Exazerbation: Richtig vorbeugen, erkennen und behandeln

Exazerbationen prägen leider den Alltag einiger COPD-Patient:innen. Aber was steckt hinter diesem langen Wort und wie lerne ich als Betroffene:r am besten mit ihnen umzugehen?
 | 18.01.2022

Inhaltsübersicht

Ein langes Wort, doch für die meisten COPD-Patient:innen kein Fremdwort: Eine Exazerbation. Was ist das genau? Eine exazerbierte COPD wird manchmal auch als „Lungeninfarkt“ der COPD bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine deutliche Zunahme der Symptome – beispielsweise Husten, Auswurf und Atemnot – über einen kurzen Zeitraum.

In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen,

  • wie man eine exazerbierte COPD erkennt,
  • was man tun kann, um Exazerbationen vorzubeugen,
  • wie man sich im akuten Fall verhalten sollte und
  • wie eine Exazerbation notfallmedizinisch behandelt wird.

Definition: Was ist eine Exazerbation?

Exazerbationen (lateinisch für „Verschlimmerung“) sind als akute, über mindestens zwei Tage anhaltende Verschlechterung der Symptome bei chronischen Lungenkrankheiten wie Asthma und COPD definiert. Bei einer akut exazerbierten COPD – abgekürzt auch als AECOPD bezeichnet – sind die Symptome nicht nur “normalen Tagesschwankungen” unterworfen, sondern halten deutlich länger als üblich an. Doch was bedeutet das im Endeffekt?

Exazerbationen beschleunigen das Fortschreiten der COPD – und wirken sich daher negativ auf die Lebenserwartung aus. In einer Studie mit über 18.000 COPD-Patient:innen zeigte sich, dass sich nach einer moderaten bis schweren Exazerbation häufig die Lebensqualität und Lungenfunktion deutlich verschlechterten. Es ist deshalb wichtig, diese Zustände zu verhindern.

Vorbeugung: So vermeiden Sie Exazerbationen

Es gibt diverse Wege, das Risiko und die Anzahl der Exazerbationen zu senken. So werden beispielsweise einigen Risikogruppe kortisonhaltige Medikamente verschrieben. Doch wer gehört zu einer solchen Gruppe? Das sind vor allem Patient:innen, die trotz medikamentöser Basistherapie mit bronchialerweiternden Wirkstoffen ein erhöhtes Risiko für Exazerbationen haben. Doch auch, wenn man nicht zu dieser Gruppe gehört, gibt es einige Maßnahmen, mit denen man sich vor Exazerbationen schützen kann. Dafür hilft es zu wissen, was eine solche akute Verschlechterung auslöst.

Am häufigsten werden Exazerbationen von viralen oder bakteriellen Atemwegsinfekten in der kalten Jahreszeit verursacht. Impfungen gegen grassierende Viren und Pneumokokken sind deshalb wichtig und stark zu empfehlen. Um das Immunsystem zusätzlich zu unterstützen, sollte man Wert auf eine ausgeglichene Ernährung, die regelmäßige Befeuchtung der Atemwege und häufiges Händewaschen achten – nicht nur, aber besonders im Winter. Wichtig ist außerdem, auf sich und seine Energiereserven zu achten. In einer Studie mit über 200 COPD-Patient:innen mit einer akuten Exazerbation zeigte sich, dass rund die Hälfte an ihnen an Fatigue litt, also einer extremen Erschöpfung. Je schwerer diese ausgeprägt war, umso schlimmer waren zumeist auch die Symptome.

Symptome: So erkennen Sie eine exazerbierte COPD

Doch woran erkenne ich nun, ob ich gerade unter einer Exazerbation leide – oder ob es sich nur um eine kurze, momentane Verschlechterung handelt?

