Depressionen und Ängste bei COPD

Bei Begleiterkrankungen von COPD denkt man eher weniger an psychische Leiden – dabei leben etwa 40 Prozent der COPD-Patient:innen mit Angstzuständen und depressiven Episoden. Machtlos zuschauen muss man aber nicht. Was kann man gegen Depression und Co. konkret tun?
 | 19.07.2022

Dass eine COPD selten allein kommt, sondern oft noch eine Reihe von Begleiterkrankungen mit sich bringt, ist vielen bewusst. Doch im ersten Moment denkt man hier eher an rein körperliche Leiden wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen – und weniger an psychische Erkrankungen. Dabei ist eine Depression keine seltene und definitiv eine ernstzunehmende Begleiterkrankung der COPD.

Zahlreiche Studien belegen, dass Symptome von Angststörungen und Depressivität gerade bei COPD-Patient:innen gehäuft auftreten. Das ist eigentlich kein Wunder, wenn man sich anschaut, wie belastend eine solche Lungenerkrankung sein kann: Sie geht oft mit einer niedrigen Lebensqualität einher, mit längeren und häufigeren Krankenhausaufenthalten und einer erhöhten Sterblichkeitsrate. Das Positive ist jedoch: Gegen Depressionen und Angstzustände ist man nicht machtlos – eine rechtzeitige Behandlung birgt große Chancen für die Patient:innen.

Wie kommt es zu Ängsten und Depressionen bei COPD?

Um die psychischen Begleiterkrankungen einer COPD zu therapieren, sollte man sich einmal vor Augen führen, wie sie entstehen. Denn eine unzureichend behandelte COPD-Erkrankung setzt häufig eine körperliche Abwärtsspirale in Gang, die sich in vielen Fällen über Jahre entwickelt: Am Anfang kommt es aus Angst vor Atemnot oft zum schrittweisen Einstellen anstrengender Aktivitäten. Das ist menschlich, doch durch genau diesen Rückzug beschleunigt sich das Fortschreiten der Erkrankung. Die Folge: Man wird physisch immer weniger belastbar – und im Alltag werden Berufstätigkeit, Freizeitaktivitäten und Hausarbeit dadurch zunehmend schwieriger zu bewältigen.

Zur körperlichen Abwärtsspirale kommen krankheitsspezifische Ängste bei COPD hinzu:

  • Die Angst vor Atemnot
  • Eine Angst vor körperlicher Aktivität, die die Atemnot häufig auslöst
  • Dadurch Angst vor dem Fortschreiten der COPD
  • Auch Ängste bezogen auf Beziehungen und die Partnerschaft treten auf: Wer kaum noch am sozialen Leben teilnimmt, grenzt sich unfreiwillig selbst aus

Das Ergebnis: Eine Abwärtsspirale. Denn durch zunehmende Einschränkungen empfinden Patient:innen einen schleichenden Verlust der Lebensqualität, der nicht selten in eine klinische Depression führt.

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Wie erkenne ich eine Depression?

Die Ursachen sind also bekannt. Doch wie erkenne ich nun, ob ich oder ein mir nahestehender Mensch unter einer Depression leidet? Das sind die häufigsten Merkmale:

  • Betroffene empfinden keine Freude mehr – nicht mal an Dingen, die sie früher sehr gerne gemacht haben
  • Eine Depression kann Menschen lust- und antriebslos werden lassen – das fängt schon beim morgendlichen Aufstehen an und kann so weit gehen, dass man nicht einmal mehr die Wohnung verlässt
  • Betroffene leiden unter einer verstärkten Teilnahmslosigkeit und Gleichgültigkeit – alles und jede:r scheint irgendwie egal zu sein

Über die letzten Jahre hinweg sind Stigmata und Vorurteile rund um Depressionen glücklicherweise etwas abgebaut worden. Dazu trägt auch bei, dass viele offen über ihre psychische Erkrankung sprechen, wodurch vermittelt wird: Ich bin nicht die oder der Einzige.

