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Bedeutung der COPD-GOLD-Stadien
Die meisten erinnern sich noch gut an den Arztbesuch, in dem die Krankheit zum allerersten Mal festgestellt wurde. Dabei wird direkt bestimmt, in welchem Schweregrad die COPD vorliegt. Für die Wahl der passenden Medikamente ist dieser Schritt immens wichtig. Das Ergebnis sagt nämlich nicht nur etwas über das Stadium der Erkrankung aus – Ihr Arzt kann daraus auch ableiten, welche Therapie den größten Erfolg verspricht.
Im folgenden Beitrag zeigen wir Ihnen,
- wie Sie mithilfe eines Lungenfacharztes Ihren COPD-Schweregrad bestimmen können,
- an welchen typischen Symptomen Sie die einzelnen Stadien erkennen,
- wie Sie Ihren Krankheitsverlauf am besten beobachten und dokumentieren und
- wie Sie das Fortschreiten der Erkrankung verhindern können.
Was bedeutet „GOLD“?
Definiert wurden die 4 Stadien der COPD Ende der 90er Jahre durch die GOLD-Initiative („Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease“). Diese Expertenkommission veröffentlicht seither jährlich aktualisierte Behandlungsempfehlungen für die COPD.
Ziel des GOLD-Reports ist es, die Therapie der COPD weltweit zu vereinheitlichen und allgemeine Behandlungsrichtlinien zu formulieren. Behandelnde Ärzte können sich an den therapeutischen Empfehlungen des Reports orientieren und ihren Patienten so die bestmögliche medizinische Versorgung bieten.
Der Schweregrad der COPD
Wenn Ihr Arzt Ihnen die Diagnose „COPD“ stellt, ist der nächste Schritt die genaue Bestimmung des Schweregrads. Weil dafür spezielle Instrumente notwendig sind, übernimmt der Lungenfacharzt diese Aufgabe.
Der Schweregrad setzt sich aus dem COPD-Stadium (GOLD 1–4) und der Patientengruppe
(A–D) zusammen. Zur Bestimmung des Schweregrades sind daher 2 Schritte notwendig:
Schritt 1: Bestimmung des GOLD-Stadiums
Die meisten Menschen mit chronischen Lungenkrankheiten unterziehen sich einer regelmäßigen Lungenfunktionsprüfung bei ihrem Pneumologen. Dabei werden unter anderem zwei Werte gemessen, die die Einteilung von Patienten in ein COPD GOLD-Stadium ermöglichen:
- die Einsekundenkapazität FEV1 ist die Menge Luft, die nach maximaler Einatmung innerhalb der ersten Sekunde bei maximaler Anstrengung ausgeatmet werden kann.
- die forcierte Vitalkapazität FVC, d.h. die Menge an Luft, die man nach einer max. Einatmung ausatmen kann
So sieht die Einteilung der COPD-Stadien in Abhängigkeit vom FEV1-Wert aus:
Die Diagnose COPD erfolgt dann, wenn der FEV1-Wert weniger als 70 % des FVC beträgt. Das COPD-Stadium wird anschließend über das Verhältnis des gemessenen FEV1-Wertes zum Sollwert bestimmt:
GOLD 1 | FEV1: mehr als 80 % des Sollwertes |
GOLD 2 | FEV1: 50 – 79 % des Sollwertes |
GOLD 3 | FEV1: 30 – 49 % des Sollwertes |
GOLD 4 | FEV1: weniger als 30 % des Sollwertes |
Schritt 2: Bestimmung der Patientengruppe
Gemeinsam mit dem Stadium der COPD wird auch die Patientengruppe bestimmt. Hier geht es vor allem um eine Selbsteinschätzung des Patienten: Welche Symptome hatte ich in der letzten Zeit? Wie gut war die COPD unter Kontrolle? In die Einstufung fließen also vor allem diese Kriterien ein:
- Die Häufigkeit von Krankheitsschüben (Exazerbationen) in den vergangenen 12 Monaten.
- Die individuelle Ausprägung der Symptome gemessen am CAT-Score oder alternativ am mMRC-Score.
