COPD: Atemtherapie oder Physiotherapie – was hilft?

Atemtherapie, Physiotherapie und Inhalation. Für die Behandlung der COPD stehen den Betroffenen verschiedene Wege offen. Doch was davon hilft mir nun am besten?
 | 05.03.2024

Die drei Buchstaben AHA kennen Atemwegspatient:innen nicht erst seit Corona – denn sie stehen für ihre täglichen Begleiter Auswurf, Husten und Atemnot. Doch eine physiotherapeutische Atemtherapie kann zu leichterem Atmen verhelfen. Denn mit speziellen (Atem-)Übungen und Techniken kann man diesen Beschwerden effektiv entgegenwirken und die Bronchien bei ihrer Arbeit unterstützen. Doch wie geht das? Indem man ein Trainingsprogramm unter fachlicher Anleitung erstellt – und individuell zu Hause durchführt.

Atemtherapie bei COPD – Was ist das?

Vorweg muss man wissen: Obstruktive Atemwegserkrankungen wie Asthma und COPD sind mit einer gestörten Atmung und häufig mit festsitzendem Sekret in den Bronchien verbunden. Es gilt also, Schleim effektiv abzuhusten und zu einer leichteren Atmung zu gelangen. Zudem gilt es, einen passenden Atemrhythmus zu entwickeln und die Atemmuskulatur zu stärken, sodass sie den Atemprozess optimal unterstützen kann.

Eine Atemtherapie kann man sich wie eine auf Lungenpatient:innen abgestimmte Physiotherapie vorstellen. Ziel der Behandlungstechniken ist dabei immer, die individuellen Atembeschwerden zu verbessern.

Zu diesen Übungen und Techniken zählen beispielsweise die Folgenden:

TechnikZiel
AtemtechnikenAtemnot lindern
HustentechnikenEffektiv und schonend abhusten,
zähen Schleim nach oben befördern
DehnübungenBeweglichkeit steigern, beispielsweise des Brustkorbs)
Gymnastische AtemübungenKraft- und Ausdauertraining
Belastbarkeit steigern
Atemmuskulatur stärken
InhalationstechnikenInhalationssyteme richtig anwenden
AtementspannungAtembewusstsein entwickeln
Stress abbauen
Atemtherapiegeräte (OPEP)Bronchien von Schleim befreien

Soweit, so klar. Doch wie läuft eine Atemtherapie nun ab? Zu Beginn einer Atemtherapie steht die Zusammenarbeit von Patient:in und Therapeut:in im Mittelpunkt. Zum Hintergrund: Atemphysiotherapeut:innen sind Physiotherapeut:innen mit einer speziellen Zusatzausbildung, die sich mit bestimmten Atem-, Husten– und Inhalationstechniken beschäftigt. Doch wie gelangt man nun an eine solche Therapie?

Anbieter für eine fachlich angeleitete Atemphysiotherapie

Atemtherapeutische Schulungen werden beispielsweise von Rehakliniken für Lungenpatient:innen angeboten. Auch regionale Lungensportgruppen können gute Ansprechpartner:innen sein – ebenso wie Atemphysiotherapeut:innen mit einer eigenen Praxis. So bietet beispielsweise die Atemwegsliga auf ihrer Website eine Suche nach Physiotherapeut:innen an, die sich im Bereich der Atemtherapie fortgebildet haben. Die Suchmaske findet man hier.

Wer bezahlt eine Atemtherapie oder Atemphysiotherapie?

Im nächsten Schritt braucht man eine Verordnung durch den oder die behandelnde Lungenfachärzt:in. In einigen Fällen kann das auch die Hausärzt:innen-Praxis erledigen. Doch wer zahlt diese Form der Therapie?

Für Lungenpatient:innen mit Asthma und COPD übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten. Bei einer Erstverordnung werden gewöhnlich sechs Therapieeinheiten zu je 20 Minuten verschrieben. Weitere Verordnungen sind möglich. Grundsätzlich besteht sogar die Möglichkeit, eine sogenannte „Langfristgenehmigung“ für die Atemphysiotherapie zu beantragen. Wird diese bewilligt, können Patient:innen mindestens ein ganzes Jahr lang atemtherapeutische Leistungen in Anspruch nehmen. Doch auch unabhängig davon kann man sich mit fachkundiger Begleitung einen Trainingsplan für Atemwege und Muskulatur erstellen lassen – um anschließend zu Hause eigenständig und alleine zu trainieren.