Wie das Leben mit einer Depression ist, beschreiben meistens die Betroffenen selbst am besten: Der bekannte Autor und Kabarettist Kurt Krömer hat vor einiger Zeit ein Experiment gewagt – und sich in seiner eigenen TV-Sendung als ehemalig Depressiver “geoutet”. Zusammen mit Torsten Sträter – seines Zeichens ebenfalls Kabarettist und früher von Depressionen geplagt – redet er offen über den Umgang mit der psysischen Erkrankung. Die Folge wurde nachträglich mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet und ist auf YouTube frei verfügbar.

So begegnen Sie Ängsten und Sorgen bei COPD

Depression erkannt – Depression gebannt? So einfach ist es leider nicht. Doch ein solides Basiswissen über Depressionen zu haben, schadet auf keinen Fall. Denn auch, wenn es während einer psychisch herausfordernden Zeit unmöglich erscheint, mit anderen Menschen oder gar dem oder der Ärzt:in darüber zu sprechen – es ist unumgänglich. Nur so bekommt man die nötige Unterstützung und erlernt den richtigen Umgang mit der Erkrankung, sodass man bald wieder am normalen Leben teilhaben kann.

Wie die ersten Schritte aussehenkönnten, weiß der Bundesverband der Pneumolog:innen. Er rät jedem und jeder Patient:in folgendes anzugehen:

  • An einem Reha- und Schulungsprogramm teilzunehmen, um mal wieder durchatmen zu können und hilfreiche Kompetenzen aufzubauen, die im Umgang mit der Krankheit helfen
  • Sich einer Lungensportgruppe und/oder einer Selbsthilfegruppe anzuschließen – denn zusammen mit Gleichgesinnten ist man weniger allein
  • Sich allgemein viel zu bewegen und aktiv zu bleiben – das tut Körper und Geist gleichermaßen gut
  • Viele Dinge zu unternehmen, die Freude bereiten
  • Das Gespräch mit Ärzt:innen und/oder Psychotherapeut:innen über die eigenen Sorgen und Nöte nicht zu scheuen

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Depressionen therapeutisch behandeln lassen

Eine Depression sollte man – genau wie jedes andere, körperliche Leiden auch – ernst nehmen. Sie ist meist kein vorübergehender Zustand, der sich mit ein bisschen Anstrengung überwinden ließe. Umso wichtiger ist es, sich Hilfe zu holen.

Mit einer Verhaltenstherapie beispielsweise hat man große Chancen für eine Besserung der allgemeinen Lebensqualität. Ziel ist hierbei, den Lebensmut zurückzugewinnen, indem man sich eine neue Perspektive erarbeitet. Die Kosten für eine solche Therapie übernimmt in der Regel die Krankenkasse. Ein weiterer Weg, der oft ergänzend genommen wird: Das Gespräch mit dem oder der Hausärzt:in. Darüber hinaus gibt es Fachverbände wie die Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Sie bietet Angehörigen unter anderem Infos zum Umgang mit Betroffenen sowie eine telefonische Beratung an.

Mit Depressionen und Angstzuständen ist es wie mit jeder anderen Erkrankung auch: Wer sie ernst nimmt, sich damit auseinandersetzt und sich rechtzeitig Unterstützung holt, hat gute Chancen, seine Lebensqualität zurückzugewinnen. So steht einem langen Leben in Wohlbefinden nichts mehr im Wege.

Quellen:
– Zöckler, N., Rief, W., Kühl, K. & Kenn, K. (2012): Krankheitsbezogene Ängste und depressive Symptome bei COPD Patienten. In: Pneumologie, 66(5), 290-296.
– Keil, D.C., Stenzel, N.M., Kühl, K., Vaske, I., Mewes, R., Rief, W., & Kenn, K. (2014): The impact of chronic obstructive pulmonary disease-related fears on disease-specific disability. In: Chronic Respiratory Disease, 11(1), 31-40.
– Foto: Fotolia.com

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