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Wie alt wird man mit einer COPD?
Viele Menschen beschäftigt die Frage nach ihrer Lebenserwartung, wenn sie von einer chronischen Erkrankung betroffen sind. Grundsätzlich lässt sich sagen: Jede Krankheit ist individuell, genauso wie alle Patient:innen individuell sind. Eine Art “Daumenregel” gibt es daher nicht. Was es jedoch gibt, ist die Orientierung an Anhaltspunkten wie der Lungenfunktion, dem Krankheitsstadium sowie dem Alter der Betroffenen.
Bei allen Unwägbarkeiten, die mit der Frage nach der Lebenserwartung verbunden sind, lässt sich eines jedoch mit Sicherheit sagen: Trotz der Diagnose COPD haben die Patient:innen selbst einen enormen Einfluss auf den Verlauf ihrer Krankheit.
In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen,
- wie sich eine COPD auf Ihre Lebensdauer auswirkt,
- welche Faktoren die Prognose beeinflussen
- wie Sie Ihre Lebenserwartung verbessern können.
Durchschnittliche Lebensdauer bei COPD
Die allgemeine Lebenserwartung liegt in Deutschland aktuell bei etwa 80 Jahren. Mit einer COPD verringert sich diese im Durchschnitt um 5–7 Jahre. Diese Zahl wird jedoch maßgeblich davon beeinflusst, wie der FEV1-Wert der Betroffenen ausfällt – also wie schnell und wie sehr die Lungenfunktion tatsächlich abnimmt.
Der FEV1-Wert ist den meisten Patient:innen mit COPD bereits bekannt – denn davon abhängig ist die Einteilung in ein Stadium nach GOLD. Pauschal lässt sich sagen: Je stärker der individuelle FEV1-Wert vom Normwert abweicht, desto höher das GOLD-Stadium und desto niedriger die Lebenserwartung.
Ein weiteres Maß ist der BODE-Index. BODE steht für
- Body-Mass-Index (BMI), berechnet aus Körpergröße und -gewicht
- Obstruktion, berechnet durch die Einsekundenkapazität FEV1
- Dyspnoe (= Atemnot), gegeben durch die eigene Einschätzung der Patient:innen
- Exercise capacity (zu Deutsch: körperliche Belastbarkeit), gemessen anhand der zurückgelegten Strecke in sechs Minuten
Nach Messung dieser vier Kennzahlen verrechnet man diese in einem mathematischen Verfahren miteinander und erhält seinen persönlichen BODE-Score. Je niedriger dieser ausfällt, umso niedriger ist das statistische Risiko, an COPD zu versterben. Dennoch ist klar: Jede COPD verläuft individuell – und so individuell ist auch das Sterblichkeitsrisiko.
Ungünstige Faktoren für die Lebenserwartung
Bekannt ist also: Ein fortgeschrittenes COPD GOLD-Stadium und ein hohes Alter sind zwei der Faktoren, die sich ungünstig auf die Lebenserwartung bei COPD auswirken können. Doch welche weiteren Einflüsse gibt es?
1. Rauchen beschleunigt Verlust der Lungenfunktion
Den meisten wird das nicht neu sein: Wer trotz einer COPD weiter raucht, nimmt drastische Folgen für die Lungengesundheit in Kauf. Denn im Vergleich zu gesunden Nichtrauchern verringert sich die Lebenserwartung von rauchenden COPD-Patient:innen im GOLD Stadium 4 deutlich: Im Durchschnitt sind es bis zu 9 Jahren. In den meisten Fällen lässt die Lungenfunktion Jahr für Jahr deutlich nach – wohingegen die Krankheit stetig voranschreitet. Hinzu kommt: Durch die fortschreitende COPD steigt auch das Risiko neuer schwerer Erkrankungen – was die Prognose weiter verschlechtert.
2. Exazerbationen reduzieren die Überlebensrate
Exazerbationen, also akute Verschlechterungen der Symptome, spielen eine zentrale Rolle für das Fortschreiten der COPD – und damit für die erwartbare Lebensdauer. Wie eine niederländische Forschungsgruppe herausfand, leben 15 Jahre nach einer schweren Exazerbation mit Krankenhausaufenthalt durchschnittlich noch 7,3 % der betroffenen COPD-Patient:innen.
Für die einzelnen COPD-Stadien stellte sich das folgendermaßen dar:
Stadium | Überlebensrate 15 Jahre nach einer Exazerbation mit Krankenhausaufenthalt |
---|---|
COPD I | 9,7 % |
COPD II | 7,1 % |
COPD III | 6,1 % |
COPD IV | 3,4 % |
3. Begleiterkrankungen verschlechtern die Prognose
Wie bereits erwähnt, steigt mit fortschreitender COPD auch das Risiko, weiterer schwerer Erkrankungen. Am häufigsten im Zusammenhang mit einer COPD treten Herzerkrankungen wie eine Herzinsuffzienz, sowie Lungenkrebs oder Diabetes auf.
Aber auch die psychosozialen Folgen einer COPD sind hier zu nennen: Wer ständig unter Atemnot leidet, hat weniger Freude daran, unter Menschen zu sein, besonders in Kombination mit Bewegung. Doch daraus ergibt sich eine tückische Abwärtsspirale: Wer sich zurückzieht und seine sozialen Kontakte vernachlässigt, fördert damit ungewollt die Entstehung einer Depression – die einem wiederum den Mut nimmt, mit der COPD umzugehen.
Akzeptieren Sie Ihre Erkrankung
Eine chronische Lungenerkrankung wie die COPD belastet Patient:innen häufig sehr – und kann einem die Energie für andere Aktivitäten zumindest zeitweise nehmen. Je eher Betroffene aber lernen, mit ihren Grenzen zu leben und die anstehenden Herausforderungen dennoch anzunehmen, desto größer ist die Chance auf eine hohe Lebensdauer.
