Fatigue bei COPD – was tun gegen die Erschöpfung?

Chronischer Husten und Gewichtsverlust sind bekannte und von außen deutlich wahrnehmbare Symptome einer COPD – doch was ist mit einem chronischen Erschöpfungszustand, der Fatigue? Auch sie kann sich stark negativ auf die Lebensqualität von Betroffenen auswirken.
 | 11.10.2022

Eine chronische Erkrankung wie die COPD kann den Körper eines oder einer Patient:in stark in Mitleidenschaft ziehen. Kein Wunder also, dass er irgendwann spürbar “streikt” und für viele Alltagsaktivitäten keine Energie mehr aufbringen kann. In diesem Fall spricht man von Fatigue, einer “belastenden Erschöpfung infolge von Krebs oder chronischen Erkrankungen”, wie die Deutsche Fatigue Gesellschaft e.V. es bezeichnet. Die Fatigue wird als zentrales Symptom vieler schwerer Erkrankungen beschrieben. Das besonders herausfordernde daran ist, dass kaum etwas zu helfen scheint: Ausruhen und Schlafen beheben die Erschöpfung nicht – und sie tritt ohne Vorankündigung plötzlich auf, auch ohne sich zuvor angestrengt zu haben. Das schränkt die Lebensqualität von Betroffenen stark ein.

In einer Studie mit über 200 COPD-Patient:innen, die aufgrund einer Exazerbation, also einer akuten Verschlechterung ihrer COPD, im Krankenhaus waren, wies knapp die Hälfte der Betroffenen Fatigue-Symptome auf.

Woran erkennt man Fatigue bei COPD?

Bisher gibt es keine zugelassenen Medikamente gegen die Fatigue selbst. Allerdings gibt es Wege, hier eine Besserung herbeizuführen – doch dafür braucht es eine korrekte Diagnose. Das Problem: Viele Ärzt:innen und Patient:innen wissen nicht genug über Fatigue, denn es handelt sich dabei zwar um ein häufiges, aber wenig erforschtes Phänomen.

Umso wichtiger ist es, dass die typischen Charakteristiken einer Fatigue richtig erkannt werden:

  • Einschränkung der körperlichen, aber auch emotionalen Funktionen
  • Vorzeitige Ermüdung ohne große vorangegangene Anstrengung
  • Schwierigkeit, sich zu konzentrieren
  • Wortfindungsstörungen
  • Atemnot bei geringer Belastung
  • Negative Auswirkungen auf soziale Beziehungen
  • Teilweise sogar Verlust der Lebensfreude

Sowohl Körper als auch Psyche sind also in hohem Ausmaß von dem chronischen Erschöpfungszustand betroffen.

Was hilft gegen Fatigue?

Der erste Schritt, eine Fatigue in den Griff zu kriegen, sollte das vertrauensvolle Gespräch mit dem oder der behandelnden Lungenärzt:in sein. Wichtig ist, offen und ehrlich über seine Erschöpfung zu sprechen und keine Details auszulassen, um gemeinsam eine Lösung zu finden.

Darüber hinaus helfen moderate Bewegungseinheiten, auch wenn es im ersten Moment widersprüchlich klingen mag. Viele Patient:innen denken sicherlich „Ich kann mich kaum zum Einkaufen bewegen und nun soll ich Sport treiben?” – doch keine Sorge. Es werden keine sportlichen Höchstleistungen erwartet. Eine Kombination von leichtem Kraft- und Ausdauertraining mit sanfter, aber kontinuierlicher Steigerung der Intensität – beispielweise Yoga, Schwimmen oder Lungensport – hat sich hier als effektiv erwiesen. Wichtig ist zudem, dass eine Überlastung unbedingt vermieden werden muss.

Gerade gegen die psychischen Auswirkungen der chronischen Erschöpfung könnte zudem eine kognitive Verhaltenstherapie helfen. Sie hilft dabei, Ängsten und depressiven Episoden gestärkt entgegenzutreten und Strategien zu entwickeln, sich emotional besser mit der Symptomatik auseinandersetzen zu können. Das steigert die Lebensqualität der Patient:innen.

Mit der richtigen Atmung Fatigue begegnen

Ein weiterer zentraler Ansatzpunkt ist die Atmung. Studien haben gezeigt, dass eine gezielt verlangsamte und vertiefte Atmung dabei helfen kann, Fatigue zu mildern.

Die gute und gleichzeitig schlechte Nachricht ist: COPD-Patient:innen sind nicht die einzige Gruppe, die häufig unter Fatigue leidet. Gerade im Zusammenhang mit Long- und Post-COVID, also Langzeitsymptomen nach einer Infektion mit dem Coronavirus, taucht die chronische Erschöpfung oft auf. Das schafft ein größeres Bewusstsein und eine Auseinandersetzung mit dem Syndrom – sodass es hoffentlich in naher Zukunft eine adäquate Therapie gibt. So wird es auch COPD-Patient:innen mit Fatigue möglich sein, ein langes Leben in Wohlbefinden und Freude zu führen.

Quellen:
– Deutsches Gesundheitsportal, 2022: Chronische Erschöpfung bei COPD. Abgerufen am 20.05.2022 über https://www.deutschesgesundheitsportal.de/chronische-erschoepfung-bei-copd
– Deutsches Gesundheitsportal, 2021: Patienten mit COPD profitieren von kognitiver Verhaltenstherapie. Abgerufen am 20.05.2022 über https://www.deutschesgesundheitsportal.de/patienten-mit-copd-profitieren-von-kognitiver-verhaltenstherapie
– Deutsches Gesundheitsportal, 2021: COPD-Patienten leiden häufig unter starker Erschöpfung. Abgerufen am 20.05.2022 über https://www.deutschesgesundheitsportal.de/copd-patienten-leiden-haeufig-unter-starker-erschoepfung
– Hayama & Inoue, 2012: The effects of deep breathing on ‘tension–anxiety’ and fatigue in cancer patients undergoing adjuvant chemotherapy, Complementary Therapies in Clinical Practice, Volume 18, Issue 2, 2012, Pages 94-98, ISSN 1744-3881, https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1744388111000818
– Foto: Kateryna Onyshchuk / Shutterstock.com

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