Harninkontinenz – Viele COPD-Patient:innen sind betroffen

Was haben ein herzhaftes Lachen und ein kräftiges Husten gemeinsam? Sie beide können den unerwünschten Abgang von Urin fördern. Doch Inkontinenz muss kein Tabuthema mehr sein – und man kann sich einfach Abhilfe verschaffen.
 | 22.06.2021

Mehr als die Hälfte ist betroffen

Die gute Nachricht vorweg: Mit diesen Symptomen ist man alles andere als alleine. Mehr als die Hälfte aller COPD-Patient:innen leidet unter Harninkontinenz. Was bedeutet das genau? Von einer beginnenden Inkontinenz spricht man, wenn Betroffene den Zeitpunkt des Urinlassens nicht gezielt steuern können: Der Harn fließt ab, ohne dass man es möchte. Für viele Menschen ist dies ein Tabu-Thema, über das sie nur sehr ungerne sprechen. Dabei ist die offene Kommunikation darüber – gerade mit dem oder der Ärzt:in des Vertrauens – der erste Schritt zur Besserung.

Dazu kommt, dass Harninkontinenz mittlerweile zu einer Art Volkskrankheit erklärt wurde – und gerade für Lungenpatient:innen eine häufige Begleiterkrankung darstellt. Man geht von etwa neun Millionen Betroffenen in Deutschland aus, darunter mehr Frauen als Männer. Wieso? Das liegt vor allem an dem breiteren Becken, das Frauen von Natur aus haben – und zusätzlich steigern (vergangene) Schwangerschaften das Risiko, inkontinent zu werden.

Krankenkasse bezuschusst Beckenbodentraining

Im Rahmen einer Studie sind 2013 mehr als 400 Patient:innen zu ihren Symptomen der Harninkontinenz befragt worden. Durchgeführt wurde dies von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften in Zusammenarbeit mit der Patient:innenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland und der Ruhrlandklinik Westdeutsches Lungenzentrum Universitätsklinikum Essen. Das Ergebnis: Aufgrund des erhöhten Drucks im Bauchraum, der beim ständigen Husten entsteht, leiden COPD-Patient:innen, ebenso wie Asthmatiker:innenbesonders häufig unter Harninkontinenz. Kommt dann noch eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur hinzu, kann der Urin nicht mehr gehalten werden.

Dabei sind diese Probleme oft relativ einfach in den Griff zu bekommen. Ein erster Schritt könnte sein, sich selbst eine Übersicht zu verschaffen, wie oft man zur Toilette geht – beispielsweise, indem man sich die Zeiten in einem Urintagebuch notiert. Zudem sollte man sich selbst fragen: Trinke ich genug? Empfehlenswert ist eine Menge von etwa zwei Litern pro Tag, dabei sollten sieben oder acht Toilettengänge tagsüber sowie ein oder zwei in der Nacht nicht überschritten werden. Es kann außerdem lohnenswert sein, den Gang zur Toilette bewusst hinauszuzögern – das trainiert die Beckenbodenmuskulatur.

Stelle man nun nach der Selbstanalyse fest, dass die Beschwerden anhalten und das normale Maß übersteigen, kommt der oder die Ärzt:in ins Spiel. Denn als Spezialist:in kann er oder sie einem Tipps geben, wie man den Beckenboden trainiert. Mittlerweile gibt es auch spezielle Trainingsgeräte und Apps hierfür, die teilweise auch von der Krankenkasse bezuschusstwerden. Eine bewährte Übung lässt sich zudem ganz einfach auf einem Stuhl ausführen. Hier ist der grundlegende erste Schritt, seine Beckenbodenmuskulatur zu “erfühlen”. Am besten setzt man sich hierfür hin und versucht zu simulieren, wie man den Harndrang bei einer vollen Blase zurückhält. Dieses Gefühl gilt es nun mithilfe verschiedener Übungen künstlich zu erzeugen. Die Folge: Die Muskulatur im Beckenbodenbereich wird trainiert und “hält dicht”.

Harninkontinenz ist vielen Menschen peinlich. Doch je öfter über das Thema gesprochen wird, umso mehr lässt sich dagegen tun. Der Austausch zwischen Ärzt:in und Patient:in, sowie möglicherweise anderen Betroffenen ist hier sinnvoll und kann Abhilfe verschaffen – etwa, indem man sich gegenseitig Beckenbodentrainings empfiehlt.

Quellen:
– Köhler, B. et al.: Prävalenz und Symptomschwere von Harninkontinenz (HI) bei Männern und Frauen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). In: Pneumologie 2013, 67
– Apotheken-Umschau.de (2017): Video: Mit Beckenbodentraining Inkontinenz vorbeugen.
– Foto: New Africa / Shutterstock.com

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