Atemtherapie bei COPD: So kann ein Übungsprogramm aussehen

Selbstverständlich ist es auch möglich, sich sein eigenes Trainingsprogramm zusammenzustellen. Jedoch gilt hier: Bevor man mit dem Training beginnt, sollte man unbedingt mit dem oder der Lungenfachärzt:in die grundsätzliche Eignung dafür abklären – das gilt besonders für Patient:innen mit fortgeschrittener COPD.

  1. Kraft- und Dehnübungen als Teil der Atemphysiotherapie

    Mit Atembeschwerden können schon alltägliche Aktivitäten wie Einkaufen, Putzen oder Waschen zur Belastung werden. Mit regelmäßigen Trainingseinheiten, die man in den Alltag einbaut, kann man Kraft und Ausdauer trainieren – und dadurch die Dinge des alltäglichen Lebens leichter bewältigen. Atemtherapeutin Michaela Frisch stellt in ihrem Blog einige Übungen dazu vor.
  2. Husten- und Atemtechniken für die Atemtherapie

    Für Patient:innen mit Asthma oder COPD, die chronisch husten, ist es wichtig, die Bronchien regelmäßig von Schleim zu befreien. Denn unkontrollierter Husten schädigt die feinen Flimmerhärchen, die eigentlich für die natürliche Reinigung der Lunge zuständig sind. In ihrem Blog stellt die Atemphysiotherapeutin Anja Kornblum-Hautkappe einige Techniken vor, die den Husten so schonend und effektiv wie möglich machen.
  3. Atementspannung

    Chronische Lungenerkrankungen wie Asthma oder COPD bringen aber auch andere, zusätzliche Belastungen mit sich. Diese können Auslöser von innerer Unausgeglichenheit, Verspannung und Stress sein. Als Ausgleich bieten sich Entspannungsübungen an, die gezielt mit der Atmung arbeiten. Die Übungen können dabei helfen, Abstand vom Alltagsstress zu nehmen und ein besseres Atembewusstsein zu entwickeln.
  4. Atemtherapiegeräte für Lungenpatient:innen

    Eine sinnvolle Unterstützung zu Atemtechniken können auch Atemtherapiegeräte sein. Sie helfen unter anderem dabei, Sekret zu lösen – denn zäher Schleim, der sich in den Bronchien festsetzt und die Atemwege verengt, verursacht chronischen Husten und verstärkt die Atemnot vieler Atemwegspatient:innen. Das Abhusten muss daher unbedingt erleichtert werden – und genau hierfür wurden sogenannte PEP-Systeme entwickelt. Sie übertragen einen positiven Druck auf die Atemwege, der beim Ausatmen in das Gerät entsteht. Dadurch wird zäher Schleim von den Bronchialwänden gelöst und leichter abtransportiert beziehungsweise abgehustet. Man kann sich das in etwa so vorstellen, als würde man eine Ketchup-Flasche aus Glas schütteln – woraufhin der Inhalt sich von den Wänden löst. Bestimmte PEP-Systeme (z.B. RC-Cornet®, Flutter VRP 1®) werden in der Patient:innen-Leitlinie von COPD und Lungenemphysem empfohlen und sind in der Regel auch erstattungsfähig.

Buchtipps: Atemphysiotherapie, Atemtherapie und Co.

Die folgenden Bücher führen leicht verständlich in die Atemtherapie ein, geben hilfreiche Tipps und stellen konkrete Übungen anschaulich vor.

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Dem Autor Lungenfacharzt Dr. Michael Barczok geht es vor allem um eines: Das Verständnis für das wichtigste Atmungsorgan zu vertiefen und sie in die Lage zu versetzen, ihre Lungengesundheit zu verbessern.
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Atemtherapie, Physiotherapie, Atemtraining – es gibt diverse Ansätze und Methoden, um sich den Alltag mit COPD oder Asthma zu erleichtern. Sie alle zielen darauf ab, die Symptome der Lungenerkrankung besser in den Griff zu bekommen – und Betroffene in ihrem Umgang damit zu unterstützen. So lebt es sich trotz chronischer Atemwegserkrankung besser, einfacher und mit mehr Wohlbefinden.

* = Affiliatelinks/Werbelinks

Quellen:
– AOK, 2020: Atemtherapie – wie Sie mit einfachen Übungen das Atmen entspannen. Abgerufen bei https://www.aok.de/pk/magazin/wohlbefinden/entspannung/atemtherapie-wie-sie-mit-einfachen-uebungen-das-atmen-entspannen/ am 19.02.2024
– Weise, S. (et al.): Empfehlungen zur physiotherapeutischen Atemtherapie (2. Aufl.). Oberhaching/München, 2008.
– Vogelmeier, C. (et al.): S2k – Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD). Pneumologie 2018; 72: 253–308.
– Foto: Rido / Shutterstock.com

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