E‑Zigarette besser als ihr Ruf?

Schon seit Jahrzehnten existieren zahlreiche Methoden, die beim Rauch-Stopp helfen sollen – manche mehr, manche weniger umstritten. Doch um kaum ein Entwöhnungsmittel ranken sich mehr Mythen als um die E-Zigarette.
 | 16.07.2024

Das Thema Lungengesundheit ist nicht nur durch die Corona-Pandemie allgegenwärtig. Wenig erstaunlich: Rauchen ist als vermeidbarer Faktor Nummer Eins für die Entstehung von zahlreichen Lungenkrankheiten bekannt, unter anderem die COPD. Trotzdem rauchen in Deutschland etwa 23% der Erwachsenen. Dabei ist ein Rauch-Stopp nicht nur empfehlenswert – heute stehen einem auch diverse Mittel zur Verfügung, vom “Glimmstengel” loszukommen. Darunter: die elektronische Zigarette, meist Vape oder E-Zigarette genannt.

Was unterscheidet E-Zigarette von normaler Zigarette?

Doch wie funktioniert die E-Zigarette überhaupt? Hier wird nikotinhaltige Flüssigkeit, die man auch als Liquid bezeichnet, im Tank des kleinen Geräts verdampft und über ein Mundstück eingeatmet. Es findet daher keine Verbrennung von Tabak statt, wodurch theoretisch weniger Giftstoffe als beim Rauchen herkömmlicher Zigaretten entstehen. Hauptbestandteile der E-Zigaretten sind das Verneblungsmittel, Wasser, Ethanol, Nikotin und die charakteristischen Aromastoffe, die dem Dampf seinen Geruch verleihen. Selbst nikotinfreie Liquids sind im Handel erhältlich. Klingt auf den ersten Blick undramatisch – doch was sagt dies nun über ihre Schädlichkeit aus, gerade im Vergleich zur “normalen” Zigarette?

Wer noch Zweifel hat, ob der Entzug sich lohnt: Bereits 12 Stunden nach der letzten Zigarette ist der Kohlenmonoxidspiegel im Blut von Raucher:innen mit dem von Nichtraucher:innen vergleichbar. Nach zwei bis zwölf Wochen sind erste positive Auswirkungen auf Herz-Kreislauf- und Lungenfunktion messbar. Gerade langfristig profitieren Ex-Raucher:innen durch deutlich niedrigere Risiken für koronare Herzerkrankungen, Schlaganfälle und diverse Krebserkrankungen.

Übrigens: Nicht nur die unteren Atemwege leiden unter der Tabakinhalation: Zwar gibt es nur wenige Studien zu den Auswirkungen auf Mundhöhle, Nasenhöhle, Kehlkopf, Luftröhre und Rachen – doch eine Übersichtsarbeit verglich die Daten aus 53 Studien zu genau diesen oberen Atemwegen. Dabei fand man heraus, dass E-Zigaretten-Aerosole, -Kondensate oder -Flüssigkeiten verschiedene schädliche Effekte haben können, darunter eine erhöhte Neigung zu Entzündungen, DNA-Schaden, Absterben des Gewebes sowie eine potenziell krebserregende Wirkung.

Fakt ist: Weil die E-Zigarette erst seit einigen Jahren auf dem Markt ist, sind deren langfristige Auswirkungen noch nicht ausreichend erforscht. Ob sie allerdings geeignet ist, um mit dem Rauchen herkömmlicher Zigaretten aufzuhören, ist nicht leicht zu beantworten. Denn einerseits enthalten die elektronischen Alternativen weniger Schadstoffe und die Menge an Nikotin ist häufig geringer, was den Entzug schrittweise erleichtern kann. Doch gesundheitlich unbedenklich ist die elektronische Variante deswegen keineswegs. Gerade das Einatmen der starken Duftstoffe und deren Nebenwirkungen sind wenig erforscht. Insbesondere vorbelastete Lungen wie die von COPD- und Asthma-Patient:innen könnten darauf mit Reizungen reagieren.

E-Zigarette: Fluch oder Segen?

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Ein weiterer Faktor, der daher beim Thema E-Zigarette als Rauchentwöhnungsmittel häufig aufkommt: Durch den Umstieg auf E-Zigaretten greifen Raucher:innen immer noch regelmäßig zu einem Gegenstand, der ihre Sucht befriedigt. Die Folge: Man steht trotzdem in der Raucherecke – und bei Stress wird nicht zu Schokolade und Co. gegriffen, sondern man raucht einfach etwas anderes. Die übliche Verhaltensweise des oder der typischen Raucher:in ändert sich daher kaum. Eine Studie unter 886 Raucher:innen aus Großbritannien zeigte jedoch kürzlich: Wer schon lange Jahre mindestens 15 Zigaretten täglich rauchte, schaffte durch den Umstieg auf die E-Zigarette doppelt so häufig den Entzug wie mit anderen Nikotin-Ersatzpräparaten wie Pflaster und Co. – ein beeindruckendes Ergebnis.

Kann man die E-Zigarette als Rauchentwöhnungsmittel unter’m Strich nun empfehlen? Um diese Frage beantworten zu können, muss noch mehr geforscht werden: Ob sie eine weniger gesundheitsschädliche Alternative ist, wird sich erst in einigen Jahren zeigen. Doch wer einen schrittweisen Entzug plant, sieht in ihr vielleicht einen hilfreichen Ersatz, um dem Rauchen endgültig zu entsagen. Letztlich ist es jedem und jeder Raucher:in selbst überlassen, welchen Weg er oder sie wählt, um der Sucht zu entkommen und ein gesünderes Leben zu führen – die Lunge und die allgemeine Gesundheit werden es danken.

Quellen:
– Deutsche Krebshilfe (2021): Qualmst du noch? – Ich hör auf! Veröffentlicht unter: www.krebshilfe.de
– Helmholtz Zentrum München, 2024: Wie sich E-Zigaretten auf die oberen Atemwege auswirken. Abgerufen bei https://www.leichter-atmen.de/e-zigarette-besser-als-ihr-ruf am 21. Juni 2024
– Rauchfrei-info.de (2019): Elektrische Zigaretten. Veröffentlicht unter: www.rauchfrei-info.de
– Ärzteblatt (2019): E-Zigaretten: Mit Volldampf zum Rauchstopp. Veröffentlicht unter: www.aerzteblatt.de
– Bundesgesundheitsministerium, 2024. Rauchen. Abgerufen bei https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/r/rauchen am 21. Juni 2024
– Kompakt Pneumologie, Januar/Februar 2014
– Foto: dragana991 / istock.com

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