Wirksame Tipps gegen Muskelschwund und Gewichtsverlust bei COPD

Es scheint ein Teufelskreis: Durch eine (schwere) COPD steigt auch das Risiko, an Muskelmasse und Gewicht zu verlieren – was wiederum die allgemeine Gesundheit schwächt. Um jedoch nicht in eine Abwärtsspirale zu geraten, sollten COPD-Patient:innen einige Dinge beachten.
 | 12.07.2022

Man geht davon aus, dass jede:r fünfte COPD-Patient:in mangelernährt ist – bei schwerer COPD soll es sogar jede:n Zweite:n betreffen.

Die Folge: Das Leistungsvermögen der Betroffenen sinkt immer weiter – und damit auch das Wohlbefinden. Dadurch verschlechtert sich wiederum die COPD: Die Symptome nehmen zu und die Prognose, inklusive Lebenserwartung, nimmt ab. Es ist daher wichtig, bei drohendem oder anfänglichem Gewichtsverlust, im Fachjargon Kachexie genannt, einzuschreiten und wirksame Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Ursachen des Muskelschwunds bei COPD

Um dem entgegenzuwirken, muss man zuerst einmal wissen, was Muskelschwund und Gewichtsverlust bei COPD überhaupt auslöst. Grundsätzlich geht eine chronische Lungenerkrankung meist auch mit einer steigenden Belastung für den Energiehaushalt einher: Durch die zunehmende Obstruktion, also Verengung, der Atemwege verbraucht der Körper mehr Energie, um die Atmung und andere damit verbundene Funktionen aufrechtzuerhalten. Darauf folgt, dass Patient:innen nachvollziehbarerweise immer weniger Lust haben, sich zu bewegen – denn sie fühlen sich schlapp und ausgelaugt. Außerdem kann sich die Krankheit negativ auf den Appetit auswirken.

Ziel muss es daher sein, diese Spirale von Beginn an zu stoppen – und Gewichts- und Muskelabbau aufzuhalten. Ein Gespräch mit dem oder der Lungenärzt:in sollte hier den Anfang bilden. Doch wie geht es dann weiter?

Muskelschwund und Gewichtsverlust vorbeugen – So geht’s

Es gibt zwei sinnvolle Ansätze, wie sich der körperliche Abbau bei COPD verhindern lässt:

1. Den steigenden Energieverbrauch durch eine erhöhte Energiezufuhr kompensieren.

  • Grundsätzlich ist eine eiweißreiche, hochkalorische Ernährung zu empfehlen. Milchprodukte, Eier, Geflügel und Fisch sollten deshalb häufig auf dem Speiseplan stehen. Milchprodukte enthalten zusätzlich Kalzium, was für die Gesundheit der Knochen förderlich ist. Untergewichtige Patient:innen können ihr Essen zudem mit Eiweißpulver anreichern, um den Eiweißgehalt zu erhöhen. Etwa 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht werden hier empfohlen.
  • Neben Eiweiß spielt auch das Fett eine wichtige Rolle – vor allem im Hinblick auf die Quelle: Nüsse, Raps- und Olivenöl, aber auch Öl aus Disteln und Soja enthalten gesunde, teilweise mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Im Gegensatz dazu stehen Butter und andere tierische Fette, die man vergleichsweise sparsam einsetzen sollte. Omega-3-Fettsäuren gelten zudem als entzündungshemmend. Man findet sie vor allem in Fisch oder Leinöl. Nüsse als Zwischenmahlzeit und zum Knabbern liefern ebenfalls wertvolle Fette und Eiweiße.
  • Gute Kohlenhydrat-Lieferanten sind vor allem Vollkornprodukte, beispielsweise Nudeln und Reis.
  • Wer beim Essen unter Atembeschwerden leidet, sollte versuchen, statt wenigen großen lieber mehrere, kleinere Mahlzeiten pro Tag zu sich zu nehmen.
  • Wichtig für Raucher:innen: Beim Tabakkonsum werden Zellen und Gefäße schneller angegriffen. Ein wirksamer Schutz dagegen ist die Versorgung mit Vitamin C, das vor allem in frischem Obst und Gemüse enthalten ist. Das schützt auch vor Infektionen und Erkrankungen. Eine Rauchentwöhnung ist natürlich der beste Schutz vor den negativen Folgen des Tabakkonsums.
  • Nicht zu vergessen: Das Trinken. Pro Tag sollten etwa 1,5 bis zwei Liter Flüssigkeit konsumiert werden. Das hält auch den Schleim in den Atemwegen flüssig, wodurch dieser sich leichter abhusten lässt. Wer ohnehin schon keinen Appetit hat, sollte jedoch eher nach den Mahlzeiten trinken, um den Magen nicht schon vorher mit Flüssigkeit zu füllen. Neben Leitungs- oder Mineralwasser empfiehlt es sich auch, für etwas Abwechslung zu sorgen: Beispielsweise mit Hilfe von Fruchtsaftschorlen oder ungesüßten Tees.

2. Durch Bewegung und Training den Muskelaufbau fördern.

  • Durch ein leichtes, mit dem oder der behandelnden Ärzt:in abgestimmtes Training kann der Muskelschwund nicht nur verhindert, sondern sogar umgekehrt werden. An passenden Sportarten hierfür mangelt es nicht: Besonders geeignet für COPD-Patient:innen sind solche, die eine geringe, aber konstante Belastung bedeuten – wie Wandern, Walken, Joggen, Radfahren, Tanzen, Schwimmen und Gymnastik.
  • Zum Erhalt der Muskeln eignet sich natürlich besonders sanftes Krafttraining. Übungen zur Stärkung der Atemmuskulatur können zudem dabei helfen, leichter zu atmen. In der Rubrik „Atemübungen mit Michaela Frisch“ finden sich geeignete Übungen für zu Hause.
  • Für Patient:innen mit fortgeschrittener COPD eignet sich vor allem Lungensport, der spezielle für das Training mit einer Lungenerkrankung ausgelegt ist. Lungensport wird in ganz Deutschland von Sportvereinen oder Reha-Einrichtungen angeboten.

lungensport

15.02.2022

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Lungenpatient:innen, die unter einer COPD leiden, sollten unbedingt darauf achten, welche Signale ihr Körper ihnen sendet. Denn schreitet man früh genug ein, lässt sich ein anfänglicher Muskelschwund und Gewichtsverlust noch aufhalten. So gelangen selbst Betroffene einer fortgeschrittenen COPD wieder zu mehr Fitness und allgemeiner Lebensqualität.

Quellen:
– Wouters, Schols (et al.): Nutritional depletion in COPD. Eur Respir Rev 1997; 7: 60-65.
– Schols, Slangen, Volorris (et al.): Weigth loss is a reversible factor in the prognosis of COPD. Am J Respir Crit Care Med 1998; 157: 1791-1797.
– Coy, 2020. Ernährung bei COPD. Abgerufen via https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/copd/ernaehrung-bei-copd am 23. Juni 2022
– Foto: Fotolia.com

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