Atemnot bei COPD – Was tun im Notfall?

Als Lungenpatient:in in Atemnot zu geraten, kann sich bedrückend oder beängstigend anfühlen. Gerade im fortgeschrittenen Zustand der COPD ist außerdem schnelles Eingreifen gefragt. Glücklicherweise gibt es einen Notfallplan für solche Situationen.
 | 26.10.2021

Inhaltsübersicht

Unter den vielen Symptomen der COPD wirkt sich Atemnot am stärksten auf das psychische Wohlbefinden der Betroffenen aus. Umfragen zeigen, dass besonders im fortgeschrittenen Stadium die Angst vor Atemnot und vor körperlicher Belastung den Alltag mancher Patient:innen stark beeinflusst. Doch auch im Notfall gibt es viele Tricks und Hinweise, wie man sich die Kontrolle über die Situation zurückholen kann.

In diesem Beitrag geht es darum,

  • welche Ursache die Atemnot bei COPD hat,
  • was im Notfall gegen Atemnot hilft und
  • wie Sie einen Notfallplan erstellen.

Ursache der Atemnot – Das passiert in der Lunge

Woher kommt die Atemnot bei der COPD und was passiert dabei in der Lunge? Ausgelöst durch eine belastende Situation oder durch das Einatmen gewisser Stoffe, reagiert die Lunge, indem sie ihre Schleimhäute anschwellen lässt. Selbst die bloße Angst vor einem Atemnotfall kann den Körper in einen solchen Stresszustand versetzen, dass die Atemnot dann auch tatsächlich eintritt. Darauf folgt, dass zunehmend zäher Schleim produziert wird, was zusammen dazu führt, dass die Bronchien immer enger werden – weniger Luft kommt hindurch. Verkrampft nun noch die Muskulatur in den Atemwegen, kann es zu einem Atemnotfall kommen. Wie äußert sich das?

Die Betroffenen können dann die eingeatmete Luft nicht mehr vollständig ausatmen, sodass diese in der Lunge zurückbleibt. Hinzu kommt, dass nicht ausreichend frische Luft in die überblähte Lunge einströmen kann, um den Sauerstoffbedarf zu decken: Das Gefühl der Atemnot entsteht. Was kann ich nun also tun, um mir in diesem Zustand Abhilfe zu verschaffen?

Was tun im Notfall? So können Sie die Atemnot kontrollieren

Hier gilt: Routine schafft Sicherheit! Wer sich auf solche Notfälle vorbereitet, wird weniger überrascht und überfordert sein, wenn sie eintreten. Wichtig ist daher, folgende Maßnahmen durchzuführen, wenn es zur Atemnot kommt:

  1. Ruhe bewahren

    Zunächst ist es wichtig, auch im Notfall einen kühlen Kopf zu bewahren. Wer kann, sollte ein Fenster öffnen und versuchen, tief und regelmäßig zu atmen. In Hektik zu geraten, steigert die Atemnot nur und verhindert zudem, dass man sich auf die notwendigen Maßnahmen konzentrieren kann.
  2. Notfallmedikamente einnehmen

    COPD-Patient:innen sollten jederzeit ein kurzwirksames bronchialerweiterndes Medikament und ihre Inhalierhilfe griffbereit haben, um bei Atemnot schnell reagieren zu können. Wie viele Hübe des Notfallmedikamentes nötig sind, kann am besten der oder die behandelnde Pneumolog:in beantworten. Ein Gespräch mit Expert:innen über solche Situationen kann einem zusätzliche Sicherheit geben.
  3. Atmungserleichternde Körperhaltung einnehmen

    Kutschersitz oder Torwartstellung erleichtern das Atmen, indem sie den Oberkörper stützen und dem Brustkorb möglichst viel Platz verschaffen.
  4. Atemtechniken anwenden

    Atemtechniken wie die Lippenbremse können helfen, die Atemnot zu kontrollieren. Eine Anleitung durch Fachpersonal im Rahmen einer Patient:innenschulung ist für alle Personen mit COPD und Lungenemphysem sehr empfehlenswert.
  5. Kühler Luftzug lindert Atemnot

    Ein kühler Luftzug hilft vielen Betroffenen, die Luftnot schneller in den Griff zu bekommen – dieser Effekt wurde auch schon in Studien nachgewiesen. Wer kein Fenster öffnen kann, kann den Luftzug mit einem kleinen, tragbaren Handventilator erzeugen, den man einfach bei akuter Atemnot anschaltet und direkt auf Nase und Mund richtet.
  6. Notarzt rufen

    Vermehrte Symptome wie schwere Atemnot, starker Husten, blau verfärbte Lippen und Schwellungen können auf einen akuten Krankheitsschub (im Fachjargon Exazerbation genannt) hindeuten. Wenn auch nach Umsetzung der oben genannten Maßnahmen keine Besserung eintritt, sollte man dringend eine:n Ärzt:in aufzusuchen oder eine:n Notärzt:in rufen.

