Neue Patient:innen-Leitlinie für COPD veröffentlicht

Welche Inhaliergeräte können mich bei der Behandlung meiner COPD am besten unterstützen? Warum ist der Rauch-Stopp so wichtig? Und wieso ist Bewegung so zentral bei COPD? Fragen wie diesen geht die neue Patient:innen-Leitlinie auf den Grund.
 | 05.07.2022

Grundsätzlich beinhaltet eine Patient:innen-Leitlinie wissenschaftlich gesicherte Informationen zur Entstehung, Diagnose und Therapie einer COPD. Veröffentlicht wird die Leitlinie vom Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) – und sie basiert auf der nationalen Versorgungslinie COPD, die auch Ärzt:innen und Therapeut:innen Empfehlungen zur optimalen Untersuchung und Behandlung der Erkrankung an die Hand gibt. Die Leitlinie und ihre Schlussfolgerungen werden von unabhängigen Expert:innen und Personen aus der Selbsthilfe kritisch geprüft und immer wieder verbessert.

Daher kann man sicher sein: Diese kompakten Zusammenfassungen liefern einfach verständliche und bewährte Hinweise für Betroffene von COPD – und deren Angehörige. Dabei sollen sie das Gespräch mit dem oder der behandelnden Lungenärzt:in nicht ersetzen, sondern nur bereichern – und zwar, indem Patient:innen Wissen vermittelt und Unterstützungshilfen geliefert werden.

Das enthält die neue Leitlinie

Prinzipiell hat jede Leitlinie verschiedene Schwerpunkte und Module mit ganz eigenen Fragestellungen. Dazu gehört zum Beispiel, welche Therapie bei welcher Form und Ausprägung von COPD empfohlen wird, welche Impfungen dabei helfen, Exazerbationen zu vermeiden oder warum ein Rauch-Stopp so zentral ist.

Viele dieser Erkenntnisse sind durch aussagekräftige Studien und Daten untermauert. Andere basieren eher auf Beobachtungen – beispielsweise von behandelnden Ärzt:innen. Denn einige Fragen sind im Alltag von Patient:innen und der Versorgung extrem wichtig, dafür aber nicht ausreichend in Studien untersucht worden. Stattdessen gibt es bereits einige Erfahrungswerte von Ärzt:innen aus der Praxis, sodass man anhand eines Expert:innen-Konsens eine Empfehlung oder auch ein klares Abraten ableiten kann.

Was alle Themenblöcke jedoch gemeinsam haben: Sie wurden kritisch hinterfragt und geprüft, besonders im Hinblick auf ihre Relevanz für die COPD-Patient:innen.

Starke Beweise = starke Empfehlung

Je nach Datenlage und Gesamtbild der Expert:innen werden dann unterschiedlich starke Ratschläge abgeleitet:

  • Die Formulierung “soll” steht für eine starke Empfehlung. Das bedeutet, dass Nutzen und Risiko eindeutig belegt und mit wissenschaftlichen Daten untermauert wurden.
    Beispiel: Der vollständige Rauchentzug. Denn jede noch so bewährte Therapie ist ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn Patient:innen weiterhin rauchen.
    Darüber hinaus empfiehlt die Leitlinie COPD-Patient:innen, sich selbst zu moderater Bewegung zu motivieren – und sich zwecks geeigneter Sportarten beraten zu lassen.
  • Das Wort “sollte” weist ebenso auf ein gut belegtes Verhältnis von Nutzen und Risiko hin, doch hier ist die wissenschaftliche Datenlage weniger stark als bei der ersten Kategorie. Dennoch spricht es eine Empfehlung für eine bestimmte Behandlung oder Maßnahme aus.
    Ein Beispiel ist die Teilnahme an Rehasport. Hier gab es zwar wenige Daten, die die positiven Auswirkungen von gezieltem Lungensport mit anderen Bewegungsangeboten vergleichen – dafür gibt es aber etliche Erfahrungswerte von Ärzt:innen, die diese Art der Bewegung empfehlen, beispielsweise weil dort speziell auf Lungenpatient:innen und ihre Einschränkungen in der sportlichen Leistung eingegangen wird.
  • Die Formulierung “kann” steht hingegen für eine eher schwache Datenlage bei gleichzeitig nicht ausreichend gut belegtem Nutzen.
    Beispielsweise hat sich gezeigt, dass nur wenige Daten explizit den Nutzen von Gerätetraining im Rehasport belegen – besonders im Vergleich zum Rehasport ohne Geräte. Für manche, jedoch nicht alle Patient:innen hat dies Vorteile, weshalb nur eine “kann”-Empfehlung ausgesprochen wird. Kurz gesagt: Man kann, muss aber nicht.
  • Natürlich wird auch von Maßnahmen abgeraten. Dann wählt man die Formulierung “sollte nicht” als moderates oder “soll nicht” als starkes Abraten.
    Hierfür gab es in der COPD-Leitlinie zwar keine Beispiele – allerdings warf man hier einen Blick auf die NVL Asthma. Diese besagt, dass Patient:innen keineswegs zu einem Wechsel des Inhalationsgeräts gedrängt oder bewegt werden sollten, wenn sie mit dem bisherigen gut klarkommen. Denn jede Veränderung kommt hier mit dem Risiko von Anwendungsfehlern daher. Was gut ist, darf also auch bleiben!

Die Patient:innen-Leitlinien zu den einzelnen Schwerpunktthemen sind ganz einfach hier abrufbar:

Eine auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Patient:innen-Leitlinie ist ein wichtiger Ratgeber für Betroffene von chronischen Erkrankungen und deren Angehörige. Mit Hilfe dieser kompakten Zusammenfassungen wird es für alle einfacher, sich auf dem aktuellsten Stand zu halten und selbstbestimmt mit der eigenen chronischen Krankheit umzugehen – das sorgt für eine bessere Kontrolle der Symptome und langfristig für mehr Wohlbefinden.

Quellen:
– Ärzteblatt, 2022: Neue Patientenleitlinie zur COPD erscheinen. Abgerufen via https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/133607/Neue-Patientenleitlinie-zur-COPD-erschienen am 25.05.2022
– ÄZQ, 2021: Nationale VersorgungsLeitlinie COPD. Abgerufen via https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/nvl-003k_S3_COPD_2021-09.pdf am 29.05.2022
– Nationale VersorgungsLeitlinien, 2021: NVL COPD (2021). Abgerufen via https://www.leitlinien.de/themen/copd/2-auflage/patientenblaetter#copd-impfungen am 29.05.2022
– Foto: mi_viri / Shutterstock.com

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