Eine Verkleinerung des Lungenvolumens kann die Luftzufuhr von COPD-Patienten mit Emphysem verbessern — welche Verfahren, Risiken und Voraussetzungen gibt es dabei?
Inhaltsübersicht
Eine Lungenvolumenreduktion (LVR) kann Ihnen bei COPD helfen, wenn Sie unter einer überblähten Lunge leiden und die konventionellen Behandlungsoptionen ausgeschöpft sind.
In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen,
- was Sie durch eine Lungenvolumenreduktion erreichen können,
- welche Verfahren zur Verfügung stehen und
- wann Sie für eine LVR in Frage kommen.
Überblähte Lunge: Die Luft muss raus
Viele COPD-Patienten können als Folge einer gestörten Atmung die eingeatmete Luft nicht vollständig abatmen – es kommt also mehr Luft in die Lunge hinein als hinaus. Im weiteren Verlauf blähen sich Teile der Lunge auf und es entsteht ein sogenanntes Emphysem.
Ein Lungenemphysem erschwert das Atmen. Die überblähten Bereiche sind nämlich für den Gasaustausch unbrauchbar. Stattdessen drücken sie auf das gesunde Lungengewebe und stören so die Atemarbeit.
Durch eine Verkleinerung des Lungenvolumens – z. B. durch den Einsatz von Lungenventilen oder Coils – können Sie dem Prozess der Lungenüberblähung entgegenwirken und Ihre Atemnot lindern. Je nach Verteilung des Emphysems in der Lunge kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz.
Verfahren der Lungenvolumenreduktion
Das Ziel einer Lungenvolumenreduktion ist es, die überblähte Lunge von Emphysempatienten zu verkleinern und damit den Gasaustausch wieder zu verbessern. Dies kann auf verschiedenen Wegen erfolgen:
1. Chirurgische Lungenvolumenreduktion
Bei einer chirurgischen Volumenreduktion werden stark überblähte Bereiche der Lunge mit dem Skalpell entfernt. Der Eingriff hat das Ziel, dem gesunden Teil der Lunge die Atemarbeit zu erleichtern und so die Atemnot zu lindern.
Studien haben gezeigt, dass im ersten Jahr nach einer solchen Operation die Sterblichkeitsrate im Vergleich zu konventionell therapierten Patienten leicht erhöht ist. 5 Jahre nach der Lungenverkleinerung hat sich die Lebensqualität der Betroffenen jedoch stark verbessert, Atemnot und Anzahl der Exazerbationen waren deutlich reduziert.
2. Bronchoskopische Verfahren
Hier handelt es sich um minimalinvasive Eingriffe, die im Vergleich zum chirurgischen Verfahren weniger Nebenwirkungen und Risiken mit sich bringen.
Lungenventile
Lungenventile werden mithilfe eines Bronchoskops in die Atemwege der überblähten Bereiche eingesetzt. Sie verschließen sich beim Einatmen, um sich beim Ausatmen wieder zu öffnen. So kann keine neue Luft in die überblähten Bereiche einströmen und die alte Luft entweicht langsam.
Durch den Einsatz der Lungenventile wird das Lungenvolumen reduziert und die gesunden Lungenteile können wieder ungestört arbeiten. Die Patienten können mit einer deutlich verbesserten Lungenfunktion und körperlichen Belastbarkeit rechnen.
Das folgende Video der Essener Ruhrland Klinik zeigt die Lungenvolumenreduktion mit Lungenventilen bei Emphysempatienten:
Spiralen (Coils)
Coils sind Spiralen aus Nitinol, die in gestrecktem Zustand in die mit Luft gefüllten Bronchien eingesetzt werden. Wenn sie anschließend wieder ihre Spiralform annehmen, zieht sich auch das umgebende Lungengewebe zusammen.
Der Einsatz von Coils
- vermindert die Verdrängung von gesundem Lungengewebe
- verbessert die Elastizität der Lunge
- steigert die Beweglichkeit der Atemmuskulatur.
Weitere Verfahren
Es gibt weitere bronchoskopische Verfahren zur Lungenvolumenreduktion, für die bislang noch keine hinreichenden Vorteile nachgewiesen werden konnten.
Dazu gehören der Einsatz von
- Heißdampf zur Schrumpfung von Lungengewebe (thermische Dampfablation)
- speziellem Gelschaum (Polymerische Lunngenvolumenreduktion)
- Airway-Bypass-Stents
Voraussetzungen und Risiken: Wer kommt für eine LVR in Frage?
Nicht alle Emphysempatienten profitieren in gleicher Weise von einer Lungenvolumenreduktion. Bei Patienten mit einem FEV1-Wert von über 50 % ist zum Beispiel keine Verbesserung zu erwarten. Eher ungeeignet sind zudem Patienten mit häufigen Infektionen und viel Auswurf. Aktives Zigarettenrauchen stellt ein Ausschlusskriterium dar.
Zudem bedarf es einer guten Voruntersuchung, um festzustellen, welches Verfahren im Einzelfall sinnvoll ist. Dabei spielen vor allem die Verteilung der überblähten Lungenbereiche und die sogenannte kollaterale Ventilation eine Rolle:
Verteilung des Emphysems
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einer gleichmäßigen (homogenen) und einer ungleichmäßigen (heterogenen) Verteilung der überblähten Lungenteile. Je stärker der Grad der heterogenen Verteilung ist, desto besser sind Lungenventile oder eine chirurgische Lungenvolumenreduktion geeignet. Bei einer weitestgehend homogenen Verteilung sind Coils die bessere Wahl.
Kollaterale Ventilation
Die kollaterale Ventilation bezeichnet ein Phänomen, das bei vielen Emphysempatienten auftritt. Bei ihnen werden verschlossene Atemwege über neu entstehende Querverbindungen zu eigentlich abgetrennten Bereichen belüftet. Sind solche Verbindungen bei einem Patienten vorhanden, kann mithilfe von Lungenventilen kein Erfolg erzielt werden.
Risiken und Chancen der Lungenvolumenreduktion
Generell muss betont werden, dass sich die hier vorgestellten Methoden noch am Anfang ihrer Entwicklung befinden. In bisherigen Studien werden einige Risiken und Nebenwirkungen beschrieben.
Risiken und Nebenwirkungen der Lungenvolumenreduktion:
- Exazerbationen (akute Verschlechterung der Symptome)
- Pneumothorax (durch Verletzungen des Lungengewebes beim Einführen des Bronchoskops)
- Bluthusten
- Atemwegsinfektionen
Den relativ überschaubaren Risiken stehen für die in Frage kommenden Patienten jedoch große Chancen auf eine verbesserte Belastbarkeit und Lebensqualität gegenüber.
Für den Erfolg einer Behandlung ist die sorgfältige Auswahl der geeigneten Patienten bzw. eines geeigneten Verfahrens entscheidend. Eine Lungenvolumenreduktion sollten Sie deshalb ausschließlich in Fachzentren mit entsprechender Ausstattung und speziellem Know-How durchführen lassen. Langfristige Erfolge lassen sich nur erzielen, wenn die Maßnahme in ein Behandlungskonzept eingebettet ist und durch eine entsprechende Nachsorge ergänzt wird.
Ansprechpartner für Sie als Patient sind Ihr Lungenfacharzt oder die Fachzentren für die Emphysembehandlung.