Probiotika gegen Muskelschwund bei COPD?

Der unerwünschte Abbau der Muskulatur ist nur eine der Begleiterscheinungen, unter denen manche COPD-Patient:innen leiden. Allerdings könnte es hier eine gute Nachricht geben: Studienergebnisse zeigen, dass spezielle Probiotika (spezielle Bakterien, die den Darm in seiner Gesamttätigkeit unterstützen) dem Vorbeugen und die Kraft erhalten könnten.
 | 28.02.2023

Eine chronische Erkrankung wie COPD kostet Kraft – nicht nur mental. Denn gerade mit steigendem Alter leiden viele Patient:innen auch unter dem Abbau ihrer Muskulatur und der damit schwindenden Kraft. Das äußert sich beispielsweise darin, dass sich das noch verschlossene Glas mit den Konserven nicht mehr so leicht aufdrehen lässt – oder, dass man mit anderen, vielleicht jüngeren Freund:innen beim Spaziergang nicht mehr so gut mithalten kann. Betroffene von COPD sind damit natürlich nicht allein – mit dem Alter lassen Kraft und Mobilität bei den meisten nach. Doch wie hängt die Lungenkrankheit damit zusammen?

Darmbakterien beeinflussen die Lunge

Bei einer COPD spielt sich ein dauerhafter Entzündungsprozess im Körper ab. Nicht selten kommt hier dem Darm eine große Rolle zu, denn viele Patient:innen mit der chronischen Lungenerkrankung haben eine veränderte oder gestörte Darmflora. Auch die Funktion der Darmschleimhaut, die den Blutkreislauf und das Innere des Darms voneinander abgrenzt, ist oft beeinträchtigt. So kommt es dazu, dass „Marker“, also Werte im Blut von einigen COPD-Patient:innen gemessen werden, die mit Muskelschwund in Verbindung stehen. Einer dieser Marker steht zum Beispiel mit dem Abbau von „Brücken“ innerhalb unseres Körpers in Verbindung, welche die Nervenenden mit der Skelettmuskulatur verknüpfen. Ist er erhöht, spricht das also in der Regel für den Verlust von Muskulatur.

Zahlreiche Forschungsergebnisse aus der Vergangenheit zeigten bereits, dass die Einnahme von Probiotika – das sind lebende Mikroorganismen mit der Aufgabe, den Darm bei seiner Funktion zu unterstützen – auch Konsequenzen für Entzündungsprozesse im Körper haben kann. Konkret sollen sie die Darmbarriere stärken, was sich wiederum auf den Verlauf der COPD und ihrer Begleiterscheinungen auswirke – wie beispielsweise der Muskelschwund.

Probiotika konnten Muskelschwäche mindern

Um zu überprüfen, ob auch altersbedingte Muskelschwäche bei COPD durch die Zufuhr von Probiotika abgemildert werden könnte, wurden 100 zufällig ausgewählte männliche COPD-Patienten im Alter von 63 bis 73 in zwei Gruppen eingeteilt: Etwa die Hälfte von ihnen erhielt täglich eine Tablette mit 112 Milliarden lebenden Bakterien ( Vivomix 112 billion). Die anderen Teilnehmer dienten als Vergleichsgruppe und erhielten dementsprechend ein Placebo, das keinen Wirkstoff enthielt. Zu Beginn analysierte man diverse Werte, die den Vorher-Zustand der Muskulatur der Studienteilnehmer messen sollten, darunter beispielsweise die Griffkraft der Hand oder die Ganggeschwindigkeit. Außerdem wurden diverse Entzündungsmarker und andere Werte festgehalten, die man anhand einer Blutprobe feststellen kann.

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Spannend wurde es 16 Wochen später: Denn jetzt hat man den Nachher-Zustand ausgewertet. Die Ergebnisse machten den Forscher:innen Hoffnung, denn unter anderem hatten sich sowohl die Handgriffstärke als auch die Geschwindigkeit beim Gehen verbessert – und zwar in der Gruppe, die das Probiotikum eingenommen hatte. Bei der Placebo-Gruppe zeigten sich dagegen keine Veränderungen, was für die Wirkung des Bakterien-Mixes sprach. Auch die Werte, die normalerweise den Muskelschwund bei COPD im Alter auslösen, waren niedriger als vor der Einnahme des Probiotikums. Faszinierend!

Ernährung als wichtiger Baustein bei COPD

Das Ergebnis könnte darauf hinweisen, dass es eine recht einfache, nebenwirkungsarme Therapie gibt, mit deren Hilfe COPD-Patient:innen weniger stark unter Muskelschwund im Alter leiden. Allerdings hat die Studie nicht beantworten können, ob diese Art der Therapie auch bei weiblichen Betroffenen wirkt, weil nur Männer daran teilgenommen haben. Dennoch macht das Ergebnis Hoffnung und betont die Wichtigkeit des Darms, wenn es um die allgemeine Gesundheit geht. Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung ist daher immer ein erstrebenswertes Ziel. Dazu gehört beispielsweise, genügend zu trinken und sich an der Ernährungspyramide zu orientieren, wenn es um die Häufigkeit und Menge des Verzehrs bestimmter Lebensmittel geht.

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Quellen:
– Helmholtz Zentrum München (2022). Wirken Probiotika gegen altersbedingte Muskelschwäche bei COPD? Abgerufen bei https://www.lungeninformationsdienst.de/wirken-probiotika-gegen-altersbedingte-muskelschwaeche-bei-copd am 2. Februar 2023
– Karim, A., Muhammad, T., Iqbal, M. S., & Qaisar, R. (2022). A multistrain probiotic improves handgrip strength and functional capacity in patients with COPD: A randomized controlled trial. Archives of Gerontology and Geriatrics, 102, 104721.
– Foto: sdecoret / Shutterstock.com

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