Fliegen mit COPD

Der Sommer ist da und ganz Deutschland befindet sich wieder im Reisefieber. Viele COPD-Patient:innen fragen sich daher: Kann ich trotz COPD fliegen? Oder sollte ich lieber auf Reisen per Bahn und Auto umsteigen?
 | 27.06.2023

Tatsächlich ist es nicht einfach, diese Frage pauschal zu beantworten, denn es kommt dabei auf mehrere Faktoren an. Wichtig für alle Reisenden mit chronischen Lungenerkrankungen ist jedoch zu wissen: Bei Flugreisen in vielen tausend Metern Höhe sinkt der Luftdruck im Flugzeug beträchtlich. Konkret: Auf Reisehöhe herrschen etwa die gleichen Bedingungen wie auf 1.500 bis 2.450 Metern. Die Luft ist also deutlich dünner – das bedeutet: weniger sauerstoffreich, als wir normalerweise gewohnt sind.

Was ein gesunder Mensch locker wegsteckt, kann für COPD-Patient:innen zu einer Verstärkung der Symptome führen – und sogar zu einer lebensbedrohlichen Hypoxie, also einem verminderten Sauerstoffgehalt. Das bedeutet jedoch nicht, dass COPD-Patient:innen pauschal auf das Reisen verzichten müssen.

Was muss ich beachten, wenn ich trotz COPD fliegen möchte?

Wer trotz COPD gerne verreisen möchte, sollte sich im Vorhinein schlau machen: Welche Ziele sind realistisch? Und wie kann ich mich entsprechend gut vorbereiten? Empfehlenswert ist auch, mit dem oder der Lungenärzt:in im Vorfeld über die Pläne zu sprechen.

Welche Faktoren sollte ich außerdem beachten?

  • Vor Antritt einer Flugreise muss der Zustand der COPD stabil sein. Bei Zweifel an der Flugtauglichkeit sollte man vor Reiseantritt einen Lungenfunktionstest und eine Blutgasanalyse durchführen lassen.
  • Wer an einer COPD mit Lungenemphysem leidet, sollte sich unbedingt im Vorfeld der Flugreise einer Röntgenuntersuchung unterziehen. Der Grund: Bei Emphysemen befinden sich mit Luft gefüllte Blasen in den Bronchien. Druckschwankungen an Bord, beispielsweise bei Start und Landung, bringen diese leicht zum Platzen – was für die Patient:innen lebensbedrohliche Folgen haben kann.
  • Auch Ödeme, also Wasseransammlungen im Körper, können ein Warnzeichen für einen schlechten Allgemeinzustand sein. Sie sind nach außen hin als Schwellungen sichtbar und bilden sich häufig im Knöchelbereich.
  • Kenner:innen des Schutzengel-Konzepts wissen bereits, was man für den Fall der Fälle bei sich haben sollte: eine ausreichende Menge an Notfallmedikamenten, einen Notfallplan mit detaillierter Beschreibung zur Diagnose, Medikamenten und einer Anleitung für Ersthelfer:innen, wie sie im Ernstfall reagieren sollten. Gerade wer alleine reist, sollte auf dieses individuell zusammengestellte Kit nicht verzichten.
  • Entgegen vieler Tipps, um einer Thrombose bei Langstreckenflügen vorzubeugen, sollten COPD-Patient:innen möglichst jede körperliche Anstrengung während des Flugs vermeiden. Dazu gehört beispielsweise das Umherlaufen auf dem Gang oder alles weitere, das für den Körper Stress bedeuten kann.
  • Gegebenenfalls ist für die Dauer des Fluges eine Atemunterstützung mit zusätzlichem Sauerstoff sinnvoll. Auch das sollte man im Vorhinein mit dem oder der behandelnden Lungenärzt:in besprechen.

Wie funktioniert die Sauerstoffversorgung an Bord?

Fliegen kann für die Atemwege also eine große Belastung darstellen, weil die stark veränderten Druckverhältnisse den Organismus irritieren können. In manchen Fällen kann auch eine zusätzliche Sauerstoffversorgung an Bord notwendig sein. Doch wann ist das der Fall?

Nach Angaben der European Respiratory Society sollte der Sauerstoffdruck im Blut während eines Fluges höher als 50 mmHg sein und die Sauerstoffsättigung mindestens 85% betragen. Weiß man bereits, dass man generell unter einem eher niedrigen Sauerstoffgehalt im Blut leidet, kann es sein, dass der Wert während des Flugs sogar unter diese Schwelle sinkt. In diesem Fall könnten Betroffene eine zusätzliche Sauerstoffversorgung während des Flugs benötigen.

Leider sind die Regelungen hier je nach Fluglinie stark unterschiedlich. Daher ist es zwingend notwendig, sich bereits vor der Buchung des Flugs mit dem Thema Sauerstoff an Bord auseinanderzusetzen – insbesondere für Patient:innen, die generell sauerstoffpflichtig sind. Doch wie funktioniert das eigentlich genau mit der Sauerstoffversorgung im Flugzeug?

Tatsächlich ist die Mitnahme von flüssigem Sauerstoff auf Flugreisen grundsätzlich nicht gestattet. Gasdruckflaschen oder mobile Sauerstoffkonzentratoren sind jedoch oft erlaubt – aber Vorsicht: Einige Fluggesellschaften schränken die Mitnahme von Konzentratoren auf bestimmte Modelle ein. Auf der Homepage der European Lung Foundation findet sich eine umfassende Liste mit Fluggesellschaften und ihren jeweiligen Richtlinien.

Manche bieten sogar eine Sauerstoffversorgung an Bord an, die im Vorfeld jedoch hinzugebucht werden muss. Hierfür fallen in der Regel zusätzliche Gebühren an, doch ein Gespräch mit der Krankenkasse könnte sich lohnen – denn manche erstatten die Kosten. Noch ein weiterer Grund, warum man vor der geplanten Reise mit dem oder der Lungenfachärzt:in sprechen sollte: Manche Fluggesellschaften verlangen ein ärztliches Attest, das die generelle Flugreisetauglichkeit bescheinigt.

COPD-Patient:innen haben zwar eine Reihe von zusätzlichen Punkten auf ihrer Checkliste, bevor auch sie sich endlich in den Urlaubsflieger setzen können. Doch das bedeutet nicht, dass man mit der chronischen Lungenerkrankung auf das Reisen komplett verzichten muss. Nach entsprechender Vorsorge und Klärung können auch viele COPD-Patient:innen Sonne, Sand, Berge oder Meer genießen. Na dann – ab in den Urlaub!

Quellen:
– European Lung Foundation, 2023: Airline index. Abgerufen über https://europeanlung.org/en/information-hub/living-with-a-lung-condition/air-travel/airline-index/ am 21. Juni 2023
– Ergan, B., Akgun, M., Pacilli, A. M. G., & Nava, S. (2018). Should I stay or should I go? COPD and air travel. European Respiratory Review, 27(148). Abgerufen über ournals.com/content/27/148/180030 am 20. Juni 2023
– Lungenärzte im Netz, 2008: Flugreise-Tipps für Lungenkranke. Abgerufen über https://www.lungenaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/flugreise-tipps-fuer-lungenkranke/ am 21. Juni 2023
– Foto: Fotolia.com

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