Notfallplan, Hausnotruf und Patientenverfügung

So erstellen Sie einen Notfallplan

Verbessert sich eine akute Atemnot kaum oder nicht, ist es sinnvoll, einen Notfallplan bei sich zu tragen. Er leitet Ersthelfer:innen und Sanitäter:innen an, was zu tun ist, wenn die Betroffenen sich nicht mehr selbst helfen können. Ein solcher Plan, den man mithilfe der Hausärzt:innen-Praxis erstellt, sollte konkret schriftlich festgehalten werden. Doch was gehört in diesen Plan?

  • Name und Nummer der Hausärzt:innen-Praxis
  • Name und genaue, schrittweise Anwendung des Notfallmedikaments
  • Informationen über Atemtechniken und atemerleichternde Körperhaltungen, die es unkundigen Ersthelfer:innen einfacher macht, im Notfall zu unterstützen

Wie Sie ein Notfallset zusammenstellen

Zusätzlich zu den oben genannten Anleitungen ist es auch sinnvoll, sich ein Notfallset zusammenzustellen, das man im Falle des Falles immer bei sich trägt. Das Set sollte die wichtigsten Medikamente, eine Inhalierhilfe (z. B. RC-Chamber® mit patentiertem Schutzengel Konzept) und den Notfallplan enthalten.

Melden Sie sich für den Hausnotruf an

Das Deutsche Rote Kreuz und andere Hilfsorganisationen bieten Senior:innen und schwer erkrankten Personen einen sogenannten Hausnotruf an. Mithilfe eines Senders, den man einfach per Halskette oder Armband am Körper trägt, wird per Knopfdruck ein Signal an den nächsten Rettungsdienst gesendet, der dann schnell ausrücken und notwendige Hilfe leisten kann.

Patientenverfügung erstellen

Ist es im Notfall nicht mehr möglich, dass Patient:innen sich selbst zu Beschwerden und Präferenzen bei der Therapie äußern, so kann eine Patient:innenverfügung Sinn machen. Diese Richtlinien sind für den oder die Ärzt:in bindend.

Es ist empfehlenswert, wichtige Informationen und Hilfsmittel wie das Notfallmedikament, die Patient:innenverfügung, den Notfallplan und bei Bedarf einen Sauerstoffpass immer bereitzuhalten. Für den oder die behandelnden Notfallärzt:innen stellen sie wichtige Indizien und Richtlinien für die weitere Behandlung dar.

Das bewirkt eine Inhalierhilfe (Spacer)

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Die Angst vor Atemnot bewältigen

Wer bereits Atemnot erleben musste, weiß um den beängstigenden Charakter dieser Erfahrung. Das hat den ungünstigen Effekt, dass die Angst vor dem Notfall die Atemnot verstärken kann – bis hin zu dem Punkt, an dem sich Panikreaktion und körperliche Überbelastung als Auslöser von Atemnot kaum voneinander unterscheiden lassen. Sie lösen sich quasi gegenseitig aus und Patient:innen kommen so in eine Art Spirale, aus der sie es nur schwer selbst heraus schaffen.

Der Umgang mit Angstgefühlen und die Bewältigung von Ängsten zählt deshalb zu den wesentlichen Komponenten für Patient:innen im fortgeschrittenen COPD-Stadium. Im Bereich der Gesprächs- und Verhaltenstherapie liegen deshalb große Chancen, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Hilfreiche Strategien zur Bewältigung von Atemnot-Ängsten vermittelt hier beispielsweise die Psychopneumologin Monika Tempel in ihrem Blogbeitrag „Das Atemnot-Monster zähmen“.

Atemnot zu erleben, ist ein Zustand, den jede:r COPD-Patient:in gerne missen würde. Kommt es doch einmal so weit, gilt es Ruhe zu bewahren und sich an die notwendigen Maßnahmen zu halten – so bekommt man die Situation meistens recht zügig wieder in den Griff und erlangt die Kontrolle über seine Gesundheit wieder. In jedem Fall lohnt es sich, sich auf solche Situationen vorzubereiten, um in Notfällen gut gewappnet zu sein. Das senkt auch das Stresslevel und sorgt für mehr Sicherheitsempfinden im Alltag von Betroffenen.

Quellen:
– Bausewein, C.: Therapie von Atemnot, Angst und Depression bei fortgeschrittenen Lungenerkrankungen. In: Der Pneumologe, 2016, Ausgabe 3: 166-173.
– Frey, M.: COPD und Co. – Wie lässt sich die Dyspnoe lindern? In: Der Allgemeinarzt, 2016, 38 (18), 42-49.
– Foto: Fotolia.com

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