Die 6 besten Tipps gegen Atemnot

Atemnot beschreibt das beklemmende Gefühl, nur erschwert Luft zu bekommen. Doch woher kommt Atemnot eigentlich – und wie kann ich sie mit Hilfe von Atemtherapie-Techniken in den Griff kriegen?
 | 18.06.2024

Tipp 1: Atembewusstsein entwickeln

Woher kommt Atemnot? Und wie kann ich sie kontrollieren? Zunächst ist ein grundlegendes Verständnis des Atmungsprozesses eine wichtige Voraussetzung, um die physiologischen Vorgänge im eigenen Körper besser zu verstehen. So sind an der Atmung neben der Lunge mit ihrem System von größeren und kleineren Atemwegen auch verschiedene Muskeln und Sehnen wie das Zwerchfell und die Atemhilfsmuskeln in unserem Brustkorb beteiligt. Ein Bewusstsein für dieses Zusammenspiel einzelner Körperteile hilft, dem Entstehungsprozess von Atemnot auf den Grund zu gehen – und so die passenden Atemtechniken und Übungen besser umsetzen zu können.

Tipp 2: Bewusst atmen

Wenn man die Atmung bewusst steuern möchte – beispielsweise unter Belastung oder bei akuter Atemnot –, ist das Erlernen bestimmter Atemtechniken wichtig. Diese Techniken helfen, die Atmung zu beruhigen, den Körper mit Energie zu versorgen und die Kontrolle zu behalten. Bewusste Atmung versorgt zudem unser Gehirn mit Sauerstoff und führt uns in einen Entspannungszustand.
Die erste Voraussetzung dafür ist, sich zunächst mit der eigenen unbewussten Ein- und Ausatmung zu beschäftigen. Dafür empfiehlt es sich, sich einmal bequem hinzusetzen und den Atemfluss ohne Beeinflussung zu beobachten. Was man dabei häufig feststellt:

Falsch: Flache Brustatmung

Im Alltag atmen wir oft unbewusst eher kurz und flach. Die Konsequenz: Wir füllen beim Einatmen nur den oberen Teil der Lunge mit Luft. Das Zwerchfell – eigentlich unser wichtigster Atemmuskel – und der Bauchbereich sind dabei jedoch kaum an der Atmung beteiligt.

Richtig: Tiefe Bauchatmung

Ziel der Einatmung ist es, die ganze Atemmuskulatur zu aktivieren und möglichst den gesamten Lungenraum mit Luft zu füllen. Dafür atmet man zunächst tief in den Bauch ein. Bei der Eigenbeobachtung sollte man sich fragen: Kann ich spüren, wie sich das Zwerchfell zusammenzieht? Kann ich beobachten, wie sich der Bauch dabei nach außen wölbt?

Falsch: Kurze Ausatemphase

Ein weiterer häufiger Fehler, der uns im Alltag unterläuft: Nach dem Einatmen gehen wir schnell wieder zum Luftholen über. Doch dabei entleeren wir nur einen Teil der Lunge und belüften sie folglich nicht vollständig.

Richtig: Länger aus- als einatmen

Ziel der Ausatmung ist es, die ganze Luft aus der Lunge zu befördern. Das erfordert eine tiefe, gleichmäßige und möglichst lange Ausatmung. Auch hier gilt es wieder, sich selbst zu beobachten: Kann ich spüren, wie sich mein Zwerchfell bei der Ausatmung ausdehnt und die Luft aus der Lunge herauspresst? Eine gute Übung hierfür ist es, doppelt so lange aus- wie einzuatmen – beispielsweise durch den Einsatz der Lippenbremse. Doch wie funktioniert diese eigentlich genau?

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Tipp 3: Lippenbremse einsetzen

Zunächst gilt es zu wissen: Die dosierte Lippenbremse sollte man einsetzen, wenn man den Körper einer Belastung aussetzt – oder im Fall einer akuten Atemnot. Denn sie bewirkt, dass die Bronchien beim Ausatmen weit geöffnet bleiben. Dabei entweicht die Luft gleichmäßig aus der Lunge, um sich im Anschluss wieder mit sauerstoffreicher Luft aufzufüllen. Bei der Lippenbremse handelt es sich um eine so effektive und doch einfache Technik, dass jede:r Lungenpatient:in sie kennen und davon profitieren sollte.

Und so geht’s: Zunächst legt man die Lippen aufeinander, wobei die Oberlippe leicht vorgestülpt wird. Dann atmet man so lange wie möglich gegen die nur einen Spalt weit geöffneten Lippen aus, sodass die Luft langsam und gleichmäßig entweichen kann, ohne sie herauszupressen. Dadurch blähen sich die Wangen etwas auf. Bei korrekter Anwendung dauert das Ausatmen länger als das Einatmen.

anwendung lippenbremse
Durch die korrekte Anwendung der Lippenbremse kann man Atemnot gezielt entgegenwirken.

