftritt.

  3. Altersemphysem

    Das Altersemphysem ist die dritte Form – und eine natürliche Alterserscheinung, bei der die Lunge mit der Zeit an Elastizität verliert. Es stellt keine Krankheit dar, bildet keine Symptome aus und muss daher in der Regel auch nicht behandelt werden.

Doch abgesehen von den drei Arten der Emphyseme werden Betroffene meist noch einer weiteren Gruppe zugeordnet: Den Patient:innen-Typen.

2 Patient:innen-Typen der COPD

Kein Emphysem ist wie das andere, denn die Krankheit kommt mit einem ganzen Spektrum an Ausformungen. Die Extreme markieren zwei charakteristische Typen: Die Pink Puffer und die Blue Bloater.

  • Pink Puffer sehen eher hager aus, ringen häufig nach Luft und haben Probleme, den Schleim abzuhusten. Bei ihnen steht das Emphysem im Vordergrund der COPD.
  • Die Blue Bloater, bei denen die COPD im Vordergrund steht, sind eher von kompakter oder gedrungener Statur und leiden meist unter starkem Auswurf. Sie haben jedoch weniger Probleme beim Abhusten des Schleims.

Zwischen diesen Extremformen gibt es etliche Zwischenstufen und Variationen. Grundsätzlich ist jeder und jede Betroffene individuell zu betrachten, doch die beiden Patient:innen-Typen helfen Ärzt:innen bei der Einordnung und der Suche nach der richtigen Therapie.

Ein Lungenemphysem ist eine ernsthafte Erkrankung der Atemwege, mit weitreichenden Folgen. Dennoch gilt auch hier, dass die Ausprägung und damit die Belastung im Alltag sehr unterschiedlich ausfallen kann. In jedem Fall sollten Betroffene sich frühzeitig über ihre Krankheit informieren und mit dem oder der Ärzt:in des Vertrauens besprechen. Denn es gibt einige Wege, wie man trotz Lungenemphysem ein aktives und gutes Leben führen kann.

Quellen:
– Nationale Versorgungsleitlinie Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung, 2. Auflage, Version 1, AWMF Registernummer- nvl 003, Stand: 25.06.2021, gültig bis 24.06.2026
– Nationale Versorgungsleitlinie Patienten Leitlinie Chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD; Registernummer 020 – 006, Stand: 01.01.2018, gültig bis 30.06.2022
– Vogelmeier, C. et al.: Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD). Stand 01.01.2018 gültig bis 30.06.2022
– Universitätsklinikum Marburg: Alpha-1-Antitrypsin-Zentrum
– Manych, M.: Prävalenz und Komorbiditäten des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels in Deutschland. In: Pneumologie, 2017, 71(08): 497
– Bundesverband der Pneumologen und Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin: Lungenärzte im Netz
– Fotolia.com

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