Welche Behandlung hilft bei COPD?

COPD ist zwar nicht heilbar, doch mithilfe verschiedener Ansätze lassen sich ihre Symptome zumeist gut kontrollieren. Doch was ist der passende Weg für mich – und was haben all diese Behandlungen gemeinsam?
 | 04.06.2024

Wann ist eine COPD-Therapie erfolgreich?

Die wichtigste Nachricht vorweg: Die COPD ist zwar nicht heilbar, aber – je nach Stadium – gut behandelbar. Mithilfe verschiedener therapeutischer Ansätze kann die Lebensqualität der Betroffenen entscheidend beeinflusst werden. Der wichtigste Baustein in der Therapie ist jedoch eindeutig der oder die Patient:in selbst. Denn die besten Chancen auf einen stabilen Verlauf haben jene Patient:innen, die einen möglichst selbständigen Umgang mit der Erkrankung erlernen. Dazu gehört beispielsweise, sich über die Behandlungsmöglichkeiten der COPD auf dem Laufenden halten.

Die erfolgreiche medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapie der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung setzt sich nach der aktuellen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) aus mehreren Bausteinen zusammen:

Bausteine der COPD-Therapie
Die Bausteine einer erfolgreichen Therapie der COPD nach der aktuellen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) enthalten sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Ansätze.

Behandlungsbausteine

1. Prävention: So vermeidet man Exazerbationen

Akute Verschlechterungen – auch Exazerbationen genannt – können den Verlauf einer COPD stark beschleunigen. Die Vorbeugung und Behandlung einer exazerbierten COPD ist deshalb ein entscheidender Faktor, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Die folgenden Maßnahmen stellen die Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie dar:

Für Raucher:innen steht als allererstes auf dem Therapieplan, eine Tabakentwöhnung einzuleiten und erfolgreich durchzuführen. Denn Patient:innen, die der Zigarette entsagen, leben im Schnitt bis zu 10 Jahre länger – nach dieser Zeit ist zudem das Lungenkrebsrisiko nur noch halb so hoch wie während der „Raucher:innen-Karriere“. Grundsätzlich ist es für COPD-Patient:innen ratsam, alle die Lunge belastenden Schadstoffe zu meiden. Dabei kann es sich beispielsweise um Feinstaub, Industrie- und Verkehrsabgase oder Noxen am Arbeitsplatz handeln.

Doch auch akute Infekte gilt es bereits im Voraus entgegenzuwirken: Als Schutzimpfungen empfehlen die Leitlinien die jährlich angepasste Grippeimpfung und eine Impfung gegen Pneumokokken.

2. Welche Medikamente helfen bei COPD?

In den verschiedenen GOLD-Stadien der COPD können unterschiedliche Medikamente helfen, die Symptome zu lindern:

Die Basis der COPD-Therapie bilden bronchialerweiternde Medikamente, die sogenannten Bronchodilatatoren. Sie erweitern die Atemwege und verbessern die Luftzufuhr. Zum Einsatz kommen kurz- als auch langwirksame Präparate.

Inhalatives Kortison (ICS) hilft dagegen, Verschlechterungen der COPD zu reduzieren. In der aktuellen Leitlinie wird der (dauerhafte) Einsatz von Kortison bei COPD jedoch nur dann empfohlen, wenn die Behandlung mit einer Kombination zweier langwirksamer Bronchodilatatoren nicht zum Erfolg führt.

Zur Behandlung akuter Atemwegsinfekte können schließlich schleimlösende Medikamente (Mukopharmaka) mit den Wirkstoffen N-Acetylcystein, Ambroxol oder Myrtol helfen, festsitzendes Sekret zu verflüssigen. In der Leitlinie wird der Einsatz dieser Medikamente jedoch nicht allgemein empfohlen. Die Entscheidung für die im individuellen Fall passenden Medikamente und deren optimaler Verwendung sollten Patient:innen in Absprache mit dem oder der Lungenfacharzt:in treffen.

3. COPD nicht-medikamentös behandeln

Für eine erfolgreiche Behandlung der COPD sind neben der Einnahme von Medikamenten noch weitere Maßnahmen enorm wichtig. Hier sind vor allem die Betroffenen gefragt, selbst aktiv zu werden.

Physiotherapie: Bewegung kann COPD-Beschwerden lindern

Mehrere Studien belegen, dass eine Physiotherapie bei COPD hilft, die körperliche Belastbarkeit zu steigern und das Fortschreiten der Lungenkrankheit zu verhindern. Daher sind Bewegung und körperliche Aktivität grundsätzlich ein wichtiger Teil der Therapie. Bei der Frage, welche Aktivität für den oder die Einzelne angemessen ist, ist die lungenfachärztliche Praxis der richtige Ansprechpartner.