Exazerbationen treten vor allem in den fortgeschrittenen Stadien der COPDauf, sind aber auch in früheren Stadien nicht selten. Sie können sich plötzlich oder schleichend entwickeln und unterschiedlich stark sein. Klar ist jedoch: Je früher sie erkannt wird, umso besser. Die klassischen Anzeichen einer Exazerbation sind:

  • zunehmende Atemnot
  • häufigerer und stärkerer Husten
  • vermehrte, zähe Schleimbildung
  • gelb-grünliche Verfärbung des Schleims, bedingt durch Eiterbildung
  • ein pfeifendes Atemgeräusch
  • die Entstehung von Ödemen, also einer Ansammlung von Flüssigkeit im Gewebe

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Behandlung einer exazerbierten COPD

Selbsthilfe: Was tun bei einer akuten Exazerbation?

Es klingt paradox – aber wer eine Exazerbation bei sich feststellt, sollte vor allem Ruhe bewahren. Die Situation mag einschüchternd wirken, doch es gibt zahlreiche Wege, um sich hier selbst zu helfen. Beispielsweise sind es vor allem zwei Atemtechniken, die schnell dafür sorgen, dass man ruhiger und gleichmäßiger atmet: Die Lippenbremse und der Kutschersitz. Doch was kann ich abgesehen davon tun?

  1. Leichte Exazerbationen bei geringem COPD-Schweregrad (I oder II) können gut selbst behandelt werden, indem man das Notfallmedikament (kurzwirksamer Bronchodilatator) häufiger einsetzt und körperliche Anstrengung vermeidet. Wenn trotz dieser Maßnahmen keine Besserung eintritt, sollte man eine Ärzt:innen-Praxis aufsuchen.
  2. Bei mittelschweren Exazerbationen sollte der Gang zum oder zur Haus- oder Fachärzt:in direkt erfolgen, sodass die Expert:innen über weitere Maßnahmen wie die orale Gabe von Kortison oder Antibiotika entscheiden können. Auch eine zusätzliche Sauerstofftherapie kann bei schwerer COPD angezeigt sein.
  3. Bei schweren Exazerbationen mit massiver Atemnot ist der Gang – oder die Fahrt – ins nächste Krankenhaus unausweichlich. Hier wird entschieden, ob eine stationäre oder gar eine intensivmedizinische Behandlung notwendig ist oder die diese auch ambulant fortgesetzt werden kann.

Was tun im Notfall?

Patient:innen der COPD – erst Recht im fortgeschrittenen Stadium – haben zumeist Angst davor, die Kontrolle über die Situation zu verlieren. Um hier Vorsorge zu leisten und sich gleichzeitig etwas sicherer fühlen zu können, sollte man sich daher vorab mit einer solchen Notsituation beschäftigen und entsprechend vorbereiten. Was das genau bedeutet? Viele Ärzt:innen-Praxen bieten an, mit den Patient:innen gemeinsam einen Notfallplan auszuarbeiten. Zudem kann man sich sein ganz persönliches Notfallset einfach selbst zusammenstellen: Notfallmedikament, Notfallplan sowie Anweisungen für die Ersthelfer:innen gehören dort beispielsweise rein.

Die notfallmedizinische Behandlung der exazerbierten COPD

Doch was tun, wenn der Fall der Fälle eintritt und man nun in die Klinik muss? Nachdem dort in vielen Fällen erst einmal ein Röntgenbild angefertigt und eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt wird, treffen die Ärzt:innen eine Entscheidung: Stationär oder ambulant? Entscheidend für das weitere Vorgehen ist zudem die Blutgasanalyse. Sie gibt Auskunft darüber, wie hoch der Sauerstoffdruck, der Kohlendioxiddruck und der pH-Wert in der Lunge sind.

