Atemwegserkrankungen der oberen und unteren Atemwege besser verstehen

Erkrankungen der Atemwege zählen beim Menschen zu den häufigsten Leiden überhaupt. Doch welche Atemwegserkrankungen gibt es eigentlich und wie hängen sie zusammen?
 | 13.09.2022

Atemwegserkrankungen sind in jeder Statistik zur Volksgesundheit prominent vertreten: Sie sind in Deutschland der zweithäufigste Grund für Arbeitsausfälle und noch dazu weltweit die zweithäufigste Todesursache. Die Lungenkrankheiten Asthma und COPD gehören mit jeweils etwa sieben Millionen Patient:innen zu den deutschen Volkskrankheiten.

„Normale“ Atemwegsinfekte betreffen nahezu jeden einmal – beispielsweise bei der jährlichen Saison von viralen oder bakteriellen Krankheitserregern. Solche akuten Atemwegsinfektionen verbreiten sich schnell und verursachen in der kalten Jahreszeit regelrechte Grippewellen. Doch wo ist die Verbindung zwischen kurzzeitigen Infekten und chronischen Erkrankungen?

Ursachen von Atemwegserkrankungen

Erkrankungen der Atemwege sind in den meisten Fällen entzündlicher Natur. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Lunge ist ein offenes System, in das über die Atmung neben dem lebenswichtigen Sauerstoff auch Krankheitserreger und Schadstoffe eindringen. So gelangen zum Beispiel Staub, Rauch, Bakterien und Viren in die Atemwege, wo sie Entzündungen verursachen können.

Neben äußeren Faktoren können zudem angeborene Fehlbildungen, Gendefekte, Verletzungen oder anatomische Besonderheiten die Ursache von Atemwegsstörungen darstellen. Beispielsweise werden manche Menschen mit einem Gendefekt geboren, der einen besonders zähen Schleim verursacht. Diese Patienten leiden an einer zystischen Fibrose, auch Mukoviszidose genannt.

Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege

Atemwegserkrankungen kann man grundsätzlich nach dem Ort der Erkrankung unterscheiden. In den oberen Atemwegen sind es vor allem die unterschiedlichen Typen der Sinusitis, die vielen Betroffenen zu schaffen machen.

Eine Sinusitis ist eine Entzündung in den Hohlräumen, die um die Nase herum angegliedert sind – die Nebenhöhlen. Ursache dafür sind meist Engstellen im Bereich der Eingänge von der Nase bis zu den Nebenhöhlen. Sie können den natürlichen Schleimfluss soweit stören, dass sogar Operationen notwendig sein können, um die Engstellen zu beseitigen. In den meisten Fällen versucht man jedoch zuerst, mit Hilfe von Kortisonsprays die Schleimhaut zu behandeln, sodass sie weniger schnell anschwillt. Bei dauerhaften entzündlichen Belastungen in den oberen Atemwegen ist auch ein sogenannter „Etagenwechsel“ zu befürchten. Davon spricht man, wenn sich ein infektiöses Geschehen von den oberen auf die unteren Atemwege überträgt. Man nimmt heute an, dass dieses sinubronchiale Syndrom auch häufig an der Entstehung von chronischen Erkrankungen der unteren Atemwege beteiligt ist. Im englischen Sprachraum nennt man dieses Phänomen auch Post-Nasal-Drip-Syndrom.

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In den unteren Atemwegen ist eine Bronchitis die häufigste Form der Erkrankung. Dabei entzündet sich die Schleimhaut in den Bronchien und es kommt zu einer vermehrten Schleimproduktion. Die chronische Form der Bronchitis, die häufig bei Raucher:innen anzutreffen ist, birgt die Gefahr, in eine COPD, also eine chronisch-obstruktive Bronchitis, überzugehen. Sie ist vor allem durch eine fortschreitende Verengung der Atemwege gekennzeichnet.

Häufige Atemwegserkrankungen im Überblick

Erkrankungen der oberen Atemwege

  • Akute und chronische Rhinitis
  • Akute und chronische Sinusitis
  • Kehlkopfentzündung (Laryngitis)

Erkrankungen der unteren Atemwege

  • Akute und chronische Bronchitis
  • Asthma bronchiale
  • Bronchiektasen
  • COPD
  • Lungenemphysem
  • Lungenentzündung (Pneumonie)
  • Lungenhochdruck
  • Lungenkrebs
  • Mukoviszidose

Akute und chronische Atemwegserkrankungen

Akute Infektionen der Atemwege wie eine Bronchitis, Sinusitis oder Rhinitis inklusive deren Mischformen sind keine Seltenheit. Schnupfen, Husten und Halsschmerzen zählen zu den typischen Beschwerden eines solchen akuten Geschehens, das jedoch nach ein bis zwei Wochen meist wieder vorbei ist. Wenn eine Belastung jedoch konstant vorhanden ist, dann können auch chronische Atemwegserkrankungen entstehen. Zigarettenkonsum, Allergien oder eine Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz sind die häufigsten Ursachen von chronischen Geschehen in den Atemwegen.

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Von Heuschnupfen (auch „allergische Rhinitis“ genannt) sind etwa 10-20 Millionen Menschen in Deutschland betroffen. Es handelt sich um eine durch Pollen verursachte Entzündung der Nasenschleimhaut, die sich häufig auch in chronische Erkrankungen wie Asthma oder eine chronische Sinusitis auswächst.

Bei der chronischen Form der Bronchitis kommt es zu einer dauerhaften Umwandlung der Bronchialschleimhaut mit Schwellung, Schleimbildung und Zusammenziehen der Bronchialmuskulatur. Häufig werden hier auch die sogenannten Zilien, oder Flimmerhärchen, in Mitleidenschaft gezogen, die unter anderem dafür zuständig sind, den Schleim zum Abhusten nach oben zu befördern.

Die COPD und das Lungenemphysem werden hauptsächlich vom Rauchen verursacht. Durch den Zigarettenrauch werden die Zellen in den Bronchien und Alveolen dazu angeregt, vermehrt sogenannte Elastasen – Enzyme, die elastisches Gewebe auflösen – abzugeben, was dann zur Auflösung der Alveolen und somit zum Emphysem führen kann. Die Folgen sind dauerhaft entzündete und verengte Bronchien. Laut WHO ist die COPD bereits heute die dritthäufigste Todesursache – Tendenz steigend.

Demgegenüber ist das Asthma bronchiale durch überempfindliche Bronchien gekennzeichnet, die sich anfallsweise verengen, zum Beispiel als Reaktion auf Allergene. In Deutschland leiden etwa zehn Prozent der Kinder und fünf Prozent der Erwachsenen an asthmatischen Symptomen. Mithilfe der medikamentösen Therapie lässt sich das Asthma bronchiale jedoch gut kontrollieren. Die Krankheit endet deshalb nur in seltenen Fällen tödlich.

Wichtig für das allgemeine Verständnis von Atemwegserkrankungen ist: Sie kommen selten alleine. In sehr vielen Fällen ist beispielsweise neben den unteren Atemwegen auch der obere Zweig betroffen – oder umgekehrt. Zudem können sich akute Infekte, gerade wenn sie öfter auftreten, zu einem chronischen Leiden entwickeln. Allerdings sind einem hier nicht die Hände gebunden: Seinen Körper zu beobachten und vor allem frühzeitig mit einem oder einer Lungenfachärzt:in zu sprechen, kann in solchen Fällen nicht schaden. Denn wer früh gegensteuert und sich seine Gesundheit zu Herzen nimmt, wird belohnt – mit einem längeren Leben und mehr Wohlbefinden.

Quellen:
– Foto: Fotolia.com

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