Lungenemphysem – Wie therapiert man es?

Ein Lungenemphysem liegt vor, wenn das Atmungsorgan unter einer “Überblähung” leidet. Denn durch Luftblasen werden die Bronchien verengt und die Atmung schließlich erschwert. Doch was kann man gegen ein Lungenemphysem konkret tun?
 | 01.03.2022

Die Lunge ist eigentlich voller Luft – und doch fällt das Atmen schwer. Was paradox klingt, ist für Patient:innen eines Lungenemphysems Alltag. Denn bei dieser Erkrankung bildet sich ein Ungleichgewicht von Eiweißen in der Lunge – oft durch langjähriges Tabakrauchen verursacht. Dadurch werden Lungenbläschen beschädigt oder gar zerstört, wodurch sich große Blasen bilden können, die der Lunge sprichwörtlich “den Raum zum Atmen nehmen”. Die Folge: Die Atmung wird erschwert, denn Patient:innen können die eingeatmete Luft kann nicht mehr gut ausatmen, weshalb der Sauerstoffgehalt sinkt – trotz prall gefüllter Lunge. Mehr zu den Ursachen und der Entstehung eines Lungenemphysems findet man hier.

Diese Therapiemöglichkeiten helfen beim Lungenemphysem

Eine wichtige Botschaft vorweg: Die Krankheit Lungenemphysem ist irreversibel, das bedeutet, dass beschädigte Alveolen nicht mehr wiederhergestellt werden können – trotz Medikamenteneinnahme. Dennoch gibt es viele Wege, die Symptome leichter ertragbar zu machen und das Atmen zu erleichtern.

Die wichtigste Therapiemaßnahme ist selbstverständlich die Rauchentwöhnung, falls noch nicht erfolgt. Als nächsten Schritt macht es Sinn, zusammen mit dem oder der behandelnden Lungenfachärzt:in über die Möglichkeiten von medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapien zu sprechen. Doch was bedeutet das genau?

Medikamentöse Maßnahmen:

In der Behandlung eines Lungenemphysems gibt es viele Parallelen zu der einer COPD. Auch hier muss unterschieden werden zwischen zwei Medikamentengruppen:

  • Die eine sorgt für kurzfristige Erleichterung, etwa indem sie die Atemwege über eine kurze Dauer erweitern und die Atmung dadurch erleichtern. Dazu gehören beispielsweise die Bronchodilatatoren, die bronchialerweiternd wirken und auch in der Therapie von COPD oder Asthma häufig eingesetzt werden. Wer besonders unter Verschleimung leidet, sollte bei der Mobilisation des Sekrets unterstützt werden – beispielsweise mit Hilfe einer nicht medikamentösen Atemtherapie. Mithilfe oszillierender Atemtherapiegeräte kann das Sekret gelockert und abgehustet werden.
  • Die andere Gruppe stellt die Dauermedikation dar, die regelmäßig eingenommen wird und langfristig und konstant die Lebensqualität der Patient:innen erhöhen soll. Meistens handelt es sich hier um inhalative Kortikosteroide – ähnlich wie bei der Behandlung von COPD und Asthma. In einigen Fällen kann auch eine Medikation in Tablettenform nötig sein, die dann nicht nur in der Lunge, sondern auf den ganzen Organismus einwirkt. In den seltenen Fällen, in denen das Emphysem aufgrund eines Alpha-1-Antitrypsinmangels ausgelöst wurde, besteht die Möglichkeit, mit Hilfe einer kontinuierlichen / regelmäßigen intravenösen Infusionstherapie anzusetzen.
  • Eine gute Nachricht: Die Forschung hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht – und so profitieren Lungenpatient:innen heutzutage von einer zunehmenden Auswahl möglicher Therapien. Relativ neu dabei sind beispielsweise Antikörpertherapien, die das Immunsystem langfristig trainieren und Exazerbationen dadurch unterbinden sollen.

