COPD: Heilung durch Lungentransplantation?

Eine Lungentransplantation kann bei COPD eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität bewirken. Doch wer kommt überhaupt für eine solche Operation in Frage – und wie stehen die Heilungschancen?
 | 31.01.2023

Eine Lungentransplantation ist noch immer ein eher seltener Eingriff. Selbst im Bereich der Organverpflanzung handelt es sich hier um eine relativ junge Methode. Konkret: 2021 wurden in Deutschland 283 Lungen transplantiert. Die lange und riskante Operation wird nur an wenigen, hochspezialisierten Zentren hierzulande durchgeführt. Auf der Warteliste standen im selben Jahr übrigens 291 Patient:innen. Doch warum sind solche Transplantationen noch immer so selten?

Das hat gleich mehrere Gründe:

  • Zunächst gibt es nur eine geringe Zahl an Spenderlungen. Denn der Anteil Organspender:innen in Deutschland ist im europäischen Vergleich sehr niedrig.
  • Zudem sind die Anforderungen an die empfangenden Patient:innen hoch. So müssen im Vorfeld alle anderen Behandlungsoptionen ausgeschöpft sein, um die schwerwiegende Lungenerkrankung in den Griff zu bekommen. Es ist also selbst mit einer schweren COPD nicht selbstverständlich, auf die Warteliste für eine Spende zu kommen. Außerdem dürfen die Patient:innen nicht älter als 65 Jahre alt und keine Raucher:innen (mehr) sein. Aktiver Tabakkonsum ist demnach ein Ausschlusskriterium.
  • Gerade Erkrankungen wie die COPD kommen oft mit einer Reihe von Begleiterkrankungen einher, die nicht selten selbst einen schweren Verlauf nehmen. Auch in solchen Fällen wird von einer Transplantation eher abgesehen.
  • Zwischen dem Spenderorgan und dem Körper der empfangenden Patient:innen muss es “passen” – unter anderem müssen die Blutgruppen zum Beispiel kompatibel sein. So werden die Chancen auf Abstoßungsreaktionen des Körpers reduziert.

Ein Forscher:innen-Team aus Kanada hat ein Verfahren entwickelt, mit dem man die Blutgruppe von Lungen verändern kann. Durch die Behandlung anhand von speziellen Enzymen kann sich so jedes Blut zur Gruppe 0 “umpolen” lassen, die als Universalspende zu jeder anderen kompatibel ist.

Wie der Prozess einer Lungentransplantation abläuft

Die Hürden für eine Transplantation sind also sehr hoch. Hinzu kommt, dass die vorhandene Zahl an Spenderlungen etwa die Hälfte des Bedarfs deckt, so dass die Suche nur bei jeder und jedem zweiten Patient:in erfolgreich verläuft. Doch wer bestimmt eigentlich, wer wann ein Spenderorgan erhält?

Über die Vergabe von Spenderlungen entscheidet ein europäisches Institut mit Sitz in Leiden in den Niederlanden: Eurotransplant. Ausschlaggebend ist hier seit dem Dezember 2011 lediglich die Dringlichkeit – vor diesem Stichdatum wurde auch die Wartezeit auf ein Spenderorgan noch berücksichtigt. Es ist daher absolut entscheidend, wie die zuständigen Ärzt:innen den Zustand ihres Patient:in beschreiben und an Eurotransplant weitergeben.

Was passiert nach der Eignungsfeststellung?

Der Antrag für eine Lungentransplantation wurde übermittelt und man steht auf der Warteliste – was passiert jetzt? Nun beginnt der wohl anstrengendste Teil des Prozesses: das Warten. Denn die Suche nach einer geeigneten Spenderlunge kann einige Monate, aber auch einige Jahre dauern. Im Schnitt warten Patient:innen ein bis zwei Jahre.

Kann eine Lungentransplantation die COPD heilen?

Die gute Nachricht ist: Ist die geeignete Lunge gefunden und erfolgreich transplantiert, führt das im Optimalfall sogar zur Heilung der COPD, also zu einem Verschwinden der Symptome und zu einer stark steigenden körperlichen Leistungsfähigkeit und Lebensqualität. Nach einer Rehabilitationsphase ist schließlich ein weitaus aktiveres Leben als vorher möglich.

copd stufe 4

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Wie es jedoch für jeden und jede einzelne Patient:in ausgeht, lässt sich schwer vorhersagen. So überleben etwa 80% der COPD-Patient:innen das erste Jahr nach der Transplantation, im zweiten sind es nur noch 70%. Das hängt zunächst davon ab, ob der Körper die neue Lunge gut annimmt und wie die Patient:innen die Medikamente vertragen, die sie nun ihr Leben lang einnehmen müssen, damit der Körper das “Ersatzorgan” nicht abstößt. Das macht das Immunsystem auch anfälliger für Infekte und ist mit vielen medizinischen Kontrolluntersuchungen verbunden.

All dies nehmen Patient:innen in der Regel jedoch gerne auf sich, denn das Spenderorgan schenkt eine ganz andere Perspektive und vor allem: Lebenszeit. Plötzlich sind Sport und Bewegung wieder eine Option, man kann wieder in den Urlaub fahren oder sogar fliegen und seinen Beruf ausüben. Kurzum: Für viele beginnt ein zweites Leben.

Eine Lungentransplantation ist sowohl mit hohen Risiken als auch mit enormen Strapazen verbunden – und natürlich mit einer Rauchentwöhnung. Allerdings ist sie vor allem eins: ein Lebensretter. Deswegen haben viele Patient:innen mit schweren Lungenerkrankungen im Spätstadium die Hoffnung auf einen Wartelistenplatz. Denn eine neue Lunge kann tatsächlich ein neues Leben und mehr Wohlbefinden und Lebensfreude bedeuten.

Quellen:
– Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2022: Die Lungentransplantation. Abgerufen über https://www.organspende-info.de/organspende/transplantierbare-organe/lungentransplantation/ am 07.11.2022
– Transplantation verstehen, 2020: Lungentransplantation: Voraussetzungen und Wartezeit. Abgerufen über https://www.transplantation-verstehen.de/organe/lunge/voraussetzungen-und-wartezeit am 07.11.2022
– Megbel, 2022: Spenderlungen, die zu allen Empfängern passen. Spektrum Gesundheit, Ausgabe 04/2022
– Foto: Fotolia.com

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