Pflege bei COPD – Was muss ich dazu wissen?

Gerade Patient:innen mit fortgeschrittener COPD fragen sich irgendwann: Was ist, wenn ich mal nicht mehr kann? Wenn schon der Toilettengang zur Belastung wird, dann ist klar: Unterstützung bei der Pflege muss her. Aber wie gehe ich das am besten an? Und was steht mir eigentlich zu?
 | 05.09.2023

Im fortgeschrittenen Stadium kann eine COPD teilweise mit erheblichen Einschränkungen einhergehen. Aufgrund von zunehmenden Atembeschwerden können viele Patient:innen alltägliche Aufgaben daher kaum mehr selbst erledigen. Konkret: Sich morgens waschen und anziehen, einkaufen oder eine Mahlzeit zubereiten – all dies wird für viele von ihnen zum Problem.

Pflegebedürftige Menschen haben deshalb die Möglichkeit, einen gesetzlichen Pflegegrad zu beantragen. Dadurch erhält man vor allem finanzielle Entlastungen, wenn ein ambulanter Pflegedienst oder eine Pflegeperson beauftragt werden, bei der Pflege daheim zu unterstützen. So soll gewährleistet werden, dass Betroffene möglichst lange in den eigenen vier Wänden bleiben können.

In diesem Beitrag soll es darum gehen,

  • wie man einen gesetzlichen Pflegegrad beantragt,
  • welche Voraussetzungen man für häusliche Pflege erfüllen muss und
  • welche Aufgaben die Pflegedienste für COPD-Patient:innen übernehmen können.

Wie beantragt man einen gesetzlichen Pflegegrad bei COPD?

Anträge füllen die wenigsten gerne aus – besonders, wenn es um die eigene Pflegebedürftigkeit geht. Das ist zwar nachvollziehbar, aber notwendig, um auch langfristig zu Hause wohnen bleiben zu können. Doch was muss ich da eigentlich genau tun?

Um einen Pflegeanspruch geltend zu machen, muss man einen Antrag auf Pflegebedürftigkeit bei der Pflegekasse stellen. Das dazugehörige Formular findet man in der Regel auf der Webseite der Krankenkasse zum Herunterladen. Wer es lieber in Papierform in den Händen halten möchte, kann auch bei der Krankenkasse anrufen und die postalische Sendung anfordern.

Ist der Antrag eingereicht, kann man Besuch erwarten – und zwar vom medizinischen Dienst der Krankenkasse. Ein:e Sachverständige:r wird den Antragssteller:innen dafür einen Besuch abstatten, um ein Gutachten zu erstellen. Auf Basis dieses Gutachtens und einigen ärztlichen Untersuchungen wird man schließlich in einen Pflegegrad eingeteilt. Konkret definiert dieser Grad dann, wie pflegebedürftig man aus Sicht der Pflegekasse ist – und welche Leistungen einem dementsprechend zustehen.

Doch welcher Pflegegrad ist bei COPD eigentlich realistisch?

Welchen Pflegegrad hat man bei COPD?

Pflegebedürftig sind nach dem Sozialgesetzbuch (§14 SGB XI) Personen, die gesundheitlich bedingte Beeinträchtigungen in der Selbstständigkeit aufweisen und deshalb der Hilfe durch andere bedürfen. Die Pflegebedürftigkeit muss dabei dauerhaft beziehungsweise aller Voraussicht nach für mindestens sechs Monate bestehen.

Die Höhe des Pflegegrads, den der medizinische Dienst feststellt, hängt von einem umfassenden Kriterienkatalog ab. Dabei geht es um Aspekte wie…

  • … die Mobilität: Kann ich mich noch selbstständig bewegen, Treppen steigen und aufrecht sitzen?
  • … die kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten: Weiß ich, wo ich mich befinde, kann ich die Uhr lesen, mich mitteilen und Entscheidungen treffen?
  • … das Verhalten und die Psyche: Leide ich unter Ängsten oder zeige ich ein aggressives Verhalten?
  • … die Bewältigung des Alltags mit der Erkrankung: Bin ich fähig, meine Medikamente und atemtherapeutischen Hilfsmittel korrekt anzuwenden, um Sekret abzuhusten? Kann ich Termine bei Ärzt:innen selbstständig koordinieren und wahrnehmen?
  • … die Alltagsgestaltung und das Sozialleben: Vereinsame ich aufgrund der COPD oder habe ich (weiterhin) ein aktives Leben mit einem geregelten Tagesablauf?

