Gemeinsam aktiv, länger vital: Das tut COPD-Patient:innen gut

Die wenigsten Menschen gehen gerne alleine zum Sport – darunter leidet auch die Motivation. Doch es gibt viele Möglichkeiten, sich selbst zur Aktivität zu animieren: Sei es durch das Umfeld oder ein Rehabilitationsprogramm.
 | 24.08.2021

Die Familie, der oder die Partner:in und der Freundeskreis bereichern unser Leben und sorgen für Abwechslung im Alltag. Daher liegt die Vermutung nahe, dass sie auch für chronisch Erkrankte und ihre Gesundheit eine bedeutende Rolle spielen. Genau das hat eine Studie nun belegt: Hier wurden von 125 Patient:innen die körperliche Aktivität mit der ihrer Mitmenschen verglichen. Die Forscher:innen fanden heraus, dass die COPD-Patient:innen zwar insgesamt weniger aktiv waren als ihre Freunde und Partner:innen. Doch auch ein anderer Effekt zeigte sich: Ein sportliches Umfeld motivierte sie doppelt, sodass diese Patient:innen mehr Sport trieben als die in der Vergleichsgruppe, deren Umfeld weniger aktiv unterwegs war. Ein aktiver Lebensstil wird also maßgeblich dadurch beeinflusst, welche Beziehungen man führt.

COPD-Patient:innen profitieren vom sportlich aktiven Umfeld

Doch welche Sportarten empfehlen sich für Lungenpatient:innen? An Möglichkeiten mangelt es nicht! Besonders geeignet ist ein Training mit geringer, aber konstanter Belastung – Wandern, Nordic Walking, leichtes Joggen, Radfahren, Tanzen, Schwimmen und Gymnastik sind nur einige von vielen möglichen Aktivitäten, die gemeinsam einfach mehr Spaß machen.

Für eingeschränktere Patient:innen in fortgeschritteneren COPD-Stadien gilt zwar, dass sie sich vorher mit dem oder der Lungenärzt:in abstimmen sollten. Doch Lungensport empfiehlt sich für alle Betroffenen – schließlich wird dieser auf die Patient:innen individuell abgestimmt. Eine Studie der Uniklinik Gießen und Marburg sowie der Klinik Bad Reichenhall zeigte außerdem, dass Teilnehmer:innen an einem klinischen Rehabilitationsprogramm schon nach drei Wochen körperlich belastbarer waren: Die Atemnot nahm ab, die Symptome wurden schwächer, die Lebenserwartung steigt dadurch langfristig. Davon profitierten gerade die Patient:innen mit den schlechteren Eingangswerten. Das Programm bestand aus einer Kombination von unter anderem Kraft- und Ausdauertraining, Atemphysiotherapie, Tabakentwöhnung und psychotherapeutischer Unterstützung.

So gelingt der Reha-Antrag

Die Wirksamkeit einer pneumologischen Reha bei Asthma- und COPD-Patient:innen ist also erwiesen – dennoch wird sie nicht häufig verordnet. Doch wieso? Das liegt einerseits daran, dass Ansprüche nur selten geltend gemacht werden: Alle 4 Jahre haben chronische Patient:innen ein Recht auf Reha. Für Kassenpatient:innen wird sogar ein Großteil der Kosten übernommen. Der oder die Hausärzt:in sind hier die erste Adresse, um einen Antrag zu stellen. Mögliche Gründe können beispielsweise häufige Krankenhausaufenthalte, andauernde Beschwerden wie Husten oder Atemnot, Ängste und Depressionen oder eine drohende Einschränkung der Erwerbsfähigkeit sein.

begleiterkrankungen bei copd

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Der zweite Grund, warum Rehas selten verordnet werden, liegt jedoch darin, dass der erste Antrag häufig abgelehnt wird. Doch hier lohnt es sich, hartnäckig zu bleiben. Die Arztpraxis des Vertrauens kann helfen, ebenso wie der Sozialverband VdK, einen Widerspruch einzulegen. In den allermeisten Fällen wird der Antrag dann in der zweiten Runde bewilligt und man darf eine geeignete Klinik für die Reha vorschlagen. Unsere Liste mit Reha-Kliniken in Deutschland zeigt alle Häuser, die sich auf die Rehabilitation von Atemwegserkrankungen spezialisiert haben.

Wer lieber zu Hause bleiben, aber trotzdem eine Reha ausprobieren möchte, für den gibt es ebenfalls gute Neuigkeiten: Australische Forscher haben getestet, ob pneumologische Rehabilitationen auch in den eigenen vier Wänden wirksam umgesetzt werden können. Dafür wurden 166 Patient:innen in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Teilnehmer:innen absolvierten entweder ein 8-wöchiges Rehaprogramm in einer Klinik oder zu Hause. Die zweite Gruppe wurde statt des Aufenthalts in der Klinik zu Beginn von Physiotherapeut:innen bei der Erstellung eines individuellen Übungsplans unterstützt, den sie in den folgenden Wochen befolgen sollten.

Das Ergebnis: Beide Gruppen verbesserten ihre körperliche Belastbarkeit und ihren Gesundheitszustand in ähnlichem Ausmaß – was beweist, dass eine Reha auch in den eigenen vier Wänden gut und effektiv umgesetzt werden kann. Anregungen für ein individuelles Übungsprogramm gibt zum Beispiel in unserer Rubrik „Atemübungen mit Michaela Frisch“.

Insgesamt wird deutlich: Wer Eigeninitiative ergreift, ist klar im Vorteil – sei es durch eine Reha-Maßnahme oder indem man sich regelmäßig mit Partner:in und Freund:innen zum Sport trifft. Wichtig ist nur, am Ball zu bleiben. Dann steht einem langen Leben mit hohem Maß an Wohlbefinden nichts im Wege.

Quellen:
– Mesquita, Nakken (et al.): Activity levels and exercise motivation in COPD patients and their resident loved ones. In: Chest Journal, January 2017, Volume 151 (Online-Veröffentlichung vom Januar 2017).
– Respiration, Oktober 2015, 90 (4): 287 – 292.
– „Chosen wisely: Evidenzbasiert – aber nicht konsequent umgesetzt: Können wir uns die Unterversorgung mit Rehabilitation und Tabakkontrolle weiterhin leisten?“ Klinisches Symposium beim 58. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Stuttgart, 23. März 2017.
– European Lung Foundation: „Home-based pulmonary rehabilitation could be as effective as hospital-based programmes among people with COPD“ (Online-Veröffentlichung am 16.05.2016)
– McCarthy, B. (et al.): „Pulmonary rehabilitation for chronic obstructive pulmonary disease.“ Cochrane Database of Systematic Reviews 2015, Issue 2. Art. No.: CD003793. DOI: 10.1002/14651858.CD003793.pub3
– Foto: Sergey Nivens / Shutterstock.com

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