Die Heilkraft der salzhaltigen Luft ist unbestritten. Aus diesem Grund ist eine Reise ans Meer für viele Atemwegspatienten weit mehr als ein paar Tage Abwechslung, denn das Inhalieren salzhaltiger Luft hat eine wohltuende und befreiende Wirkung. Seeklima wirkt positiv bei chronischer Entzündung der Atemwege, wie beispielsweise bei der chronischen Bronchitis oder der bereits mit eingeschränkter Lungenfunktion einhergehenden chronisch obstruktiven Bronchitis (COPD).
Die Strände der Nord- und Ostsee sind in diesem Sommer voller als je zuvor und nicht von jedem Ort in Deutschland sind die Küsten schnell zu erreichen. Dennoch brauchen Sie auf „Luft wie am Meer“ nicht zu verzichten, denn mit Hilfe von Gradierwerken gibt es zahllose Orte im Land, an denen Sie die gesundheitsfördernde Wirkung erleben und nutzen können.
Gradierwerke sorgen für solehaltige Luft
In großen Bauwerken fließt salzhaltiges Wasser (Sole) an Reisigbündeln in die Tiefe. Dabei entsteht in der Umgebung salzhaltige Luft, die besonders gut zur Linderung von Atemwegserkrankungen geeignet ist. Durch das Einatmen salzhaltiger Luft werden die Atemwege befeuchtet. Die feinen Salzkristalle besitzen eine sekretlösende Wirkung, reinigen die Atemwege intensiv von Bakterien und lassen die Schleimhäute abschwellen.
Eine Liste der deutschen Gradierwerke, sortiert nach Bundesländern, finden Sie hier: www.kurorte-und-heilbaeder.de. Orte, die das Prädikat Sole-Heilbad tragen, bieten über die Gradierwerke hinaus auch therapeutische Angebote.
Seeklima und Freiluft-Inhalation
Etwa in der Mitte zwischen Dortmund und Hannover befindet sich eines der hochprädikatisierten Heilbäder für Sole und Kneip: Bad Salzuflen. Und dort steht eines der modernsten Gradierwerke in Europa. Um mehr darüber zu erfahren, sprechen wir mit Stefan Krieger, Geschäftsführer der Staatsbad Bad Salzuflen GmbH.
Mit salzhaltiger Luft und deren besonderer Wirkung auf die Atemwege kennt er sich aus: Stefan Krieger war Tourismusdirektor auf Borkum. Seit 2014 engagiert er sich in Bad Salzuflen für die natürliche Gesundheitsförderung.
Herr Krieger, was genau bewirkt ein Gradierwerk?
Gradierwerke sind sozusagen Freiluft-Inhalatorien. Bei uns rieseln täglich bis zu 600.000 Liter Sole aus drei Bad Salzufler Quellen über Schwarzdornwände, zerstäuben zu feinstem Nebel und bilden ein meerähnliches Klima. Die beim Zerstäubungsprozess entstehenden Aerosole beleben mit jedem Atemzug den Körper. Besucher mit Atemwegserkrankungen spüren den Effekt sofort. Sie atmen befreiter und tiefer. Aber auch jeder, den es durch Zufall zu den Gradierwerken verschlägt, bemerkt einen Energieschub.
Besonders intensiv spüren unsere Gäste die Luftqualität im begehbaren ErlebnisGradierwerk mit Sole-Nebelkammer sowie im neuen Erlebnis- und Gesundheitspark – den wir als die „Grüne Lunge“ bezeichnen.
Erzählen Sie uns mehr über die „Grüne Lunge“
Das sind die Salzufler Parkwelten – der Dreiklang von Kur-, Landschafts- und Naturpark und damit wohl die größte Parklandschaft, die mitten in der Stadt beginnt. Direkt an den Gradierwerken liegt unser Kurpark mit einem einzigartigen Vital- und Gesundheitsangebot. Dieser geht über in den Landschaftspark mit riesigem alten Baumbestand, einem See mit Ruderbootverleih und Wildgehege. Für Gäste und Einheimische gleichermaßen ein hoher Freizeitwert. Insbesondere für Menschen mit Atemwegserkrankungen, die aktiv sein wollen, haben wir dort barrierefreie Wanderwege. Wer noch weiter will, kann den dahinterliegenden Naturpark Teuteburger Wald entdecken. Es geht sozusagen direkt von der Seeluft in die Waldluft.