Gruppe | Exazerbationshäufigkeit | Symptomatik |
---|---|---|
A | niedrig (0-1 Exazerbationen/Jahr) | wenige Symptome CAT < 10 mMRC 0-1 |
B | niedrig (0-1 Exazerbationen/Jahr) | vermehrte Symptome CAT ≥ 10 mMRC ≥ 2 |
C | hoch (≥ 2 Exazerbationen/Jahr) | wenige Symptome CAT < 10 mMRC 0-1 |
D | hoch (≥ 2 Exazerbationen/Jahr) | vermehrte Symptome CAT ≥ 10 mMRC ≥ 2 |
Beispiel: Ein Patient mit einer Lungenfunktion von weniger als 30 % des Sollwertes, einem CAT-Score von 15 und mehr als 2 Exazerbationen pro Jahr hat den Schweregrad 4D. Ein Patient mit gleicher Lungenfunktion und Symptomatik, aber weniger als 2 Exazerbationen hat den Schweregrad 4B.
Dieses Schema zeigt, dass Exazerbationsrisiko und Symptome bei Patienten mit ähnlichen FEV1-Werten unterschiedlich stark ausgeprägt sein können – jede COPD ist also anders. Dies muss auch bei der Wahl der richtigen Therapie bedacht werden.
Die 4 COPD-Stadien und ihre typischen Symptome
Im Video erläutert der Hamburger Arzt Dr. Johannes Wimmer die COPD-Diagnose und typische Symptome der einzelnen Stadien:
Die COPD im Stadium GOLD I Das Stadium GOLD 1 ist das Anfangsstadium der COPD. Die Lungenfunktion weicht hier nur um 0–20 Prozent vom Sollwert ab und die Atembeschwerden sind meist noch so schwach ausgeprägt, dass die Betroffenen die Erkrankung kaum bemerken. Chronischer Husten und Auswurf können – müssen aber nicht – auftreten.
Die COPD im Stadium GOLD II Im Stadium GOLD 2, der mittelschweren COPD, weicht die Lungenfunktion bereits um 20–50 Prozent vom Sollwert ab. In diesem Stadium verspüren die Betrofffenen bei starker körperlicher Belastung möglicherweise leichte Atemnot.
Die COPD im Stadium GOLD III Im Stadium GOLD 3, der schweren COPD, weicht die Lungenfunktion nun um 50–70 Prozent vom Sollwert ab, was starke Atembeschwerden und möglicherweise Husten mit zähem Auswurf zur Folge hat. Die Beschwerden machen sich schon bei leichten Anstrengungen, z. B. beim Treppensteigen, bemerkbar.
Die COPD im Stadium GOLD IV Im Endstadium GOLD 4 – der sehr schweren COPD – weicht die Lungenfunktion um mehr als 70 Prozent vom Sollwert ab. In diesem Stadium sind die Patienten chronisch mit Sauerstoff unterversorgt. Sie leiden unter schwerer Atemnot bei Alltagstätigkeiten und teilweise sogar im Ruhezustand. Ihre körperliche Belastbarkeit ist deshalb stark eingeschränkt.
Therapie: So stoppen Sie das Fortschreiten der COPD
Der Verlauf einer COPD ist alles andere als zwangsläufig. Mithilfe der Therapie können Sie es schaffen, das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen! Vielen Patienten gelingt es sogar, ihre Lungenfunktion so deutlich zu verbessern, dass sie fortan in ein niedrigeres COPD-Stadium eingestuft werden.
Die wichtigsten Therapie-Schritte (klicken und mehr erfahren):
COPD zu haben, bedeutet keineswegs, seinem Schicksal ausgeliefert zu sein. Mit der richtigen Medikation durch einen Lungenfacharzt kann man bereits eine starke Verbesserung erreichen. Doch auch darüber hinaus gibt es zahlreiche Möglichkeiten, den eigenen Krankheitsverlauf zu beeinflussen. Darunter zählen zum Beispiel regelmäßige Bewegung wie der Lungensport, Patientenschulungen und die Einhaltung der empfohlenen Schutzimpfungen, beispielsweise gegen Pneumokokken.
Quellen:
– Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease: Global Strategy for the Diagnosis, Management and Prevention of COPD (2020 Report).). Pneumologie 2018; 72: 253–308.
– Vogelmeier, C. (et al.): S2k – Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD). Pneumologie 2018; 72: 253–308.
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