Wichtig ist dabei, sich immer wieder vor Augen zu führen: Man ist nicht allein mit der Diagnose COPD. Vor allem ein intaktes soziales Umfeld ist in diesem Zusammenhang von Vorteil: Offen mit Familie und Freund:innen zu sprechen und Hilfe anzunehmen, fällt vielen nicht leicht, kann aber Großes bewirken. Auch der Austausch mit anderen Patient:innen, beispielsweise im Rahmen einer Selbsthilfegruppe oder beim Lungensport, kann extrem hilfreich für den Umgang mit der eigenen Situation sein.Halten Sie das Fortschreiten der COPD auf!
Der Verlauf einer COPD ist nicht vorprogrammiert. Es handelt sich dabei zwar um eine fortschreitende Erkrankung – aber es ist aber ein gewaltiger Unterschied, ob man innerhalb weniger Jahre drastisch an Lungenfunktion verliert oder ob die Krankheit lange weitgehend stabil verläuft. Zudem lässt sich nur schwer vorhersagen, wie schnell die Krankheit im individuellen fortschreitet – und wie sich das wiederum auf das Wohlbefinden der Patient:innen auswirkt.
Die entscheidenste Rolle beim Verlauf spielt der oder die Patient:in selbst. Eine stabile COPD bedeutet auch eine stabile Lebensqualität – und selbst im fortgeschrittenen Stadium stehen zahlreiche Therapieoptionen zur Verfügung, die die Lebenserwartung sogar verbessern können. Die Behandlungsmöglichkeiten bei COPD auf einen BlickVermeiden Sie die Inhalation von Schadstoffen
Ein Rauchstopp ist ohne Zweifel der wichtigste Schritt, um die Lebenserwartung zu steigern. Doch neben Takabrauch gibt es auch weitere Gase, um die COPD-Patient:innen einen weiten Bogen ziehen sollten: Risikofaktoren wie Feinstaub, Rauch oder bestimmte Chemikalien können Atembeschwerden verursachen. Wer sich dauerhaft damit belastet – etwa weil er oder sie diesen Gasen am Arbeitsplatz ausgesetzt ist – wird den Verlauf der COPD ungünstig beeinflussen. Risikofaktoren für die LungengesundheitArbeiten Sie konstruktiv mit Ihrem Arzt zusammen
Zu einer erfolgreichen Behandlung der COPD gehört eine offene Kommunikation zwischen Ärzt:in und Patient:in. Auf die Termine beim Lungenarzt kann man sich gut vorbereiten, indem man in sich selbst hineinhorcht und sich Fragen stellt: Wann treten meine Beschwerden meistens auf? Wie wirken meine Medikamente? Hier hilft die leichter-atmen Checkliste.
Nicht nur mit COPD gilt: Fragen stellen hilft – nur wer etwas versteht, kann auch entsprechend handeln. Eine Einweisung in neue Medikamente, beispielsweise zur korrekten Inhalation, sollte selbstverständlich sein – ebenso wie eine regelmäßige Untersuchung auf Begleiterkrankungen der COPD. Wichtig ist auch, den Empfehlungen der Mediziner:innen Folge zu leisten und keineswegs selbstständig ein Medikament abzusetzen. Ein klärendes Gespräch bei etwa unerwünschten Nebenwirkungen hilft hier gegebenfalls.Bleiben Sie aktiv!
Auch, wenn die Belastbarkeit im Alltag nachlassen mag – der Rückzug aus dem aktiven Leben ist nicht hilfreich. Zu lernen, sich seine Kräfte gut einzuteilen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, kann einen dabei unterstützen, sich länger gesünder zu fühlen. Regelmäßige Bewegung und ein gezieltes Training helfen außerdem, die Belastbarkeit wieder zu steigern und damit die Lungenfunktion so lange wie möglich zu erhalten.
Sei es ein täglicher Spaziergang, Atemübungen, Lungensport und eine Atemphysiotherapie: Alle davon sind geeignete und sehr empfehlenswerte Maßnahmen bei COPD. Auch mit steigender Atemnot lässt sich eine individuelle Dosis an Bewegung im Alltag einbauen – beispielsweise im Rahmen einer pneumologischen Rehabilitation unter fachlicher Anleitung. Wege zur Physiotherapie bei COPDVermeiden Sie Exazerbationen
Häufige Krankheitsschübe (Exazerbationen) beschleunigen das Fortschreiten einer COPD und wirken sich ungünstig auf die Prognose aus. Meist werden solche Schübe von akuten Infektionen der Atemwege ausgelöst. Wer sein bestes gibt, diesen Schüben vorzubeugen, hat daher große Chancen, die Lebenserwartung zu verbessern. Lesen Sie hier, wie Sie Exazerbationen vermeiden und richtig behandeln
Auch, wenn eine schwere COPD das Leben eines Menschen verkürzen kann, so bedeutet dies nicht, dass man seiner Diagnose ausgeliefert ist. Selbst in einem späten Stadium gibt es noch viele Möglichkeiten und Ansätze, das eigene Wohlbefinden zu beeinflussen. Wichtig ist dabei vor allem, sich und seine Gesundheit niemals aufzugeben.
Quellen:
– van Hirtum, P.V. (et al.): Long term survival after admission for COPD exacerbation: A comparison with the general population. Respir Med. 2018 Apr; 137:77-82.
– Vogelmeier, C. (et al.): S2k – Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD). Pneumologie 2018; 72: 253–308.
– Patienten-Bibliothek.de: BODE-Index zur Verlaufkontrolle – nicht Entmutigung, sondern Ermutigung! 2018, Ausgabe 1; S. 21.
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