Tipp 4: Täglich Atemübungen durchführen

Lungenpatient:innen mit Atemnot profitieren grundsätzlich von einer gezielten Dehnung und Kräftigung der an der Atmung beteiligten Muskulatur. Dies lässt sich mit bestimmten Atemübungen erreichen, die jeder Mensch leicht erlernen kann. Doch was sind die richtigen Übungen für mich?

In unserer Rubrik „Atemübungen mit Michaela Frisch“ beispielsweise stellt die stellv. Vorsitzende der AG Lungensport einige einfache Übungen vor. Für viele Lungenpatient:innen ist außerdem ein inspiratorisches Training der Einatmungs-Muskulatur (IMT) mit bestimmten Atemtherapiegeräten sinnvoll. Besonders für Betroffene von Asthma oder COPD aller Schweregrade bietet sich zudem die Teilnahme am Lungensport an, der speziell auf Lungenpatient:innen abgestimmt und von fachkundigen Expert:innen betreut wird. Auch eine Reha-Maßnahme kann empfehlenswert sein, um ein von Fachpersonal betreutes Training durchzuführen und hilfreiche Übungen zu erlernen.

Tipp 5: Richtig abhusten

Gerade bei Lungenerkrankungen wie der COPD bildet sich häufig ein zähflüssiges Sekret in den Bronchien, dass die Atemwege zusätzlich verengt, einen Hustenreiz auslöst und die Atmung erschwert. Deshalb ist der Vorgang des Abhustens wichtig, um die Atemwege zu befreien sowie Atemnot und Husten zu reduzieren.

Diesen Prozess können Betroffene vor allem durch die richtige Hustentechnik und den Einsatz von bestimmten Atemtherapiegeräten wirksam unterstützen:

  • Beim Abhusten kommt es darauf an, das Sekret von den Bronchialwänden zu lösen und nach oben zu befördern. Dafür beugt man sich leicht vornüber und hustet kurz und kräftig – jedoch nicht gewaltsam – gegen die geschlossenen Lippen, so dass die Wangen sich kurz aufblähen. Der dabei entstehende Gegendruck weitet die Atemwege und verhindert ein Verkrampfen der Bronchien.
  • Atemtherapiegeräte wie das RC-Cornet® PLUS oder das VRP1® Flutter übertragen einen positiven Druck und Vibrationen auf die Atemwege. Dadurch wird zähes Bronchialsekret gelockert und aus den Bronchien befördert.

Tipp 6: Ausdauer trainieren

Auch wenn es seltsam klingen mag: Die beste Vorbeugung von Atemnot ist regelmäßiges Training der Ausdauer. Nur wer aktiv bleibt, kann seine körperliche Belastbarkeit erhalten oder verbessern und somit den Verlust der Lungenfunktion aufhalten.

  • Ganz wichtig: Bewegung soll Spaß machen! Suchen Sie sich eine Aktivität, die zu Ihnen beiden passt und bei der die Freude an der eigenen Beweglichkeit nicht zu kurz kommt. Wandern, Nordic Walking, leichtes Joggen, Radfahren, Tanzen, Schwimmen und Gymnastik sind nur einige von vielen möglichen Sportarten.
  • Schon ein täglicher Spaziergang kann helfen. Ein positiver Effekt macht sich bereits ab 2 Stunden Spazierengehen pro Woche bemerkbar. Optimal ist ein Pensum von 3-6 Kilometern täglich.
  • Auch Arbeiten im Haushalt und im Garten oder der tägliche Gang zum Bäcker oder zum Supermarkt halten Sie fit.

Wie viel Belastung und Aktivität angemessen ist, hängt stark von der Verfassung der oder des Einzelnen ab. Patient:innen mit starker Atemnot sollten die Art und Weise des Trainings mit dem oder der Lungenfachärzt:in abstimmen.

Atemnot ist niemals ein schönes Gefühl – allerdings haben Betroffene von Lungenerkrankungen zahlreiche Möglichkeiten, sie schnell und effektiv in den Griff zu bekommen. Wichtig ist jedoch stets, Eigeninitiative zu ergreifen und sich weiterzubilden im Umgang mit der eigenen Erkrankung.

Quellen:
– Deutscher Allergie- und Asthmabund, o.D.: Atemübungen. Abgerufen bei https://www.daab.de/atemwege/asthma/asthma-im-alltag/atemuebungen-und-entspannung am 31. Mai 2024
– Helmholtz Zentrum München, 2021: Atemtechniken und Atemschulung. Abgerufen bei https://www.lungeninformationsdienst.de/leben-mit-der-krankheit/atemschulung am 31. Mai 2024
– Foto: Wavebreakmedia / shutterstock.com, Lippenbremse: Dr. Oliver Göhl / trainingbeicopd.de

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