Körperliche Aktivität – primär, sekundär und tertiär

Die Prävention von Lungen- und Atemwegserkrankungen umfasst neben der Vermeidung schädigender Verhaltensweisen wie Rauchen auch die Stärkung des Immunsystems durch Ernährung und Impfprophylaxe. Ein gesundheitsorientiertes körperliches Training ergänzt den präventiven Ansatz.
 | 21.11.2023

Unter dem Begriff Prävention werden im Gesundheitswesen alle Aktivitäten und Maßnahmen zusammengefasst, die dazu beitragen, die Entstehung bzw. die Entwicklung einer Erkrankung und somit gesundheitliche Beeinträchtigungen zu verhindern.

Dabei ist zu bedenken, dass die meisten Atemwegs- und Lungenerkrankungen keineswegs „angeboren“, also genetisch bedingt, sind, wie beispielsweise der Alpha-1-Antitrypsin-Mangel, sondern vielmehr durch eigenes Verhalten und/oder äußere Einflüsse „erworben“ wurden.

Prävention wird zunächst unterteilt in primäre, sekundäre und tertiäre Vorbeugung

Im Rahmen einer primären Prävention liegt der Schwerpunkt vor allem darauf, die Entstehung einer Erkrankung durch einen gesundheitsbewussten und gesundheitsorientierten Lebensstil zu verhindern. Ein frühzeitiger Wechsel hin zu einer gesundheitsfördernden und stabilisierenden Lebensweise steht dabei im Fokus.

Bei der sekundären Prävention geht es vor allem um eine frühzeitige Diagnosestellung einer Erkrankung, sodass zu einem möglichst frühen Zeitpunkt die Einleitung der therapeutischen Maßnahmen im Rahmen von wissenschaftlichen Leitlinien erfolgen kann und ein schnelles Fortschreiten der Erkrankung möglichst verhindert wird. In diesem Stadium einer Erkrankung fällt es zudem leichter, gesundheitsschädliche Gewohnheiten in ein gesundheitsorientiertes Verhalten zu ändern.

Das Therapieziel der tertiären Prävention liegt in der Reduzierung der Krankheitsfolgen und der Verhinderung eines raschen Fortschreitens der Erkrankung. Hierbei ist es vor allem wichtig, ein Bewusstsein für die Einhaltung der medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapiemaßnahmen zu schärfen. Spätestens jetzt müssen die Gesundheitskompetenz und die Selbstmanagementkompetenz für die eigene Erkrankung geschaffen, geschult und gefördert werden.

Zusätzlich wird in der Prävention unterschieden zwischen Verhaltensprävention und Verhältnisprävention

Verhaltensprävention bezieht sich auf die einzelne Person, und das Ziel die Risikofaktoren zu minimieren oder möglichst ganz zu beseitigen. Während sich die Verhältnisprävention mehr mit den zusätzlichen Rahmenbedingungen, wie Wohnung, Beruf, Hobbies (z.B. Vogelzucht, Lackierer oder andere „Verhältnisse“, die die Atemwege und Lunge belasten können…), aber auch der finanziellen Situation, der Bildung und dem familiären Background beschäftigt.

Grundsätzlich setzt sich Prävention für eine Risikoreduzierung bzw. Risikominimierung ein.

Körperliche Aktivität

Konzentrieren wir uns auf das Thema körperliche Aktivität, im Prinzip eine Maßnahme, die zu allen Präventionsbereichen zählt! Ein lästiges Übel oder …? Körperliche Aktivität führt neben einem Training des Herz-Kreislauf-Systems, dem Aufbau der Muskulatur, der Verbesserung der psychischen Belastbarkeit zu vielen weiteren positiven Effekten:

  • das Lungenvolumen wird erhöht
  • die Atmung wird verbessert
  • die Sauerstoffaufnahme bzw. der Sauerstofftransport wird gefördert
  • der Gehirnalterungsprozess wird reduziert (Schutz vor Demenz)
  • die Insulinempfindlichkeit wird erhöht (Risiko für Altersdiabetes wird reduziert)
  • die Knochendichte wird verbessert (Osteoporoseprophylaxe)
  • der Blutdruck wird gesenkt
  • das körperliche Wohlbefinden nach dem Training wird gefördert
  • die psychische Ausgeglichenheit wird durch körperliche Aktivität erhöht
  • das Immunsystem wird durch dosierte körperliche Aktivität gestärkt
  • soziale Kontakt entstehen
  • die Lebensqualität wird gesteigert
  • die Mobilität (auch im Bereich soziale Mobilität) wird verbessert
  • die Sturzprävention und -prophylaxe wird unterstützt

Auch die wissenschaftliche Datenlage, z.B. zum Thema Lungensport (veröffentlicht in den Sportempfehlungen der Atemwegsliga in Kooperation mit der AG Lungensport) ist eindeutig:

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Bewegung ist wichtig für das Krankheitsmanagement, genauso wie alle weiteren präventiven und therapeutischen Maßnahmen. Im Hinblick auf körperliches Training ist besonders wichtig: Bewegung darf und soll Spaß machen!

Denken Sie immer daran: Sie bewegen sich nicht für uns Therapeuten. Wir zeigen Ihnen lediglich Optionen auf. Das Training realisieren Sie ausschließlich für Ihr persönliches Wohlergehen, für Ihre Lebensqualität, für Ihre Teilhabe und für Ihre Mobilität.

Suchen Sie sich aus der großen Zahl von Angeboten aus, was Ihnen am meisten Freude bereitet – natürlich immer in Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt:

  • Walken oder zügig spazieren gehen
  • Der Gang ins Fitnesszentrum (aber die Atmung und die Belastung richtig kombinieren (AAEE))
  • Sport in der Gruppe mit etwas Gruppendynamik z.B. Lungensport (ärztliche Verordnung, Genehmigung der Krankenkasse und los geht´s)
  • Online-Lungensport (z.B. von der AG Lungensport www.lungensport.org)
  • Übungen aus Broschüren und Zeitschriften (z.B. Material der AG Lungensport, aber auch den Bewegungsmotivationen der Patienten-Bibliothek)
  • Jeder hat zudem sein eigenes Fitnessstudio daheim. Nutzen Sie die Gerätschaften Ihres Haushalts und jede Möglichkeit in Ihrem Alltag, um aktiv zu sein.

Integrieren Sie täglich mindestens 30 Minuten körperliche Aktivität in Ihren Alltag. Und gehen Sie das Training positiv an, denn nein, es ist keine Qual, denn Sie selbst können das Wie bestimmen. Und deshalb: Immer dabei freundlich lächeln und an etwas Schönes denken!

Quellen:
– Patientenzeitschrift COPD in Deutschland (Patienten-Bibliothek), Ausgabe 3 | 2023

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