Auch wenn im fortgeschrittenen Stadium die Symptome wie Husten und Atemnot erheblich zunehmen sollten, gibt es Möglichkeiten, aktiv zu bleiben und die Belastbarkeit wieder zu steigern. Betroffene könnten sich beispielsweise einer von zahlreichen Lungensportgruppen hierzulande anschließen, die ein für Atemwegspatient:innen spezialisiertes Training anbieten. Hier wird individuell auf jedes einzelne Gruppenmitglied eingegangen und Rücksicht genommen.

Verschnaufpause pulmonale Rehabilitation

Menschen mit COPD haben die Möglichkeit, eine Rehabilitation zu beantragen, die darauf abzielt, die Krankheit besser bewältigen und trotz ihrer Einschränkungen ein möglichst normales Leben führen zu können. Das mehrwöchige Behandlungsprogramm umfasst verschiedene Maßnahmen wie körperliches Training, Schulung, Atemtherapie, Ernährungsberatung und Rauchentwöhnung. Die pulmonale Rehabilitation wird entweder in spezialisierten Kliniken oder ambulant angeboten. Für weitere Informationen stehen die Krankenkasse sowie die behandelnde pneumologische Praxis beratend zur Seite.

Leichter atmen mit einer Atemtherapie

Eine Atemtherapie kann man sich in etwa wie eine auf Atemwegspatient:innen abgestimmte Physiotherapie vorstellen. Ziel ist es, den Teilnehmer:innen bestimmte Übungen und Techniken zu vermitteln, die ihnen das Atmen und das Abhusten erleichtern.

Die COPD-Leitlinie empfiehlt zudem die Anwendung von bestimmten Atemtherapiegeräten. Das Training mit diesen Geräten – beispielsweise RC-Cornet® PLUS oder Flutter VRP1® – löst zähen Schleim in den Bronchien, reduziert Atemnot und erleichtert das Abhusten.

Richtig ernähren bei COPD

Eine ausgewogene Ernährung soll den Körper mit reichlich Energie und Nährstoffen versorgen – das ist jedoch einfacher gesagt als getan. Denn die spezielle Situation von vielen COPD-Patient:innen ist hier unbedingt zu beachten: Aufgrund vermehrter Anstrengung bei der Atemarbeit haben sie einen grundsätzlich erhöhten Energiebedarf.

Zudem ist die richtige Ernährung stark von Ihrer individuellen Ausgangssituation abhängig: Wer übergewichtig ist, braucht einen anderen Ernährungsplan als ein eher zu Untergewicht neigender Mensch. Eine Ernährungsumstellung wirkt den Veränderungen bei COPD gezielt entgegen. Dort kann man alles Wissenswerte über Lebensmittel und deren Wirkung auf unseren Organismus lernen – wer hätte beispielsweise gedacht, dass Rote-Bete-Saft die körperliche Leistungsfähigkeit von COPD-Patient:innen verbessern könnte? Das belegte kürzlich eine Studie mit 81 Betroffenen der obstruktiven Lungenerkrankung.

Ernährungstherapie: Richtig ernähren bei COPD

Sauerstofftherapie: Effektiv Atemnot reduzieren

Viele Patient:innen mit COPD und Lungenemphysem leiden an einer mangelnden Sauerstoffversorgung. Sinkt dabei der Sauerstoffgehalt im Blut unter einen gewissen Wert, kann diesen Patient:innen eine Sauerstofftherapie helfen, wieder leichter zu atmen.

Wer profitiert von einer Sauerstofftherapie?

Patient:innen-Schulung: Die Krankheit in die eigene Hand nehmen

Ein wichtiger Baustein der erfolgreichen COPD-Therapie ist das proaktive und selbstständige Mitdenken der Patient:innen. Hier können strukturierte Schulungsprogramme helfen, Kompetenz in Sachen COPD zu erwerben, dadurch das Exazerbationsrisiko deutlich zu senken und die Lebensqualität zu steigern.

Mitglieder einer gesetzlichen Krankenkasse können mithilfe der hausärztlichen Praxis die Teilnahme an einem sogenannten Disease-Management-Programm (DMP) beantragen.

Patientenschulung bei COPD

Beatmungstherapie: Unterstützt erschöpfte Atemmuskeln

Von einer Heimbeatmung profitieren vor allem COPD-Patient:innen mit einem chronisch erhöhten Kohlenstoffdioxidgehalt im Blut – auch Hyperkapnie genannt. Meist handelt es sich um Betroffene, die gleichzeitig unter einem Lungenemphysem leiden – und die aufgrund der vermehrten Atemarbeit unter einer chronischen Erschöpfung der Atemmuskulatur leiden. Im Rahmen der nicht-invasiven Therapie führt ein mechanisches Beatmungsgerät den Patient:innen Atemluft zu. Diese Druckbeatmung erfolgt über eine abnehmbare Atemmaske und idealerweise für mehrere Stunden in der Nacht. Eine solche Therapie entlastet die Atemmuskulatur, erleichtert das Atmen und erhöht damit die allgemeine Belastbarkeit der Betroffenen.