An diese Einstufung schließt sich auch der Umfang der Pflegeleistungen an, die die Krankenkasse erstattet:

Pflegegrad 1

Wer in geringem Maße in seiner Selbständigkeit beeinträchtigt oder auf Unterstützung angewiesen sind, wird vom medizinischen Dienst in Pflegegrad 1 eingestuft. Das entsprechende Pflegegeld soll einem in diesem Fall beispielsweise ermöglichen, eine Haushaltshilfe einzustellen.

Pflegegrad 2

Ist man in erheblichem Maße beeinträchtigt, wird der medizinische Dienst eine Einteilung in Pflegegrad 2 vornehmen. Ab diesem Pflegegrad hat man unter anderem Anspruch auf Pflegeleistungen, die von einem Pflegedienst geleistet werden. Darunter fallen etwa Unterstützung bei der Körperpflege oder Hilfe bei der Gestaltung des Alltags.

Pflegegrad 3

Wer schwer beeinträchtigt oder sogar teilweise auf Unterstützung durch eine Pflegefachkraft angewiesen sind, wird in Pflegegrad 3 eingestuft. Das kann der Fall sein, wenn der Geist zwar noch fit ist, man sich aber ohne Hilfsmittel kaum fortbewegen kann. Pflegt ein:e Angehörige:r die Betroffenen zu Hause, stehen einem im Pflegegrad 3 zudem 545 Euro zu.

Pflegegrad 4

Wenn man rund um die Uhr auf Unterstützung durch eine Pflegekraft angewiesen ist, wird man in Pflegegrad 4 eingestuft. Das Pflegegeld für Pflegesachleistungen fällt entsprechend höher aus, dass für Angehörige liegt nun schon bei 728 Euro.

Pflegegrad 5

Und wer schließlich auf einen außergewöhnlich hohen Pflegeaufwand angewiesen sind, wird vom medizinischen Dienst in Pflegegrad 5 eingestuft. Die Betroffenen sind dann häufig bettlägerig und können beispielsweise Körperpflege und Ernährung nicht mehr selbst übernehmen. entsprechend hoch fallen daher auch die Leistungen aus.

Wie helfen Pflegedienste den Patient:innen bei COPD?

Der wichtigste Schritt ist erledigt und ein Pflegegrad wurde zugeteilt. Doch wie geht es jetzt weiter – und mit welcher Unterstützung kann ich rechnen?

Wenn die Pflegebedürftigkeit eines oder einer COPD-Patient:in festgestellt wurde, kann diese:r den Pflegedienst frei auswählen. Die Pflegedienste passen die Leistungen auf die individuellen Bedürfnisse der Patient:innen an. Grundsätzlich steht dabei die Grundpflege im Vordergrund. Dazu gehören die körperliche Hygiene, die Nahrungsaufnahme und die alltägliche Mobilität wie Aufstehen, Anziehen, Treppensteigen und so weiter.

Darüber hinaus kann aber auch die Unterstützung bei der Einnahme von Medikamenten oder der Anwendung von Hilfsmitteln dazugehören. Empfehlen der oder die behandelnde Lungenärzt:in zum Beispiel Bewegungstherapie oder Hilfestellungen beim Abhusten und der Atemgymnastik, kann auch das Teil der Hilfeleistungen sein.

Als Alternative zu den ambulanten Pflegediensten bietet sich die Möglichkeit einer selbst gewählten Pflegeperson an. Dafür erhalten Pflegebedürftige ein Pflegegeld, über dessen Verwendung sie frei verfügen können.

Für intensivpflegebedürftige Menschen – etwa beatmete Patient:innen – gibt es zudem spezielle Intensivpflegedienste, die eine noch umfassendere Versorgung anbieten.

Nicht alle COPD-Patient:innen werden mit fortschreitender Erkrankung unbedingt pflegebedürftig. Doch tritt der Fall ein, sollte man besser vorher gewappnet sein und sich der nächsten Schritte bewusst sein. Eines muss man sich immer vor Augen führen: Auch eine Pflegebedürftigkeit muss nicht bedeuten, dass Betroffene ihr Leben auf Eis legen müssen. Selbst jetzt ist es noch möglich, seinen Alltag zu genießen.

Quellen:
– Verbraucherzentrale: Diese Leistungen können Sie für die Pflege beantragen. (Stand: 24.06.2019)
– Pflege.de, 2023: Pflegegrade. Abgerufen bei https://www.pflege.de/pflegekasse-pflegerecht/pflegegrade/ am 8.8.2023
– Sauerstoffliga, 2019: Pflegerische Aspekte bei COPD & Asthma bronchiale. Abgerufen bei https://www.sauerstoffliga.de/wp-content/uploads/2019/07/aspekte-copd.pdf am 8.8.2023
– Betanet, 2023: COPD > Pflege. Abgerufen bei https://www.betanet.de/copd-pflege.html am 8.8.2023
– Foto: fizkes / Shutterstock.com

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