Nicht-medikamentöse Maßnahmen:

Ergänzend zu einer Therapie mit Hilfe von Medikamenten ist es sinnvoll, dass Patient:innen selbst die Initiative ergreifen und ihren Körper unterstützen:

  • Unter nicht-medikamentöse Maßnahmen fallen verschiedene Möglichkeiten, die Patient:innen insgesamt das Atmen wieder leichter machen sollen. Dazu zählen neben einer gesunden Ernährung und Sport auch gezielte Atemübungen – am besten mit Hilfsmitteln. Denn diese helfen dabei, Schleim abzuhusten und die Atemwege zu weiten, sodass die Atmung erleichtert werden kann.
  • Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft – beispielsweise in Form von Lungensport – hilft außerdem, die Lunge zu belüften und stärkt die Atemhilfsmuskulatur.
  • Stellt sich durch andere langfristige Maßnahmen keine Besserung ein, kann eine Sauerstofftherapie (in der Fachsprache LOT genannt) angebracht sein. Viele Lungenemphysem-Patient:innen leiden zusätzlich unter Schlafapnoe, also Atemaussetzern während der Nacht – hier könnte eine Schlafmaske sinnvoll sein, die mit Hilfe eines Überdrucks die Lunge mit Raumluft versorgt.
  • Als weiteren, aber drastischeren Schritt bieten sich auch operative Verfahren zur Reduktion des erkrankten Lungenvolumens an. Neue und sehr moderne Verfahren arbeiten hier beispielsweise mit Ventilen, die der Lunge helfen sollen, sich zu “entlüften”. Drahtspiralen, sogenannte Coils, haben die gleiche Funktion wie die Ventile. Das Lungengewebe hinter dem Ventil oder Coil auszuschalten, damit es schrumpft und nicht mehr belüftet wird und damit nicht mehr überbläht ist. All diese Eingriffe werden mithilfe einer Lungenspiegelung (Bronchoskopie), die meist sehr wenige Komplikationen hat, und einer sehr kurzen Narkose durchgeführt. Als letzte Alternative und in besonders schwierigen Fällen kann es nötig sein, eine Lungentransplantation in Erwägung zu ziehen. Da es sich hierbei jedoch um einen komplizierten Eingriff handelt, sollten vorher alle anderen Möglichkeiten in Betracht gezogen werden.

Wie kann ich trotz Lungenemphysem ein gutes Leben führen?

Für viele Patient:innen eines Lungenemphysems stellt sich irgendwann die Frage: Wie wird es mir in der Zukunft gehen? Die Antwort darauf ist nicht ganz eindeutig, denn sie ist von Patient:in zu Patient:in unterschiedlich. Was jedoch auf alle gleichermaßen zutrifft: Je früher und je konsequenter eine Rauchentwöhnung stattfindet, umso besser steht es um die Prognose. Zudem gilt es, Exazerbationen, also akute Verschlechterungen, möglichst schnell entgegenzuwirken, sodass sie weniger häufig auftreten.

Wer seine Prognose verbessern möchte, der sollte versuchen, an seinem allgemeinen Gesundheitszustand zu arbeiten, um den Körper bestmöglich zu unterstützen – auch, um das Risiko zu senken, eine Begleiterkrankung zu bekommen. Zudem gilt es, mit Schutzimpfungen vorzusorgen – beispielsweise durch die jährliche Grippeimpfung oder durch eine Auffrischung gegen Pneumokokken. Übrigens: Wer seinen Impfstatus nicht kennt, kann diesen ganz einfach in Apotheken oder bei der behandelnden Praxis abfragen, indem er oder sie einfach den Impfpass vorlegt.

Eine Patient:innen-Schulung macht unter Umständen Sinn – wo und wann diese stattfinden, können die Krankenkassen beantworten; oft bieten auch Ärzt:innen-Praxen diesen Service an.

Während die Diagnose Lungenemphysem sicherlich keine gute Nachricht ist, hängt die individuelle Prognose maßgeblich von der Motivation der Patient:innen ab. Wer aktiv und am Ball bleibt, wird belohnt – mit einer besseren Gesundheit, einer höheren Lebensqualität und damit, wieder leichter atmen zu können.

Quellen:
– Nationale Versorgungsleitlinie Chronisch Obstruktive Lungenerkrankung, 2. Auflage, Version 1, AWMF Registernummer- nvl 003, Stand: 25.06.2021, gültig bis 24.06.2026
– Nationale Versorgungsleitlinie Patienten Leitlinie Chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD; Registernummer 020 – 006, Stand: 01.01.2018, gültig bis 30.06.2022
– Vogelmeier, C. et al.: Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD). Stand 01.01.2018 gültig bis 30.06.2022
– Universitätsklinikum Marburg: Alpha-1-Antitrypsin-Zentrum
– Manych, M.: Prävalenz und Komorbiditäten des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels in Deutschland. In: Pneumologie, 2017, 71(08): 497
– Bundesverband der Pneumologen und Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin: Lungenärzte im Netz
– Foto: Fotolia.com

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