copd lunge

Die 4 COPD-Stadien nach GOLD

Wer bei GOLD zuerst an ein wertvolles Edelmetall denkt, hat wahrscheinlich noch nie etwas von COPD gehört. Denn die Abkürzung bezeichnet die vier Stadien, denen die Betroffenen zugeordnet werden. Doch wofür stehen sie und was bedeuten sie für die Patient:innen? Weiterlesen

Operationen

Wie oben bereits erwähnt, entwickeln viele COPD-Patient:innen im Laufe der Erkrankung ein Lungenemphysem. Dabei blähen sich Teile der Lunge krankhaft auf, was die Arbeit der gesunden Bereiche erschwert. Die Betroffenen leiden in der Folge unter einer zunehmend eingeschränkten Sauerstoffversorgung. Für einige von ihnen stellen operative Eingriffe eine weitere Behandlungsmöglichkeit dar:

Bullektomie

In der Lunge von Emphysem-Patient:innen bilden sich mit Luft gefüllte Blasen (lat. bullae = Blase). Diese verdrängen gesundes Lungengewebe und können im weiteren Verlauf eine Reihe von Komplikationen verursachen, weshalb sie im Rahmen einer Bullektomie chirurgisch entfernt werden.

Lungenvolumenreduktion

Bei einer Lungenvolumenreduktion werden die durch das Emphysem überblähten Bereiche verkleinert, um die Sauerstoffversorgung wieder zu verbessern. Abhängig davon, welche Bereiche der Lunge betroffen sind, kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz. So ist zum Beispiel der Einsatz von Ventilen – sogenannte Coils – eine Möglichkeit, die Lunge zu entblähen und die Atemnot der Betroffenen zu lindern.

Lungentransplantation

Wenn alle Optionen der medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapie ausgeschöpft sind, bleibt für einige Patient:innen eine Lungentransplantation als letzte Behandlungsmöglichkeit. Nicht zuletzt aufgrund der geringen Zahl an verfügbaren Spenderlungen sind die Eignungsvoraussetzungen für eine Transplantation allerdings sehr hoch.

Lungentransplantation – Wer kommt in Frage?

diagnose roentgenbild lungenkrebs

Lungenkrebs – je früher die Diagnose, umso besser

Lungenkrebs ist wahrscheinlich die Diagnose, vor der COPD-Patient:innen und (Ex-)Raucher:innen am meisten Angst haben. Dabei gilt gerade bei dieser Erkrankung: Je früher sie diagnostiziert wird, umso besser sind die Heilungschancen. Gut, dass sich einiges tut auf dem Gebiet der Früherkennungs-Forschung. Weiterlesen

Begleiterkrankungen vorbeugen

Generell gilt zu beachten: Die COPD ist eine systemische Krankheit, die das Risiko weiterer Erkrankungen stark erhöht. Häufige Begleiterkrankungen der Lungenkrankheit sind etwa Herzerkrankungen, Lungenkrebs, Diabetes und psychische Leiden und rücken deshalb immer mehr in den Fokus der Therapie. Die Vorbeugung und Früherkennung solcher Erkrankungen gehört deshalb unbedingt zu einer umsichtigen Therapie.

Häufige Begleiterkrankungen der COPD

Die Diagnose COPD gestellt zu bekommen, zählt sicher nicht zu den Lichtblicken im Leben der Betroffenen. Jedoch ist wichtig zu erkennen, dass man dem Schicksal nicht ausgeliefert ist, denn es stehen eine Reihe medikamentöser und nicht-medikamentöser Behandlungen zur Verfügung. Sie alle haben jedoch eins gemein: Spätestens bei Diagnosestellung ist es höchste Zeit, den Tabakkonsum einzustellen. Denn das ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie – und damit für ein Leben mit mehr Gesundheit und Wohlbefinden.

Quellen:
– Helmholtz Zentrum München, 2024: Senkt Rote-Bete-Saft den Blutdruck bei COPD? Abgerufen bei https://www.lungeninformationsdienst.de/aktuelles/news/artikel/senkt-rote-bete-saft-den-blutdruck-bei-copd am 24.05.2024
– Boehringer Ingelheim, 2024: Nicht-medikamentöse Behandlung – Ihr Einsatz zählt! Abgerufen bei https://patient.boehringer-ingelheim.com/de/copd-aktuell/wie-kann-man-die-copd-behandeln/nicht-medikamentose-behandlung-ihr-einsatz-zahlt?cid=em:nl:11886 am 24.05.2024
– Nationale Versorgungsleitlinien, 2021: Nationale VersorgungsLeitlinie COPD. 2. Auflage, Version 1. Abgerufen bei https://www.leitlinien.de/themen/copd/2-auflage am 24.05.2024
– Techniker Krankenkasse, 2022: Rauchentwöhnung: Nach der letzten Zigarette (2/12). Abgerufen bei https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/sucht/rauchenentwoehnung-nach-der-letzten-zigarette-2015692?tkcm=ab am 24.05.2024
– Foto: vadimguzhva / istock.com

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