Barrierefreie Wege sind schon ein guter Punkt, gibt es noch mehr zum Thema Atmung?
Ja, es gibt sogar ein sehr umfangreiches Angebot. Die Atemübungen unter therapeutischer Anleitung an den Gradierwerken sind sicher ganz besonders effektiv. Auch unser neuer Atemwegsparcour findet großen Zuspruch. Wir haben auf unserem „Unendlich-Weg im Park“ fünf Stationen für Atemübungen, an denen Sie Anleitungen finden, um diese selbstständig durchzuführen. Übernachtungsgästen steht das Aktiv“-im-Park“- Programm kostenfrei zur Verfügung. Bis zu vier Kurse am Tag können besucht werden – neben der Atemgymnastik sind auch entspannende Bewegungen wir beispielsweise beim Tai Chi sehr beliebt. Eine Vielzahl unserer Gastgeber sind auf die besonderen Wünsche und Bedürfnisse von Atemwegspatienten eingestellt und bieten ein Rundum-Sorglos-Paket. Abholservice, enge Betreuung – auch mit Ärzten, organisatorisches Handling mit Sauerstoff und vieles mehr. Unser Team in der Tourismuszentrale kennt die Häuser sehr gut und stellt Ihnen gerne die passenden Unterkünfte für die persönlichen Bedürfnisse zusammen. Mit der langjährigen Erfahrung und unserer besonders hohen Dichte an Ärzten und Therapeuten, sind wir in Bad Salzuflen besonders komfortabel aufgestellt.
Sorglosigkeit ist aktuell ein hochwichtiges Thema. Corona schafft viel Unsicherheit. Wie ist das bei Ihnen in Bad Salzuflen?
Ich verstehe die Sorgen sehr gut. Wenn man die Bilder aus den Urlaubs-Hot- Spots sieht, dann ist schon aufgrund der Anzahl der Besucher kaum Abstand einzuhalten. Bei uns ist das anders. Es war schon immer etwas beschaulicher und mit unseren Heilmitteln sowie den therapeutischen Angeboten sind wir im gesamten ein ruhigeres Reiseziel. Der medizinische Hintergrund des Ortes war jetzt für die Corona-Vorgaben ein echter Vorteil. Wir konnten die Hygienekonzepte sehr schnell und umfassend entwickeln und umsetzen. Glücklicherweise haben wir das Thema Digitalisierung in den letzten Jahren vorangetrieben, sodass wir heute eine klare Zugangsregelung zum Kurpark haben. Wir begrenzen die Anzahl und wissen immer genau wie viele Menschen dort sind. Die Gruppen für unsere Bewegungsangebote, wie z. B. Atemwegsgymnastik, haben wir noch mal verkleinert und an jedem einzelnen Servicepunkt gibt es Hygienestationen.
Inzwischen sind wir gut auf diese neue Situation eingestellt und bieten auch wieder ein Rahmenprogramm und Kurkonzerte an. Alles mit den gebotenen Abstands- und Hygieneregeln und einem Höchstmaß an Sicherheit. Es ist weniger groß und viel, doch alle Angebote sind für unsere Gäste zugänglich und wir freuen uns über die glücklichen Gesichter, wenn die Menschen Erholung bei uns finden. Von meinem Büro kann ich auf die Gradierwerke schauen und sehe jeden Tag, wie entspannt es bei uns ist und wie gut das den Menschen tut.
Herr Krieger, das ist ein schönes Abschlusswort. Vielen herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und die Zeit, die Sie uns geschenkt haben.
Mehr Information erhalten Sie von 9.00 bis 17.00 Uhr im Kurgastzentrum, Parkstraße 20, 32105 Bad Salzuflen, telefonisch unter 05222/183183 und jederzeit unter
www.staatsbad-salzuflen.de
Tipp: Die Krankenkassen bezuschussen Aktivwochen mit 160,- Euro pro Woche. Hier sind auch viele Orte mit Gradierwerken dabei. Mehr Informationen dazu finden Sie unter: www.aktivwoche.info/die-aktivwoche/kassenzuschuss
Quellen:
– https://de.wikipedia.org/wiki/Gradierwerk
– http://www.kurorte-und-heilbaeder.de/gradierwerke.html
– Fotos: Staatsbad Bad Salzuflen GmbH
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