Obwohl es sich um unterschiedliche Krankheitsbilder handelt, ist es auch für Mediziner nicht immer leicht, Asthma und COPD auseinanderzuhalten. Das liegt nicht zuletzt daran, dass eine Mischform beider Lungenkrankheiten existiert, die sich weder dem einen noch dem anderen Krankheitsbild eindeutig zuordnen lässt – dem Asthma-COPD Overlap Syndrom, kurz ACOS.
Asthma und COPD – Unterschiede
Bei oberflächlicher Betrachtung sind Asthma bronchiale und COPD einander zum Verwechseln ähnlich: In beiden Fällen handelt es sich um chronische Lungenkrankheiten mit den Hauptsymptomen Atemnot, Husten und Auswurf.
Erst bei genauerem Hinsehen zeigen sich die Unterschiede:
Alter: Die COPD tritt meist erst im höheren Alter auf, Asthma wird hingegen meist bereits im Kindesalter diagnostiziert.
Ursache: Die COPD wird in 9 von 10 Fällen durch das Rauchen von Tabakwaren verursacht. Beim Asthma ist die Sache weniger eindeutig – Erbanlagen und Umgebungsfaktoren spielen eine Rolle.
Symptomatik: Die Bronchien von COPD-Patienten sind dauerhaft verengt, so dass sich die Atemnot erst im fortgeschrittenen Stadium und vor allem bei körperlicher Belastung zeigt. Asthma ist vor allem durch überempfindliche Bronchien gekennzeichnet. Die Verengung der Bronchien tritt eher anfallsweise – häufig als Reaktion auf Allergene – auf und bildet sich in der Regel wieder vollständig zurück.
Was ist ACOS?
Derzeit gibt es noch keine einheitliche Definition des Asthma-COPD Overlap Syndroms. Das liegt daran, dass die Forschung des Krankheitsbilds noch am Anfang steht und die Bandbreite möglicher Ausprägungen groß ist.
Woran erkennt man das ACOS?
Allen Mischformen des ACOS gemeinsam ist jedoch eine bestehende Atemwegsobstruktion, die sich auch durch den Einsatz von Medikamenten nicht mehr vollständig zurückbildet. Hinzu kommen je nach Ausprägung verschiedene Merkmale, die sich entweder mehr dem Krankheitsbild einer COPD oder eines Asthma bronchiale zuordnen lassen.
ACOS ist in der Regel mit einem schwereren Verlauf als Asthma oder COPD allein verbunden: ACOS-Patienten zeigen meist mehr Beschwerden, häufigere Exazerbationen und Krankenhausaufenthalte sowie einen schnelleren Verlust der Lungenfunktion.
Wer ist betroffen?
Bei etwa 15 – 20 Prozent aller Asthma- und COPD-Patienten zeigen sich Symptome, die auf das Asthma-COPD Overlap Syndrom schließen lassen. Meist sind Erwachsene ab 40 Jahren mit langer asthmatischer oder allergischer Vorgeschichte betroffen.
Anzeichen können je nach Ausprägung zum Beispiel Atemnot bei Belastung (bei Asthma-Patienten) oder überempfindliche Atemwege (bei COPD-Patienten) sein. Auch eine erhöhte Zahl an Exazerbationen (akute Verschlechterungen bei COPD) kann ein zusätzlicher Hinweis sein.
Exazerbation: Richtig vorbeugen, erkennen und behandeln
Exazerbationen prägen leider den Alltag einiger COPD-Patient:innen. Aber was steckt hinter diesem langen Wort und wie lerne ich als Betroffene:r am besten mit ihnen umzugehen? Weiterlesen
Wie entsteht das ACOS?
Es gibt eine Reihe von Krankheitsverläufen, die häufig zur Entstehung eines ACOS führen. Typisch ist beispielsweise folgender Verlauf:
Ein allergischer Patient (mit Rhinitis oder Sinusitis) raucht trotz vorbelasteter Atemwege und entwickelt mit der Zeit eine zusätzliche Symptomatik in den unteren Atemwegen. Das Beschwerdebild weist Komponenten einer Asthma- sowie einer COPD-Erkrankung auf und lässt keine eindeutige Diagnose zu.
Auch aus einem schon länger bestehenden Asthma entwickelt sich – vor allem bei zusätzlicher Belastung der Atemwege (Rauchen, Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz, etc.) – im Erwachsenenalter häufig ein Overlap-Syndrom.
Welche Folgen hat die Diagnose „ACOS“ für Betroffene?
Die Diagnose eines ACOS hat Folgen für die Therapie. Grundsätzlich haben die Betroffenen einen erhöhten Bedarf an Medikamenten und therapeutischer Betreuung.
Vor diesem Hintergrund sollten sich Patienten mit Verdacht auf das Overlap-Syndrom beim Lungenarzt für eine eingehende Untersuchung der Lungenfunktion einfinden.
Quellen:
– Alshabanat, A. (et al.): Asthma and COPD Overlap Syndrome (ACOS): A Systematic Review and Meta Analysis. US National Library of Medicine National Institutes of Health. Online-Veröffentlichung am 03.09.2015.
– Foto: Fotolia.com