Übungen zur Atementspannung

Innere Ausgeglichenheit ist die beste Voraussetzung für körperliches Wohlbefinden. Das klingt einfach, ist aber in der Praxis gar nicht so einfach umzusetzen. Glücklicherweise gab es in den letzten Jahren ein verstärktes Aufkommen von Entspannungstechniken aller Art. Doch welche ist für mich die richtige?
 | 17.05.2022

Es ist ein bisschen wie die Frage nach Henne oder Ei: Was war zuerst da? Hat der Stress eine Zunahme der Lungen-Symptomatik verursacht – oder fühlt man sich gestresst, weil man unter den Beschwerden leidet? Klar ist: Körperliche und geistige Spannung oder Stress und chronische Lungenerkrankungen wie COPD, Asthma und Co. hängen stark zusammen – und beeinflussen sich gegenseitig. So können die zusätzlichen Belastungen durch eine dauerhafte Erkrankung Auslöser von innerer Unausgeglichenheit, Verspannungen oder Stress sein. Was da hilft? Entspannen, entspannen, entspannen. Aber wie?

Das Gute ist: Angebote zur Entspannung von Körper und Geist gibt es wie Sand am Meer. Gerade solche, die gezielt die Atmung einsetzen, sind seit einigen Jahren auf dem Vormarsch. Die Techniken und Übungen tragen allgemein dazu bei, etwas Abstand zum Alltag zu gewinnen und sich durch eine verbesserte Selbstwahrnehmung mental und physisch zu entspannen. Anwenden lassen sie sich praktisch überall – zu Hause, am Arbeitsplatz oder in der Straßenbahn, im Liegen, im Sitzen und sogar im Stehen. Die einzige Voraussetzung: einige Minuten freie Zeit, sodass man alles um sich herum kurz vergessen kann.

Autogenes Training

Autogen ist eine Handlung, die von innen heraus, aus eigenen Kräften gesteuert wird. Das autogene Training bedient sich daher unserer Vorstellungskraft: Ziel ist es, einen tiefen inneren Entspannungszustands zu erreichen – und die Außenwelt für eine kurze Zeit vollständig auszublenden. Durch Autosuggestion, also über die bloße Vorstellung – beispielsweise von Schwere, Wärme und Ruhe im Körper – werden Muskeln entspannt, Schmerzen gelindert und Ängste abgebaut. Ein Beispiel:

Die intensive Vorstellung „Mein Herz ist ruhig“ über längere Zeit hinweg kann tatsächlich auslösen, dass der Puls sinkt – während die Imagination von “mein Arm ist schwer” wirklich dazu beiträgt, dass die Muskeln genau dort entspannt werden. Eine zentrale Voraussetzung ist aber, sich voll und ganz auf die Übungen einzulassen und sie ernst zu nehmen. Dann treten schnell Lerneffekte auf und gerade zu Beginn seiner Trainings-”Karriere” wird man bedeutende Auswirkungen auf das vegetative Nervensystem feststellen, das unter anderem Herzschlag, Atmung, Blutdruck, Verdauung und Stoffwechsel kontrolliert.

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Yoga

Längst keine seltene Sportart aus dem fernen Indien mehr, sondern ein globaler Trend geworden ist Yoga. Die fließenden Bewegungen sollen Verspannungen lösen sowie Kraft und Beweglichkeit fördern – kombiniert mit einer speziellen Atemtechnik trägt dies zur allgemeinen Entspannung bei. Mehrere Studien zeigten bereits, dass Yoga bereits nach kurzer, aber regelmäßiger Anwendung positive Effekte auf Lebensqualität und Symptomatik von Lungenpatient:innen hatte.

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Progressive Muskelentspannung

Eine weitere Technik, die vor allem auf unsere Muskulatur setzt, ist die progressive Muskelentspannung nach dem US-amerikanischen Arzt Edmund Jacobsen. Auch hier ist der Grundaufbau einer Einheit recht einfach: Bestimmte Muskelpartien werden bewusst angespannt und nach einiger Zeit wieder gelockert. So wird nach und nach der ganze Körper von Verspannungen befreit und entspannt.

Neben diesem Effekt haben Übungen wie progressive Muskelentspannung, autogenes Training und Co. aber noch eine weitere positive Nebenwirkung: Quasi nebenbei lernt man dabei, ein besseres Bewusstsein für den eigenen Körper zu entwickeln – und Spannungen, schmerzende Stellen und Verkrampfungen gezielter wahrzunehmen und lokalisieren zu können. Eine solche Achtsamkeit geht im Alltag schnell verloren, weshalb Entspannungstechniken eine willkommene Abwechslung sind.

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Wer besonders effektiv entspannen möchte, sollte die Techniken am besten regelmäßig anwenden – so tritt ein Gewöhnungseffekt ein. Inzwischen findet man neben Kursen vor Ort auch Video- und Audiomaterial auf den gängigen Plattformen im Internet – oder man greift zur etwas klassischeren CD aus dem Handel. Während manche eher auf ruhige, gleichmäßige Klänge setzen, bevorzugen andere gerne eine anleitende Stimme, die konkrete Anweisungen gibt.

Audios und Videos zur Atementspannung

Inzwischen ist den Krankenkassen bewusst, wie wichtig Stressbewältigung im Alltag ist – nicht nur, aber gerade für Lungenpatient:innen. Deshalb gibt es rund um das Thema Entspannung & Co. zahlreiche Informationen und Angebote auf den Webseiten der Kassen.

Besonders interessant für Lungenpatient:innen sind vor allem Übungen zur Atem- und Muskelentspannung, die für jede:n User:in – egal welcher Kasse er oder sie angehört – kostenlos verfügbar sind. So bietet beispielsweise die Techniker Krankenkasse diverse Audio-Anleitungen zur Atem- und progressiven Muskelentspannung:

Auch die AOK springt auf diesen Trend auf und bietet Videos zur progressiven Muskelentspannung im Sitzen und im Liegen an. Übrigens: Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten von Stressbewältigungs-Kursen oder erkennen diese im Rahmen eines Bonusprogramms an.

Körper und Geist bilden gemeinsam eine Einheit. Umso wichtiger ist es gerade für chronisch erkrankte Patient:innen, sich einen regelmäßigen Ausgleich zu verschaffen. Extrem wichtig sind regelmäßige Ruhepausen und die Möglichkeit, Erholung zu finden von den täglichen Herausforderungen einer Lungenerkrankung. Belohnt wird man schließlich durch ein langfristig gesteigertes Wohlbefinden und einer besseren Gesundheit.

Quellen:
– Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache, 2022: Autogen. Abgerufen via https://www.dwds.de/wb/autogen am 29.04.2022
– Lungeninformationsdienst, 2011: Entspannungstechniken. Abgerufen via https://www.lungeninformationsdienst.de am 29.04.2022
– Foto: Fotolia.com

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