Sollten die Werte normal sein, dann wird die medikamentöse COPD-Therapie in aller Regel fortgesetzt – und möglicherweise auch eine Sauerstofftherapie angeordnet. Geben die Werte im Anschluss an eine Exazerbation trotz der medikamentösen Behandlung jedoch Grund zur Besorgnis, dann wird ein intensivmedizinischer Aufenthalt nötig. Darunter kann auch eine nicht-invasive Beatmung (häufig als NIV abgekürzt) fallen, also eine Unterstützung der Atmung von außen, jedoch ohne chirurgische Eingriffe

Die Gründe für eine Einweisung in die stationäre klinische Behandlung können vielzählig sein. Eine davon sind die folgenden:

  • schwere Atemnot
  • unzureichende Erfolge der Notfall-Therapie
  • ein FEV1-Wert von unter 30%
  • Begleiterkrankungen der COPD wie Herz-Rhythmus-Störungen, Diabetes oder andere
  • ein hohes Alter
  • eine unzureichende häusliche Betreuung, beispielsweise wenn Patient:innen alleine leben.

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Nachbehandlung einer Exazerbation extrem wichtig!

Wenn der Gesundheitszustand nun stabil ist und keine schwerwiegenden Begleiterkrankungen vorliegen, ist die häufig bevorzugte ambulante Behandlung nach einer Exazerbation grundsätzlich möglich. Die COPD-Therapie wird dann meist zunächst stationär intensiviert und bei Besserung der Symptome erfolgt eine Entlassung aus der Klinik. Jetzt muss die Selbstfürsorge der Patient:innen greifen. Was bedeutet das genau?

Für den weiteren Verlauf der COPD ist es gerade jetzt wichtig, sich neben der Therapie und Notfallplänen vor allem mit der Vorbeugung von Exazerbationen zu beschäftigen, denn: Jede Exazerbation macht ein erneutes derartiges Ereignis wahrscheinlicher, das zeigte eine Datenauswertung der Gesetzlichen Krankenkassen. Gerade nach mittleren und schweren Exzerbationen zeigte sich, dass die Aussage “Einmal ist kein Mal” leider nicht zutrifft. Auch das Herzinfarktrisiko ist im Anschluss an eine schwere Exazerbation deutlich erhöht. Doch das bedeutet keineswegs, das man als Patient:in machtlos ist.

Nach einer Exazerbation mit Krankenhausaufenthalt gibt es zum Beispiel häufig das Angebot, an einer pneumologischen Rehabilitation teilzunehmen. Das ist eine von vielen effektiven Maßnahmen, um seinen Gesundheitszustand langfristig zu stabilisieren.

Exazerbationen gehören glücklicherweise nicht zum Alltag jeder oder jedes COPD-Patient:in. Dennoch sollte man zumindest wissen, was zu tun ist, wenn sie doch einmal auftritt. Denn eine gute Vorbereitung beruhigt im Fall der Fälle und kann negative Konsequenzen abwenden – für eine langfristig stabile Lebensqualität.

Quellen:
– Vogelmeier, C. (et al.): S2k – Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD). Pneumologie 2018; 72: 253–308.
– Agusti, A. (et al.): Characterisation of COPD heterogeneity in the ECLIPSE cohort. In: Respiratory Research, 2010, 11:122.
– Deutsches Gesundheitsportal (2021): COPD-Patienten leiden häufig unter starker Erschöpfung. Abgerufen via https://www.deutschesgesundheitsportal.de/2021/11/09/copd-patienten-leiden-haeufig-unter-starker-erschoepfung/ am 06.01.2022
– Guo J, Chen Y, Zhang W, Tong S, Dong J. Moderate and severe exacerbations have a significant impact on Health-Related Quality of Life, utility, and lung function in patients with chronic obstructive pulmonary disease: a meta-analysis. Int J Surg. 2020 Apr 15. pii: S1743-9191(20)30299-5. doi: 10.1016/j.ijsu.2020.04.010.
– Maronde, B. (2021): COPD-Exzerbation: Einmal ist kein Mal? Medical Tribune. Abgerufen via https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/einmal-ist-keinmal am 06.01.2022
– Foto: gpointstudio / Shutterstock.com

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